Innsbruck Informiert
Jg.2015
/ Nr.4
- S.58
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© NEUE HEIMAT TIROL
Stadtgeschichte
Erster Südtiroler Wohnbau der „Neuen Heimat“
mit 125 Wohnungen am Sillufer in Innsbruck Sebastian-Scheel-Straße/Erzherzog-Eugenstraße;
Frühjahr 1940.
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
Ein ambitioniertes
Wohnbauprogramm
Die Südtiroler Siedlungen in Innsbruck
von Helmut Alexander
I
m Sommer 1939 vereinbarten Vertreter des nationalsozialistischen
Deutschen Reiches und des faschistischen italienischen Staates die Option
und Umsiedlung der SüdtirolerInnen, als
deren Folge im Verlauf der folgenden vier
Jahre rund 75.000 Menschen ihre Heimat
südlich des Alpenhauptkamms verließen.
Bevor diese Umsiedlung in Gang kam,
wurden für die zu erwartenden „Rücksiedler“ – wie sie im damaligen NS-Jargon
bezeichnet wurden – in ganz Österreich
Wohnungen geplant und in Tirol und Vorarlberg die größte Wohnbauaktion während des Krieges gestartet, die den Neubau von 10.000 Wohnungen zum Ziel
hatte.
Dringlichkeitsskala eingereiht wurde, wodurch vor allem die dafür erforderlichen
Baustoffe und Arbeitskräfte zur Verfügung sichergestellt werden sollten. Diese Konditionen führten dazu, dass auch
bereits geplante und z.T. schon in Ausführung begriffene Bauvorhaben in die
„Sondermaßnahme“ aufgenommen wurden, damit sie beschleunigt fertig gestellt
oder überhaupt zu Ende geführt werden
konnten. Daher ist es nahezu unmöglich,
„echte“ Umsiedlungsbauten von anderen
zu unterscheiden, die in den Akten mehr
oder weniger oft, aber keineswegs immer mit einem „Sonder“-Begriff etikettiert wurden.
„Sondermaßnahme S“
Ein ambitioniertes
Wohnbauprogramm
Es war ein ehrgeiziges Programm, das
als „Südtiroler Sonderaktion“ oder „Sondermaßnahme S“ bezeichnet und somit
als „staatspolitisch wichtiges Bauvorhaben“ eingestuft sowie in eine bestimmte
Für die Durchführung der „Sondermaßnahme Südtirol“ in der Gauhauptstadt
Innsbruck wurden die städtische Baubehörde sowie die Wohnbaugesellschaft
„Neue Heimat“ als Bauträger ausersehen.
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Bereits im August 1939 wurde der Umfang des Bauprogramms konkretisiert
und der Innsbrucker Oberbürgermeister
beauftragt, zunächst 600 Wohnungen
durch die Stadtgemeinde zu errichten,
in deren Eigentum die Wohnungen auch
übergehen sollten. Damit bot sich für die
Stadtverwaltung die Gelegenheit, bestehende Baulücken im Stadtteil Wilten an
der Fischer- und Zollerstraße, im Ortsteil
Pradl an der Lang- und Gumppstraße sowie bei der Pradler Kirche zu schließen.
Die ehemalige Südtiroler Siedlung
Speckbacherstraße 40 im Herbst 2012.
INNSBRUCK INFORMIERT
© HELMUT ALEXANDER