Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.6

- S.30

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© STADTARCHIV INNSBRUCK (2)

Stadtgeschichte

Bürgermeister Franz Fischer spricht zu Bediensteten
und der uniformierten städtischen Polizei im Innenhof des
Rathauses, 1934.

Zwei Diktaturen, ein Weltkrieg:
Verwaltung der Stadt Innsbruck 1934 – 1945
von Dr.in Sabine Pitscheider (Wissenschaftsbüro Innsbruck e. V.)

I

m Februar 1934 löste die Landesregierung den gewählten Gemeinderat
Innsbrucks auf, übertrug dem Bürgermeister und Regierungskommissar
Franz Fischer die alleinige Verantwortung für alle Agenden der Stadt und ordnete ein Sparprogramm an. Die Stadt und
ihre Unternehmen – Elektrizitätswerk,
Gaswerk, Nordkettenbahn, Pfandleihanstalt usw. – waren hoch verschuldet, der
Zinsendienst für eine Anleihe in Schweizer Franken engten zusammen mit den
Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise
und der vom Deutschen Reich verhängten Tausend-Mark-Sperre den Spielraum
städtischen Handelns ein. Lohnkürzungen, Investitionsstopps und Gebührenanhebungen folgten ebenso wie ein Personalabbau. SozialdemokratInnen und
NationalsozialistInnen mussten gehen,
die wenigen Neueingestellten hatten
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eine einwandfreie „vaterländische Gesinnung“ nachzuweisen. Die Verbundlichung der bis dahin städtischen Polizei
zum Jahreswechsel 1935/36 verringerte
die Ausgaben nicht in dem erwünschten
Ausmaß, da die Stadt ein Gebäude – das
beschlagnahmte Haus der verbotenen
Freien Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei, die „Sonne“ – umbauen, einrichten und erhalten musste.

Private mussten übernehmen
Die radikal gestiegenen Kosten für Wohlfahrt versuchten alle öffentlichen Stellen
noch mehr in die private Wohltätigkeit
auszulagern. Innsbruck richtete eine eigene Kanzlei für die Winterhilfe, die das
Sammelwerk des Ständestaates unterstützte, ein, beschäftigte das dafür benötigte Personal aber nur tage- oder wochenweise. Die städtische Bautätigkeit

erlahmte fast vollständig, unbedingt notwendige Renovierungen übernahmen
private Betriebe. Das Stadttheater konnte nur mit Subventionen des Bundes vor
einer Schließung bewahrt werden. Kurz:
Die städtischen Ämter verwalteten den
Mangel.

Neuer Oberbürgermeister
für Innsbruck
Nach dem „Anschluss“ im März 1938
stellte das NS-Regime den ausgewiesenen illegalen Nationalsozialisten Egon
Denz zuerst als kommissarischen, dann
ernannten Oberbürgermeister an die
Spitze Innsbrucks. Die NS-Gemeindeordnung richtete Politik und Verwaltung
noch mehr als die ständestaatliche Gemeindeordnung nach dem Führerprinzip
von oben nach unten aus. Als Ratsherren
bestellte das Regime hohe und höchste

Funktionäre der NSDAP und ihrer Gliederungen.
Radikaler als der Ständestaat „säuberte“
das NS-Regime die Verwaltung von „rassisch Unreinen“ und politisch Unliebsamen. Neue Posten gingen nicht mehr
an fachlich gut oder bestens geeignete
Personen, sondern an anerkannte „Alte
Kämpfer“. Die Personen der Führungsebene waren zumeist schon nationalsozialistisch bewährt und blieben im Amt.
In Angleichung an die Verhältnisse im
Deutschen Reich entstanden neue Ämter,
wie das Standesamt oder das Statistische
Amt. Kulturelle und schulische Agenden
löste die Stadt aus anderen Ämtern heraus und errichtete eine neue Magistratsabteilung.

Neue Ämter entstanden
Im Wohlfahrtswesen ersetzte die Stadt
die ehrenamtlichen Armenbezirksvorsteher durch städtische Angestellte. Angeglichen wurde auch das Steuersystem,
sodass Ämter wegfielen, wie das Gefällsamt, das die städtischen Verbrauchsabgaben eingehoben hatte. Das Regime
verordnete die Ausgliederung aller städtischen Betriebe, die bis dahin von politisch besetzten Verwaltungsausschüssen
überwacht worden waren. Die Stadt fass-

te 1939 das Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerk, die Stadtgärtnerei und die Nordkettenbahn zu den Stadtwerken, heute
Innsbrucker Kommunalbetriebe, zusammen. Von 1939 bis 1941 erwarb die Stadt
die Aktienmehrheit an der Lokalbahn
Innsbruck-Hall, verschmolz sie mit zwei
Busunternehmen und der Patscherkofelbahn zu den Innsbrucker Verkehrsbetrieben und unterstellte diese ebenfalls den
Stadtwerken.

Rege Bautätigkeit
Von 1938 bis 1945 wuchs die Stadt: 1938
gemeindete sie Hötting, Mühlau und Amras ein, 1940 Arzl, 1942 Vill und Igls.
Innsbrucks Verwaltung umfasste nun sieben zuvor eigenständige Gemeinden, die
Befehlswege waren nach dem Wunsch
des Regimes straffer. Eine rege Bautätigkeit setzte ein, denn die Wohnungsnot
war enorm. Neue Stadtteile entstanden,
zuerst für die Einheimischen, nach der
Zuwanderung von SüdtirolerInnen bevorzugt für diese. Mit Kriegsbeginn wuchsen die Aufgaben der Verwaltung, das
Karten- und Bezugsscheinamt entstand,
das Amt für Familienunterstützung sowie das Kriegsschädenamt. Wie schon im
Ersten Weltkrieg übernahmen Frauen die
Aufgaben der zur Wehrmacht eingezoge-

nen Männer, sodass der zuvor sehr geringe Frauenanteil in der Verwaltung stetig
wuchs.
Manche Aufgaben gab die Stadt aus politischen Gründen ab: Die NS-Volkswohlfahrt erzog die Kindergartenkinder im
nationalsozialistischen Sinn, Stadttheater und städtisches Orchester fielen an
das Land bzw. den Gau.
Der Personalstand passte sich den geänderten Verhältnissen an. Zur Zeit „Anschluss“ arbeiteten 808 Menschen für die
Verwaltung, im Mai 1945 waren es 1.342,
bei den Stadtwerken inklusive Innsbrucker Verkehrsbetriebe noch einmal 1.225
Personen.

Was wurde aus
Am 13. Juni 1986 wurde im Alpenzoo die Firstfeier des neuen Aquarienhauses gefeiert. Dort zog nach
Fertigstellung die weltweit größte
„Fischwelt der Alpen“ ein. Seit 2012
leben die rund 50 verschiedenen
Fischarten im neuen Aquarium,
das rund 230.000 Liter fasst – rund
212.000 Liter mehr als im 1986
erbauten Aquarienhaus. DH

120 Jahre
riesenrundgemälde
so 19.6.2016, 14 – 18 uhr

Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum
Bergisel 1 – 2, innsBrucK
Tiroler-landesmuseen.aT

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