Innsbruck Informiert

Jg.2015

/ Nr.1

- S.60

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Stadtgeschichte
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum

Innsbruck vor 100 Jahren
Am Anfang des sechsten Kriegsmonats
von Mag.a Anneliese Außerdorfer

01. Jänner 1915
Der stille Silvester. […] Der sonst übliche
Silvesterunfug ist diesmal vollkommen
ausgeblieben.

02. Jänner 1915
Ein Russe als Brandstifter im Arrest. In
der Silvesternacht ungefähr um 12 Uhr
nachts brach in einem Polizei-Arrestlokale, die im zweiten Hofe des Innsbrucker Rathauses untergebracht sind, Feuer aus. Von den darin befindlichen acht
Betten sind sechs samt den Strohsäcken und den Wolldecken zum größtenteil verbrannt, wodurch der Stadtmagistrat einen Schaden von etwa 200 Kronen
erleidet. Die Entstehungsursache war folgende: In diesem Arrestlokale ist seit 5.
November ein Russe namens Krzesiek,
der auch als Anarchist in Evidenz geführt
wird, in Schubhaft.
Seit etwa 14 Tagen war er mit einem italienischen Deserteur in diesem Arreste allein und beide vertrugen sich recht
gut miteinander. Vorgestern verlangte
sich der Italiener heraus, da er mit dem
Russen angeblich in Feindschaft geraten
war und diesem nicht mehr traute, weshalb er in ein anderes Arrestlokal gegeben wurde. In der Silvesternacht mußte
aber ein anderer Häftling zu dem Russen gegeben werden. Dieser, kaum als
er eingeschlafen war, erwachte plötzlich
infolge Hitze und sah das ganze Lokal in
Flammen; er machte sofort Lärm, worauf
der Wachmann Salouschek erschien, der
gleich die Berufsfeuerwehr verständigte,
die den Brand bald löschte.
Der Mithäftling gab über Befragen an, er
habe, als er sich schlafen legte, gesehen,
wie der Russe eine Schachtel Zündhölzer
unter einem Bette hervorsuchte und sich
ein Zigarettenstümpfchen anzündete. Er
schlief aber dann ohne Bedenken ein.
Krzesiak hatte den Brand wahrscheinlich
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innsbruck informiert

deshalb gelegt, um in dem beim Löschen
entstehenden Trubel vielleicht flüchten
zu können, was ihm aber nicht gelang.
Der Brandstifter wurde, da er sich sehr
gut bewußtlos zu stellen verstand, durch
die Rettungsabteilung ins Spital abgeliefert, aber noch gestern Vormittag wieder
geholt und durch die Polizei dem Landesgerichte überstellt.

05. Jänner 1915
Ungeeignete Rodelbahnen. Man berichtet uns: Das Rodeln durch die schmale Kirchgasse und durch die Fallbachgasse in St. Nikolaus ist für die Rodler sehr
gefährlich, weil jetzt die Straßen vereist
sind und das Tempo der Rodler ein sehr
rasches ist. Diese sollten verhalten werden, sich zu ihrem Vergnügen einen anderen, geeigneten Platz außerhalb des
Verkehrs auszusuchen.

ler am Burggraben sind Wollsachen und
Bürsten ausgestellt, welche die Blinden
angefertigt haben.

15. Jänner 1915
Wem gehören die Gemshäute? Ein Polizist fand unter der zum rechten Innufer hinabführenden Steinstiege nächst
der Großmarkthalle drei Gemshäute, zwei
Winterhäute und eine Sommerhaut. Diese rühren wahrscheinlich von einem
Diebstahl her.

16. Jänner 1915

09. Jänner 1915
Die Blindenkinder-Arbeiten für unsere Soldaten! Rührend und ergreifend ist
es, zu hören und zu sehen, daß auch die
Kinder im Blinden-Institut in InnsbruckPradl für unsere Soldaten arbeiten. In einem Schaufenster des Geschäftes Gert-

Frauenhilfsaktion für den Krieg. Erlerstraße 16. Die Frauenhilfsaktion hat am
Schlusse des Jahres ihre Tätigkeitsbilanz
gemacht. Sie gibt 116 Kindern täglich in
der Volksküche ein Mittagsbrot, 25 Frauen bekommen täglich für ihre kleineren
Kinder Milch, in unsere Nachmittagskaffeeverteilung kommen 60 bis 70 Personen, die eine Tasse heißen Kaffee und ein
Brot bekommen, durch unsere Vermittlung haben wir 300 Mittagsfreitische in
Familien, so daß wir täglich über 500 Personen unsere Hilfe angedeihen lassen.
Außerdem kamen bis heute 1000 Volksküchenmarken zur Verteilung. […]