Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1958

/ Nr.3

- S.4

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Tette

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

heraus vollbracht, wurden Vorbilder der Pflichlei
füllung weit über die Grenzen unseres Landes
hinaus.
I n schwerster Zeit entstand der Schwur! „ W i r wollen bei allem Trenn nden niemals vergessen, was
uns stets eint. Die Freiheitsliebe und die Liebe zu
Österreich." Das war der Geist, in dem Österreich nach
dem großen Kriege an die Arbeit des Wiederaufbaues ging. Nur weil es die Österreicher verstanden
haben, alles Trennende zurückzustellen, wenn das
Staatsganze es erforderte, tonnte das entstehen, was
das Ausland als das österreichische Wunder bezeichnet. Nur so konnte Öfterreich jenen Weg gehen, der
es aus Elend, Unfreiheit und Not zu bescheidenem
Wohlstand und in die Freiheit geführt hat. Österreich
kann stolz sein auf diese Leistungen. Würdig schließt
sich die Geschichte der letzten Jahre an die große Ver
gangenheit Öfterreichs an. Unser Vaterland hat wieder zu seiner wahren Bestimmung zurückgefunden.
Österreichs Lebensweg zeigt eindringlich, daß der
Staat immer nur das ist und sein kann, was sein
Volk aus ihm macht.
Ob privater Unternehmergeist oder öffentlicher Betrieb, ob Bauer, Arbeiter, Beamter oder welcher Beruf immer, jeder Österreicher hat Anteil an diesem
Werk. Ganz Öfterreich hat Grund, auf seine Leistungen stolz zu sein. Vergessen wir auch eines nicht! es
gehört zur Tradition unseres Vaterlandes, M i t t l e r
zu sein zwischen den Ländern und Völkern. Die geographische Lage läßt Österreich gerade für diese M i t t lerrolle besonders geeignet erscheinen, und als neutraler Staat hat diese alte Seudung neuen InHall
erhalten. W i r Österreicher sind keine engstirnigen Nationalisten, wir wollen weltaufgeschlossene Europäer
sein und bleiben.
Wenn nun eine Iungbürgerin und ein Iungbürger
i n I h r e m Namen geloben werden, der Republik Österreich, dem Heimatland T i r o l und der Vaterstadt
Innsbruck die Treue zu halten, die Rechte als Bürger
eines demokratischen Staates zu wahren, die staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen und den Mitmenschen in Not beizustehen, dann denken Sie, bitte,
daran, daß Sie dieses Gelöbnis für ein Land ablegen,
das auch aus tiefster Not sich stets zu neuem Leben
erhob, das leben und blühen wird, solange die junge
Generation immer wieder mit frischen Kräften dafür
arbeilet und ihm die Treue hält.
Die Zwischenmusik zu „Rosnmunde" von Franz
Schubert leitete über zum Gelöbnis, das ein I u n g bürger und eine Iungbürgerin in Vertretung aller in
die Hand des Bürgermeisters ablegten. Nach den Gelölmisworlen
„Ich gelobe, der Republik Österreich, meinem
Heimatland und meiner Heiinatgemeinde di^
Treue zu halten, meine Rechte als Bürger einc>>
demokratischen Staates zu wahreu. meine staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen und meinen
Mitmenschen in Not beizustehen"
überreichte Bürgermeister Dr. Lugger beiden das
..Tiroler Iungbürgerbuch", worauf diese in herzlichen
Worten für diese festliche Feier dankten und versprachen, sie als Markstein in ihrem jungen Leben stet."
in Erinnerung zu behalten.

Nummer

Vizebürgermeister Hans Flöckinger verabschiedete
nun die Iungbürgerinnen und Iungbürger!
Sehr geschätzte Mitglieder des Innsbrucker
meinderates, Jungbiirgerinnen, Iungbiirger!

Gc

M i r ist die Aufgabe zugefallen, an der heutige»
Feier die letzten verbindlichen Worte zu sagen, bevor
wir auseinandergehen. Ich komme dieser Aufgabe
nach, indem ich trotz der feierlichen Stimmung mil
einer Anekdote beginne, einer Anekdote des amerikanischen Humoristen Mark Twain, der einem Be
kannten folgendes erzählte!
„ A l s kleiner Junge bemerkte ich eines Tages aus
der Straße einen Wagen mit Melonen. Da ich niemand in der Nähe sah, trat die Versuchung an mich
heran, knrz und gut, ich stahl eine Melone und rannte
um die Ecke, um sie zu verzehren. Kanm hatte ich aber
hineingebissen, ergriff mich unwiderstehliche Reue.
Ich lief zu dem Wagen zurück, legte die Frucht auf
ihren Platz und — nahm mir eine reifere."
So oder auch ähnliches haben es. bis auf die M u
sterknaben, w i r alle schon gemacht. Bis zum heutigen
Tag! Aus dem Dilemma der Zeiterscheinungen.
Kriegsfolgen usw. kommt man ganz gerne zu voreiligen Schlüssen, um Urteile zu fällen über die J u gend, die nichts anderes getan hat. als zum Teil das
zu übernehmen, was ihr die Älteren gegeben haben.
Die Frage, ob die Jugend gut oder schlecht ist, wird
damit beantwortet, daß wir, als wir noch jung wa
ren, auch keine bessere Nachrede hatten. Das war noch
die unbekümmerte Zeit der Jugend.
Wenn man aber langsam 14 Jahre all wird, muß
man einen Beruf erlernen, es vergehen die Jahre,
man wird 21 und damit vollwertiger Staatsbürger.
Es beginnt der Ernst des Lebens. M a n versteht zwar
noch nicht die große Veränderung, aber später kommt
einem dann schon der Gedanke, daß es doch auch sein
gutes Bewenden hat mit dem Erfassen der nnn folgenden Aufgaben, die man als Staatsbürger unbedingt verstehen muß.
Ich darf Ihnen heule uamens derjenigen, die mich
beauftragt haben, hier die letzten Worte zu sagen,
danken, daß Sie in so großer Zahl der Einladung zur
Teilnahme an der erstmaligen Jungbürgerfeier der
Landeshauptstadt Innsbruck Folge geleistet haben.
Damit allein kann es jedoch nicht sein Bewenden
finden, ohne nicht auch folgendes zu sagen! Daß wir,
so wie es schon erwähnt wurde, unsere Meinung frei
nußern können, daß wir in Ruhe und Sicherheit
unser Leben frei gestalten können und daß wir an
Sozialeinrichtungen teilnehmen, ohne die wir uns
das Leben heute gar nicht mehr vorstellen können, das
gewährt unser Vaterland Österreich seiner Bevölkerung in einem Maße, wie dies nur wenige Staaten
der Erde tun.
Es ist daher unser sehnlichster Wunsch,"daß Jungbürgerinnen nnd Iungbiirger. jeder und jede, im
Bernfe. wo immer sie stehen, alle Kräfte einsetzen, um
für sich und damit dem Vaterlande das Beste zu
gebeu. Unser zweiler Wunsch gehl dahin, daß Sie
lebhaften Anteil nehmen mögen am Geschehen in der
Gemeindestube, an der Tätigkeit unseres Tiroler
Landtages und nicht weniger der des Nalionalrales,
Jeder Bürger des Staates sollte dies tun. auch der
Iungbiirger, Wenn Sie Interesse dafür finden, zum