Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1958

/ Nr.5

- S.3

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Nummer ö

Amtsblatt der Landeshauptstadt

les Freudenfest, diV Hochzeit ihres zweilgeboreueu
Lohnes Leopold mil der spanischen I n f a n t i n Ludovita, erwähl! balle, sollte sie die Ställe leidvollslem
l^edenlens siir die restliche!! süufzehn Iabre ihres
Gebens finden. Die Iunsbrucker müssen dieses, eines
der bedeutsamsten Kapitel ihrer Stadlgeschichte. mit
einer gewissen Ä^ehnult lesen, denn es liegt zweifellos eine schicksalbestimmte Tragik darin, das; jenes
glanzvolle Hoffest schon durch die Unbilden der Witte
rung start beeinträchtigt, durch den »"löblichen Tod
des Kaisers am Abcad des ltt. August einen derarl
düsteren Ausgang fand.
(Gottfried Pusch schrieb uach der Erzählung seines
Katers noch eigens an den Rand seiner Innsbrucker
Elirouit! „Überhaupt raubte das fortwährende Regenwelter dein allerhöchsten Hofe vieles vergnüge», deun
wenn es eine günstige Witterung gestattet hätte, so
würden oon denselben verschiedene Spazierfahrten
auf das Land, nach Slams, in das Achental, i n das
^illertal, in das Stubai und nach den auf dem M i t lelgebirge so schön gelegenen Dörfern Lans, Mutters,
Axams unternommen worden sein, so aber mußte sich
der Hof statt dieser Ergötzungen bisher abwechselnd
auf Appartements und auf den Theaterbesuch beschränken."
Obige Randbemerkung setzte Pusch zum 13. August.
Am Hofe feierte man das Geburtsfest der Erzherzogin
Elisabeth, die später als erste Äbtissin des Adeligeil
Damenstiftes in Innsbruck lebte. Minister und Adelspersonen kamen, der Kaiserin ihre Glückwünsche auszusprechen. Der Kaiser hängte am selben Vormittag
in seinem Appartement dem Grafen von Rosenberg,
Botschafter am spanischen Hofe, die Ordenstette des
goldenen Vließes um. Das Kaiferpaar wohnte dem
Eheverlöbnis zwischen der Tochter des ersten Oberhofmeisters Graf von Ilhlefeld und dem Kämmerer Graf
oon Waldenstein bei und lud das Brautpaar zur kaiserlichen Tafel. V o n der St.-Iakobs-Pfarrtirche aber
zog eine Vittprozession wegen des schon lange andauernden Regenwetters zur Sieben-Kapellen-Kirche
auf dem Saggen, um eine.gedeihliche Witterung zu
erflehen. Und als tatsächlich abends der Regen nachlief;, begab sich die Hofgesellschaft anf den Nennplatz, um dem zwischen diesem und der Reitschule schon
seit langer Zeit mit einem Aufwände von l 1.000 Gnlde» zubereiteten Kunftfenerwerte zuzusehen. Hören
wir weiter die Erzählung des Gottfried Pusch: „Die
wesenllicheu und schönsten Bestandteile dieses Feuerwerkes bildeten drei große Tempel. I n dem mittleren,
etwas größeren strahlenden Tempel prangte der
Ramenszug Ihrer Majestät der Kaiserin in stärkstem
Brillaulfeuer. in dem einen Seitenlempel befand sich
ebenfalls der Ramenszug Seiner Majestät des römi
schen Königs lJosef II.) allein, wie in dem andere»
Seilentempel ein Gleiches mit dem Ramenszuge seiner
Majestät des Kaisers erfolgen follie. Da fiel plötzlich
ein gewaltiger Regcn und verlöschte den teuern Ramen unseres geliebten Kaisers. Der allerhöchste Hof
zog sich eiligst in die swsbnrg zurück und die große
Masse des Voltes, welches aus diesem Umstände eine
üble Vorbedeutung »ahm, verließ mit schwerer
Ahnung diesen Platz." Es kam der Unglückssonntag,
der 1«. August. Der Ehronist schreibt: ...Heute. Sonntag, war um zwei Uhr wieder große Familieulasel
im Riesensaale. Allgemeiner Einlaß war diesmal

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nicht, nur yoyen ^laudespersouen war der E i n t r i t t
zum Zusehen gestattet. Nach aufgehobener Tafel verfügte man sich alsbald in das Theater
allein! welch
ein Schluß dieses Tages, welch entsetzlicher Wechsel
von Freude und Leid ist eingetreten, Schrecken. Bestürzung und Tränen haben henle mit einmal allen
Jubel und alle Lust zerstört und K"idor war die
traurige Bordeutung bei dem unterbrochenen Feuerwci! teine leere und trügerische. Inmitten von den
Iierzlichsten Freuden und in M i t t e der lirolischen Ration brach nämlich das teure Leben des inniggeliebten
besten Kaisers Franz I. Seine Majestät war heute
morgens noch, wie er es sehr oft zu tun gewohnt war,
zum Tische des Herrn gegangen, speiste wie gewöhnlich mit höchst seiner Familie, war während der
Tafel in der frohesten Laune und ging dann abends in
das Theater, um einem italienischen Schauspiel beizuwohnen. Gegen Ende desselben verließ jedoch Seine
Majestät der Kaiser in Begleitung Seiner Majestät
des römischen Königs das Theater, beklagte sich, als
Höchstderselbe über den langen Gang der Hofburg
zurückging, über eine ihn befallene Schwäche und
wollte eben bei der kleinen Stiege in die Türe
des Vorzimmers Seiner Majestät des römischen Königs
treten, als Höchstselber links an den da selbst wachehabenden Grenadier vom Schlage getroffen hinsank,
von wo man dann Seine Majestät in dieses Zimmer
trug und in das Bett des Kammerdieners Seiner
Majestät des römischen Königs legte. Es wurde sogleich der Iesuitenpriester Parhamer und der Leibarzt v. Stört geholt, allein man bemerkte kein Lebenszeichen, und auf den versuchten Aderlaß floß kein
B l u t mehr, denn in wenigen Minuten darauf, als
man Höchstdenselben in erwähntes Bett brachte, hatte
er auch, und zwar in den Armen seines erstgeborenen

Sohnes, des romischen Königs, schon sein schönes
Leben geendet . . ."
Am Montag, den 19. August, war Innsbruck eine
Stadt der Trauer: „ I n den Straßen geht alles —
ganz im Gegensatz wie früher — niedergeschlagen herum und die tiefe Stille kommt sonderbar vor auf die
rauschenden Hochzeitsfreuden, über welche die schlechte
Witterung wohl wie eine unglücksschwere Wolke hing.
Die wachehabenden Offiziere zogen heute mit Trauerfloren auf die Vurgwache. Sämtliche noch bevorgestandene Festivitäten wurden eingestellt, die dritte
und vierte Abteilung des großen Preisschießens haben
nun auch zu unterbleiben. Alle auswärtigen Herrschaften, welche über diesen so plötzlichen traurigen
Borfall auch äußerst betroffen sind und den herzlichsten Anteil nehmen, wollen nun alle wieder schnell
aus dieser Trauerstälte fort, welche sie auf diese
Weise zu verlasseu wohl nicht daran gedacht haben.
Es sind nicht genug Wagen und Pferde auszutreiben,
weil alles auf einmal ausbrechen w i l l . "
Jene J u l i - und Augusttage des Jahres 1765, Tage
freudevoller
Hochzeitsfeierlichteiten
und
tiefster
Trauer, lassen nun die ^ l l Ausstellungsstücke, die der
Landestonservalor Dr. Osw. Gras Trapp in einem
Katalog mit großein Fleiß und einmaliger Sachkenntnis beschrieben hat, noch einmal aufleben. Die
beteiligten Perfönlichteiten erscheinen in zahlreichen
Porträts bedeutender Künstler. Besonders die aus
Gens entlehnten reizenden Iugendbilder der kaiserlichen Kinder bilden einen lichtvollen Höhepunkt.