Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.12

- S.58

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2014_Innsbruck_informiert_12
Ausgaben dieses Jahres – 2014
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
S t a d t ges c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 7/2014

A u s de m S t a d t a r c h i v / S t a d t m u se u m

Kupfer – Glas – Leder
Was haben all diese Materialien gemeinsam? Sie alle dienten im 19. Jahrhundert als Bildträger für Fotografien.
Fotografien auf versilberten Kupferplatten – die so genannten Daguerreotypien – gibt es seit 175 Jahren.
Vo n M ag . a Dag m a r K r e i d l

F

ür die Menschen im 19. Jahrhundert kamen frühe Fotografien einem Wunder gleich. Ein
naturalistisches Abbild in Händen zu
halten, ohne die kostspielige und zeitaufwändige Arbeit eines Porträtmalers
in Anspruch nehmen zu müssen, war
revolutionär.
Am Beginn der Entwicklung steht die
Daguerreotypie, benannt nach dem französischen Bühnenmaler Louis Jacques
Mandé Daguerre (1787–1851). Aufbauend auf den Grundlagen von Nicéphore
Niépce, entwickelte Daguerre das erste
praxistaugliche Verfahren. Erstmals 1839
an der Pariser Akademie der Wissenschaften präsentiert, stand die Erfindung
umgehend der Öffentlichkeit zur freien
Verfügung. Daguerre hatte die Rechte
an dem Verfahren gegen eine lebenslange Rente an den französischen Staat
verkauft. Noch im selben Jahr konnte in
Alttirol (Rovereto) erstmals eine Daguerreotypie bewundert werden.
Eine Daguerreotypie ist ein Negativ
auf einer versilberten Kupferplatte. Die
durch Einwirkung von Joddämpfen lichtempfindlich gemachten Platten wurden
in eine Holz- oder Metallkamera geschoben und belichtet. Nach der Belichtung
mussten die Trägerplatten in der Dunkelkammer sofort mithilfe von Quecksilberdämpfen entwickelt werden. Das
aufgenommene Motiv kam seitenverkehrt zum Vorschein. Die anschließende
Fixierung erfolgte anfänglich mit einer
Zyankalilösung, später mit Fixiersalzen.
Bei dieser Methode blieb die Oberfläche
äußerst empfindlich und musste hinter
Glas gesetzt und luftdicht verklebt werden, damit sie nicht wieder verwischte und vor Oxidation geschützt war.
Daguerreotypien sind Unikate, die nicht
vervielfältigt werden konnten, und somit
verstärkte sich der Eindruck des Besonderen. Darüber hinaus betonten die fein
strukturierten Bilder auch die handwerklichen Fähigkeiten des Daguerreotypis-

© Stadtarchiv/Stadtmuseum (4)

58

Brustporträt eines unbekannten
Mannes. Daguerreotypie im Lederetui
um 1850/55. Original im Stadtarchiv/
Stadtmuseum Innsbruck.

Unbekannter Mann
mit Pfeife in der
Hand. Das Dreiviertelporträt in sitzender
Position war zu jener
Zeit äußerst beliebt.
Daguerreotypie
unter achteckigen
Papierpassepartout
um 1855. Original im
Privatbesitz

ten, die sich im Übrigen im Umgang mit
den giftigen Dämpfen einem hohen Gesundheitsrisiko aussetzten.
Aufgrund der langen Belichtungszeiten verwendete man die Daguerreotypie
anfänglich nur für Architektur- und
Landschaftsaufnahmen. Erst technische Verbesserungen verkürzten die Be-

lichtungszeiten deutlich von anfänglich
bis zu 14 Minuten auf 25 Sekunden und
ermöglichten so auch das kleinformatige Porträtfoto.

Das Porträtfoto
Das Porträtfoto fand rasch Eingang vor
allem in den bürgerlichen Schichten