Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.11

- S.58

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Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum

Ein versteckter Erinnerungsort
Sakrale Wandmalereien in einem Innsbrucker Luftschutzkeller
von Dr.in Michaela Frick

I

m heurigen Gedenkjahr an den Beginn des 1. Weltkrieges vergisst man
oft, dass dieser die Basis für den
noch schwereren 2. Weltkrieg gelegt hat.
Durch den Einsatz von zerstörerischen
Waffen kam es im Zweiten Weltkrieg zu
wesentlich größeren baulichen Schäden,
dazu kamen noch die psychische Belastung durch die Nazis und die systematische Verfolgung der Juden. Die Umsetzung eines strategischen Bombenkrieges
führte schon in den späten 1930er-Jahren und besonders ab 1940 zum Einbau
von Schutzräumen in öffentlichen Bauten und auch in privaten Wohnhäusern,
in denen die Menschen während der Angriffe Schutz fanden. Dass sich in dieser
furchtbaren Zeit da und dort auch positive Dinge entwickeln konnten, zeigt ein
versteckter Erinnerungsort im Keller des
Hauses Bozner Platz 4 in Innsbruck.
In Innsbruck fanden zwischen dem 15.
Dezember 1943 und dem 20. April 1945
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innsbruck informiert

insgesamt 22 Luftangriffe statt, die große Schäden an Gebäuden und Kunstdenkmälern, aber auch große Wunden
in den Seelen der Menschen verursacht
haben. Zum strategisch wichtigsten Angriffspunkt zählte der Bahnhof, weshalb
die Gebäude in Bahnhofsnähe besonders
gefährdet waren. Bereits beim 1. Luftangriff wurde das Haus Bozner Platz 4 stark
beschädigt. Im Luftschutzkeller dieses
Hauses erlebte Prof. Dr. med. Friedbert
Scharfetter im Alter von sieben Jahren
den Angriff gemeinsam mit seiner Mutter
und seinen damals zwei Geschwistern.

Persönlicher Erinnerungsort
Die Besonderheit ist, dass sich dieser
Luftschutzkeller trotz späterer Teilung bis
heute erhalten hat. Er besteht aus einem
Vorraum und dem eigentlichen Schutzraum. Der Bunkerbereich zeigt heute noch seine ursprüngliche Anlage und
Ausstattung mit von Ost nach West ver-

laufenden verputzten Stahlunterzügen
als Trümmerschutz, Abort- und Schutzraumtüren, Notausstieg, Luftschutzgittern und -klappen an den Fenstern.
Seine Einzigartigkeit erhält der Luftschutzkeller jedoch durch die Ausmalung des Vorraums, mit der sich Friedbert Scharfetter zehn Jahre nach dem
Bombenangriff einen persönlichen Erinnerungsort geschaffen hat. Diese Singu-