Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.10

- S.59

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Was wurde aus ...

allein 14 bei der Kriminalpolizei waren.
1935 waren es knapp 200 Mann.

Eine Frage der Organisation
Zu Beginn der 1920er Jahre war die Republik eine neue Staatsform, die erst
nach und nach alle möglichen Aufgaben regelte. Dazu gehörte die Frage,
wer die Aufsicht und Kontrolle über die
verschiedenen Polizeikörper einnahm.
Die Republik richtete Bundespolizeidirektionen in den Landeshauptstädten
ein, zum Beispiel 1922 in Salzburg und
1927 in Linz. 1923 verhandelte sie mit
der Stadt Innsbruck über die Verstaatlichung der städtischen Polizei. Die Gespräche scheiterten aber. Die Meinungen waren geteilt: Die eine Seite wollte
die städtische Autonomie nicht beschneiden und die eigene Polizei behalten, die andere Seite strebte Einsparungen an und war für eine Abgabe.
Die Bundesregierung wünschte eine
Zentralisierung des Sicherheitswesens und richtete 1930 die direkt dem
Bundeskanzleramt unterstellte „Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit“ ein, die Kompetenzen der Länder
übernahm. 1933 verordnete die Bundesregierung die Errichtung eines Bundespolizeikommissariats in Innsbruck.
Dies empörte den noch demokratischen Innsbrucker Gemeinderat, sah er

... der Kläranlage? Am 04. Oktober 1996
wurde die neue Anlage in der Rossau
nach knapp fünf Jahren Bauzeit eröffnet. Dabei handelte es sich damals um
eine der modernsten Abwasserreinigungsanlagen Europas. Aktuell entsteht auf dem Gelände der Kläranlage
ein neues Biomassekraftwerk. DH

sich doch in seinen Rechten beschnitten. Die Regierung ignorierte den Protest und setzte einen Bundesbeamten
als Kommandanten der städtischen Sicherheitswache ein. Mit dem Ende der
Ersten Republik, der Installierung des
Ständestaats und der Entdemokratisierung des Innsbrucker Gemeinderats verhandelte der Kommandant über
eine Verbundlichung der Polizei. Die
Verhandlungen zogen sich, es ging um
Kompetenzen und Geld. Die städtische
Sicherheitswache war den politischen
Kämpfen auf der Straße allein nicht gewachsen, Milizen des Staats und der
Heimatwehr unterstützten sie bei den
Februarkämpfen 1934 und bei dem
gescheiterten nationalsozialistischen
Putsch im Juli 1934.
Ein Gesetz des Tiroler Landtags regelte
schließlich, dass alle bis dahin von der
städtischen Sicherheitswache wahrgenommenen Aufgaben an die zu schaffende Bundespolizeidirektion übergingen. Innsbruck verhandelte nur mehr
über die Übernahme städtischer Sicherheitsbeamter durch den Bund, was für
162 (von 214) gelang. Die Bundespolizei
übernahm keine älteren Beamten und
keine, die vor dem Verbot der NSDAP
Mitglieder gewesen waren oder im Verdacht standen, ihr nahe zu stehen. Über
Letztere verlangte die Bundespolizei po-

litische Gutachten. Nicht übernommene Beamte pensionierte die Stadt oder
versetzte sie in neu geschaffene Ämter
wie die Erhebungsstelle oder die Einwohnermeldestelle. Die Übergabe von
Aufgaben an den Bund bedeutete nicht
automatisch eine Einsparung, denn für
den Bundesdienst verlangte die Regierung einen jährlich zu zahlenden Beitrag.

Entstehung von Wachstuben
und der Polizeidirektion
Innsbruck verpflichtete sich außerdem,
eine Kaserne einzurichten, baute um viel
Geld das beschlagnahmte Haus der verbotenen sozialdemokratischen Freien
Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Südtirolerplatz
14–16, Salurnerstraße 2) um. Zudem ließ
die Stadt im Hof ein Gefängnis und Garagen errichten und vielerorts Wachstuben einrichten. Ende Dezember 1935
stimmte der Gemeinderat offiziell dem
Vertrag mit dem Bund zu. Am 01. Jänner 1936 übernahm die Bundespolizeidirektion die Sicherheitsagenden in Innsbruck, Mühlau und Hötting. Im Februar
1936 weihte der Salzburger Fürsterzbischof Sigismund Waitz bei einem Festakt im Beisein zahlreicher Ehrengäste die
Polizeidirektion ein. Die Geschichte Der
städtischen Sicherheitswache war damit
zu Ende.
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