Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.9

- S.58

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Stadtgeschichte

Luftaufnahme des Klärwerkes
Rossau im Südosten der Stadt

Kein feuchter Kehricht
Im 19. Jahrhundert veränderte sich der Umgang der städtischen Bevölkerung mit den
Themen Schmutz und Abfall. Das touristisch erwachende Innsbruck versuchte seinem
Image als „saubere“ Stadt gerecht zu werden und schuf sukzessive die Grundlagen für
das heutige Müllmanagement.
von Susanne Gurschler

F

Bis zur Inbetriebnahme der Kläranlage
Rossau 1969 flossen die Abwässer in den Inn.

ür den deutschen Dichter August
von Kotzebue war Innsbruck eine
Enttäuschung. Eine „schmutzige
Stadt“, in der es „wenig Merkwürdiges zu
beschauen“ gibt, konstatierte er in seinem 1805 veröffentlichten Reisebericht
„Reise von Liefland nach Rom und Neapel“. Ein harsches Urteil, das allerdings
auch auf andere Orte an der Nord-SüdAchse zutraf. Sprachen die Menschen zur
damaligen Zeit über Dreck und Sauberkeit, ging es ihnen primär um Geruchsbelästigung und Staubentwicklung. Den
Müll kippten sie, salopp ausgedrückt, einfach vor die Tür. Das sollte sich Mitte des
19. Jahrhunderts ändern.

Anstieg der Bevölkerungszahl
Innsbruck machte zwar keine Entwicklung
zu einem Industriezentrum durch wie andere Städte, trotzdem stieg die Bevölkerungszahl rasch. Zudem entwickelte sich
die Landeshauptstadt zu einem beliebten
Reiseziel. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, ging die Stadtverwaltung auch im Bereich des Müll- und
Abfallmanagements neue Wege.
58

INNSBRUCK INFORMIERT

Die Infrastruktur ließ zu jener Zeit – speziell was die Hygiene anbelangte – zu wünschen übrig. Die Trinkwasserqualität in
einigen Stadtteilen war schlecht, Sanitäranlagen waren entweder nicht vorhanden
oder hoffnungslos veraltet. Plumpsklos,
in denen gleich mehrere Personen ihre
Notdurft verrichteten, waren keine Seltenheit.
Blieben die Winde aus, die für Reisende in früheren Zeiten maßgeblich für ein
„sauberes Innsbruck“ verantwortlich waren, litten die EinwohnerInnen unter der
Staub­entwicklung und beschwerten sich
über den Gestank aus den teils noch offenen Kanälen. Ab der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts verstärkte die Stadtverwaltung ihre Bestrebungen, ein verbessertes Abwassersystem zu errichten.
Ausschlaggebend dafür war nicht nur die
Geruchsbelästigung. Es galt, Krankheiten
einzudämmen und Epidemien zu verhindern.
Da man um die Gefahren wusste, die vor
allem in verunreinigtem Wasser aus Ziehbrunnen lauerten, entstand 1873 die
Idee, die gesamte Stadt mit Quellwasser