Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.12

- S.1

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Nummer 12

Dezember 1957

„Ocnipuntiz Flolicl" — ein Ruhm Innsbrucks sind
dir zum Stift W i l l e n gehörigen Gotteshäuser. M i t
diesen Worten beginnt das Breve Papst Pius X I I . .
durch das er die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau
uuler den vier Säulen in Wilten in den Nana, einer
Ncl8ilica Elinor erhebt.
Die Zeiten, in denen sich die Stadt Innsbruck mil
dem Stift Wilten um den Vorrang ihrer Kirchen gestritten hat, gehören längst der Geschichte an. Neue,
bedeutsame Kapitel der Innsbrucker Kirchengeschichte
hat die jüngste Zeit aufgeschlagen. Als Innsbruck ein
Bischofssitz wurde, hat sich das S t i f t mitgefreut, wenn
diese Ehre auch das bittere Gedenken an den Verlust
des ureigentlichen Bischofssitzes zu Vrixen in Südt i r o l i n sich schloß, und als soeben die Wiltener Pfarrkirche den Titel einer päpstlichen Basilika erhielt, da
war der Innsbrucker Bürgermeister, der eine mächtige, über ein Dutzend K i l o schwere Weihekerze als
Glückwunschgabe mitbrachte, unter den ersten Gratulanten.
Als am 22. Dezember 1369 der Vrizner Weihbischof Burkhard von Lessina den Kirchen zu Sistrans, Lans, Patsch und Ellbogen einen Ablaßbrief
ausstellte, nannte er darin das kleine Dorfkirchlein
von Lans „Ii28i1ic2 «ancti I^amdclti", die Basilika
des heiligen Lampert, vielleicht des heiligen Bischofs
von Freising. Er benützte dabei den Ausdruck „ I ^ i lica" einfach für das Wort „Kirche", ohne zu ahnen,
daß l>00 Jahre später die Multerpfnrre unter größten
kirchlichen Feierlichkeiten in den Ehrenrang einer
Basilika erhoben werden sollte.
Die Ansänge der Wiltcner Gnndenkirche verlieren
sich im Dunkel des 13. Jahrhunderts. Einen ersten
glanzvollen Aufstieg nahm sie aber zu Beginn des
l"l. Jahrhunderts, als der tatkräftige, selige Abt
Wernher drei Jahrzehnte lang die Zügel des Stiftes
straff in Händen hielt. I n seine Regierungszeit fällt
ein Neubau und eine Einweihung der Pfarrkirche,
wahrscheinlich stand das Gnadenbild damals bereits
weilnln im Illuse besonderer Berelirung5würd!gteil,
Und als in jenen Jahren die beiden deutschen Gegen
könige, Friedrich der Schöne von Österreich und Ludwig
der Bayer, mehrmals zu Innsbruck hochpolitische Besprechungen abhielten, dürfte wohl auch die Wiltener

u s

20. Jahrgang

Pfarrkirche die Ehre erfahren haben, sie in ihren
Mauern zu sehen. Meldet ja auch das älteste erhaltene
Votivbild, daß Herzog Friedrich mit der leeren Tasche,
eine der Lieblingsgestalten der Tiroler Geschichte,
seine Knie vor der Wiltener Gnadenmutter beugte.
Leider überliefert uns kein so inhaltsreiches Mirakelbuch wie jenes von M a r i a Waldrast aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts in Wilten erlebte Gebetserhörungen.
Wie an dem jetzigen prächtigen Gotteshaus heimische und bayrische Künstler gemeinsam schufen, so
hat, nach den Worten S. Em. des Kardinals Dr. Josef
Wendel, es sich gut gefügt, daß die Erhebung zur
Basilika der Erzbischof von München-Freising vornehmen durfte, von jenem Freising, das vor etwa
1000 Jahren bereits Güter im Gebiete von Amras
besaß.
Der festliche Empfang des Kardinals erinnert schließlich daran, daß das Gebiet des altehrwürdigen Stiftes
Wilten schon mehrfach höchste Kirchenfürsten betraten,
freilich nicht immer aus erfreulichen Anlässen. Vor
gerade 500 Jahren, im J u n i 1457, weilte K a r d i n a l
Nikolaus von Cusa, Fürstbischof von Vrixen, der letzte
Philosoph des Mittelalters, im Stift, um sich mit
dem Landesfürsten Herzog Sigmund über eine Reihe
strittiger Fragen auseinanderzusetzen. Der sonst eher
friedliebende Fürst überfiel den Kardinal im Stift,
um ihn gefangenzunehmen" als er bei diesem Unterfangen über die Stiftstreppe stürzte, hielt er es für
Miger. sich mit ihm auszusöhnen. Ein Freudenfest des
ganzen ungeteilten Landes T i r o l von Kusstein bis
Ala war es aber, als bei der Jahrhundertfeier von
1.W9 der Salzburger Kardinal Katschtaler am
2!>. August 1W9 am Berg Isel in Gegenwart Kaiser
Franz Josefs I. die Festpredigt hielt. Und eine Feier
des ganzen Landes sollte auch die Erhebung der
Willener Pfarrkirche zur Basilika bilden. Der Fest
Prediger ?. Manfred Hörhammer O (^lp. aus M ü n chen sprach den Wunsch aus. daß der Frieden, der von
der Kanzel der neuen Basilika ausgehe, mit jenen der
italienischen Kanzeln zusammentreffen möge, so daß
dadurch auch eine friedliche Lösung für Südtirol gefunden werde.
Die Erhebung der Wiltener Pfarrkirche zur päpst-