Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1958

/ Nr.10

- S.1

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der Landeshauptstadt Innsbruck
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Iahresabonn. 8 2 0 . — , Einzeln 3 2 . —

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E r h ä l t l i c h l>cim N a t h a n e - P o r t i e r

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Nummer 10

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"21. Jahrgang

Oktob cr

Papstgeüenken im Gemeinöerat
Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck
trat am 9. Ottober 1958 zu seiner ersten und ordentlichen Sitzung nach den Sommerferien zusammen.
Vor dem Beginn der Beratungen hörten die im
Saale Anwesenden eine Gedenkrede des Bürgermeisters für Papst Pius X I I . stehend an:
„Papst Pius X I I . ist heimgegangen. Echte Trauer
ersaht die Welt, denn nicht nur die Katholiken haben
ihren Vater verloren, einen Vater, der ohne Furcht
zu jeder I e i t seines Pontifitates für die Freiheit und
Würde jedes einzelnen Menschen eintrat. Als höchste
sittliche Autorität hat Kardinal Eugen Pacelli als
Pius X I I . sein Pontifitat im März 1939 angetreten,
und sein erster Aufruf galt dem Frieden. Als wesentliche Grundlage hiefür nannte er die Sicherung des
Vlechtes auf Leben und Unabhängigkeit für alle Völker, die Erfüllung der wahren Bedürfnisse und gerechten Forderungen der Staaten, Völker und völkischen Minderheiten und erinnerte an das Verantwortungsgefühl der Staatsoberhäupter, menschliche Satzungen nach den Grundsätzen des göttlichen Rechtes
zu bemessen.
Piuo X I I . hat universell, mit tiefer Einfühlungstrast und einer sicheren Erkenntnis der Kernpunkte zu
den Meuschheitoproblemen der Gegenwart Stellung
genommen und in klarer Formulierung den konkreten
sittlichen Schluß daraus gezogen.
Auch zur Eituatio» der Gemeinden hat der Heilige
Vater mehrfach gesprochen. So ging er in einer eindrultsuollen Nede anläßlich des X I I . Internationalen
Städtetongresses am II«. September l>7»7, in 9lom ans
die einzelnen Themen dieses Kongresses ein und bcmertte unter anderen«:
.Hentc hat die fortschreitende Entwicklung der Gesellschaft und deren Einrichtungen den Charalter der
Städte gründlich verändert: sie sind in einen mehr
oder weniger zentralisierten Staat eingeschaltet; sie
linden einen Großteil ihrer I n i t i a t i u e lind Unabhängigkeit ausgeben müssen, um den Anfordernngen
der Allsrechterhnltung sozialer Beziehungen gerecht
zu werden, die sich über große Teile von Kontinenten
und sogar darüber hinans erstrecken. Wenn sich auch

die Gesamtperspektive geändert hat, bleibt nach der
Familie immer noch die Gemeinde der Schauplatz des
regsten und unerläßlichsten Verkehrs der Menschen
untereinander."
Pius X I I . schloß diese Rede vor Erteilung des
apostolischen Segens mit den Worten:
Mögen sich doch I h r e Gemeinden nicht nur damit
begnügen, das Andenken an ihre glorreiche Vergangenheit zu hüten; mögen sie aus dieser vielmehr die
Kraft für eine intensivere und fruchtbarere Tätigkeit
schöpfen/
Der Heilige Vater hat aus eigenem Erleben einen
Großteil der Erde gekannt.
Auch in unserer Stadt war Nuntius Pacelli kein
Unbekannter, denn er weilte öfters bei uns. Und
wenn Sie heute das Leben Papst P i u s " X I I . in allen
Zeitungen der Welt nachlesen können, so möchte ich
bei diesem Gedenken nur ein kleines Erlebnis bekanntgeben, das ihm im hiesigen Iesuitentollegium
widerfahren ist:
Als der ehemalige bekannte Kirchenhistoriker ?. Pangerl eines Morgens in die Kirche kam, um die heilige
Messe zu lesen, eilte ihm der Mesner aufgeregt entgegen und berichtete, daß ein fremder geistlicher Herr
hier sei, der mit einer anderen Farbe des Mehlleides,
als für diesen Tag vorgeschrieben, Messe lesen wolle.
Obwohl er ihm erklärt hätte, das; er die gewünschte
Farbe an diesem Tage nicht herausgeben dürfe, bestehe jener Herr doch darauf. Professor Pnngerl begab
sich darauf zu dem Geistlichen und fragte, ob er uielleicht das Priliilegium habe, mit einer von ihm gewünschten Farbe zelebrieren zu dürfen. Als er dies
bejahte, befahl Pangerl den» Mesner, das Meßtleid
heranszllgeben. Als nach Schluß der Messe Pangerl
in den Speisesaal des Iesuitentolleginms tau»,
lierrschte dort größte Aufregung, denn ^luntius Pacelli werde am Frühstück teilnehmen.
Eine tleine Episode nm den ^luntiuo Pacelli in
Innsbruck.
3>ie einfache Menschlichkeit des Heiligen Vaters
spürte man immer wieder, auch bei den großen Pavstaudienzen, wenn er sich mit den einzelnen Menschen
verschiedenen Standes oder verschiedener Rasse über