Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.8

- S.3

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Amtsblatt der Vandeohauptstadt Innsbruck

Enscmblelunsl, wie sie in solcher Dlirclibildung lvohl
taum einer anderen Bühne eigen wurde. Wen» wir
so in kurzen Julien der eiilnlaligen tünstlerischen Per
sönlichteil Ferdinand Exls gedachten, so deshalb.
weil danut Weg und Ziel der Exl-Bühne. dem sie
stets in unbeirrbarer Konsequenz treu blieb, gezeichnet erscheint. Als ein Beweis für die Wertschätzung
dieser lüustlerischen Irene darf die Tatsache uer
zeichne! werden, das; in Abständen r»on wenigen Iah
reu immer wieder ein Mitglied der Exl-Bühne als
Träger des Ehreliringes ansscheint.
Fand die Exl-Bühne in Ferdinand Exl ihren
schöpferischen Gründer und Keiler, so stand ihm noni
ersten Tag an in Eduard Köct das liinstlerische (Gewissen, der geniale Spielleiter und Gestalter der
literarischen Rote zur Seite. Sein Nollengebiet umspannte bäuerliche Gestalten tiefster, oft dämonischer
Tragik lind lustige, lockere Lumpen- und Intriganlensignren von oft drastischer, ja grotesker Wirkung.
Sein Grutz in „Erde", sein Alt-Nott in „Glaube und
Heimat", sein Raffl in „Judas von Tirol", sein MedVater und Gafleiner in den „Sieben Todsünden" sind
Leistungen, die in ihrer Art als unerreicht, ja vielleicht sogar als künftighin unerreichbar bezeichnet
werden müssen. Die am 8. November 1932 erfolgte
Verleihung des Ehrenringes trug dieser Tatsache
Rechnung.
Zehn Jahre später, am 12. Juni 1942, können wir
erleben, daß wiederum einem Mitglied der ExlVühne der goldene Ehrenring über den Finger gestreift wurde. Der junge Ludwig Auer wollte ursprünglich Bildhauer werden und ergriff dann auch
wirtlich diesen Beruf, wenn auch in anderer Auswirkung: er formte als Schauspieler der Exl-Vühne,
der er seit 1904 als ständiges Mitglied angehörte,
unzählige Volkstypen mit wahrhaft bildhauerischer
Plastik. Das Charakteristische in seinem „Grillhofer"
und „Vrenninger" vertieft sich im „Sandberger" und
im „Raz", besonders aber im alten „Giggl" zur
Dämonie, zu einmaliger Gestaltung seelischer Spannungen. I m Gegensatz dazu erreichte Ludwig Auer,
der auch ein Meister der Maskenkunst war, in seinen
pfiffig-schlauen alten Ehemännern, Großvätern und
Junggesellen im heiteren Spielplan der Ezl-Vühne
eine unübertreffliche tomische Wirkung.
Kehren wir aber zur Eröffnungsvorstellung der
Ezl-Biihne zurück! Als an ihrem ersten Abend auch
ein blntjnnges, bildhübsches Mädchen als Anneri
Birtmair in Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld"
auftrat und ihren wesentlichen Anteil am Erfolg
erntete, ahnte wohl niemand, das; damit eine schauspielerische Laufbahn begonnen hatte, die zur höchsten
künstlerischen Entfaltuug führte. Es war Anna
Gstöltner, eine der drei Töchter des Schuhmachermeislers Hans Gstöttner, die dieser, selbst von feurigem Theaterblut Beseelte, zur Bühne brachte. Seit
jener Eröffnungsvorstellung hat dann Anna Gstöltner, die bald Frau Exl wurde, als unentbehrliche und
kongeniale Partnerin Ferdinand Exls dell gesamten
weiblichen Rollentreis voltslümlicher Dramatik von
Anzengruber bis zur Moderne mitgemacht und mitgespielt. Begreiflicherweise erreichte sie ihre Höhepunkte in deil Werten der Tiroler Dramatiker Franz
Kranewitler. Karl Echönherr. Rudolf Brix und Hans

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Ranzi. Alis der na inen Liebhaberin wurde bald eine
..Trutzige" voll prachtvollen ^ügen, die später im
..Weibsleufel" lind ..Frali Suitner" kaum zu übertreffende tlaffische Prägungen erfuhren. Die herben
Elemente der Künstlerin schnse» ihre „Mena" in
..Erde", ihre dämonische ..Eav" und die in tragikomischer Mischling einzigartige „Filimnnde". Von
ganz besonderer Eindruckskrafl waren ihre Rollen
als Mutter, wie die Rolli» in ..Glaube und Heimat",
die Hoferin in „Andre Hofer", die Rot-Adler-Wirtin
in „Volt in Rot". Es stellt die Behauptung keine
Übertreibung dar, das; Anna Exl diese Rollen nicht
spielte, sondern lebte. Daraus entsprang auch die
faszinierende Wirkung auf Publikum und Mitspieler,
die sie zu immer größeren Leistungen emporriß. Als
Ferdinand Exl seine Augen für immer geschlossen
hatte, da führte Anna Exl sein Werk weiter.
Der Zähigkeit in der Verfolgung des einmal als
richtig erkannten Weges war es zu verdanken, daß sich
den künstlerischen Erfolgen der Exl-Vühne in der
Heimat alsbald solche in anderen Städten Österreichs,
vornehmlich in Wien, und im Auslande zugesellten.
Bereits im Jahre 1903, ein Jahr nach der Gründung,
sehen wir die Exl-Vühne auf Gastspielen in Hall,
Schwaz und Kufstein. 1904 schloß sich bereits eine
Reise nach Basel, Freiburg i. Vr., Zürich, Köln,
Koblenz, Barmen und Metz an. I m Herbst desselben
Jahres reiste die Exl-Vühne auch zum ersten Male
nach Wien, wo sie im Theatersaal von Weigls Dreherpark im 12. Bezirk ein zweimonatiges Gastspiel
absolvierte. Da es Exl für seine vornehmste Pflicht
hielt, für das Auskommen seiner Mitarbeiter, von
denen die meisten ihre bürgerlichen Berufe oder das
Studium aufgegeben und sich restlos der Exl-Vühne
verschrieben hatten, zu sorgen, dies jedoch nur durch
Gastspielreisen möglich war, begann nun die Zeit der
großen Reisen, die die Ezl-Leute jahrzehntelang oft
unter den größten Strapazen kreuz und quer durch
ganz Europa führte. Vudweis, Pilsen, Eger, Teplitz,
Aussig und Vodenbach waren die ersten Spielorte im
Norden der alten Monarchie. 1908 gelang es dann,
in Wien, im Raimundtheater, ein vierzehntägiges
Gastspiel abzuschließen, das sehr erfolgreich war und
vom gesamten Wiener Theaterpublikum wohlwollend
gewürdigt wurde. Der Sommer 1910 war für die ExlVühne insoferne bedeutungsvoll, als es durch hervorragende Interpretation namhafter Autoren gelang, den,
Miener Voden endgültig zu erobern. Immer weiter
drang der Ruf und der Ruhm der Exl-Vühne. Von
Verlin, das die Exl-Bühne 1913 das erstemal besuchte, ging es weiter nach Amsterdam, Rotterdam,
Haag und anderen Städten in Holland. Räch der
zwangsläufigen Neisepause während des ersten Weltkrieges folgten wiederum Fahrten durch ganz Europa
und selbstverständlich auch immer nach Wien. Auch die
Zeil »lach Veendigimg des zweiten Welltrieges sah
die Exl-Vühlie wieder in ungebrochener Kraft am
Wert. Und auf zahlreichen Gastspielreisen im I n uild Ausland bewieseil die Exl-Leute ihre einmalige
Darstellungsluust.
Es sei mir gestattet, mich in diesen turzen Hinweisen auf die reiche Tätigkeit und das verdienstvolle
Wirten der Exl-Nühne zii begnügen, denn es würde
hier zu weit führen, das Wert der Ezl-Vühne im