Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.4

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

spitz der ragenden Series und ihrem gröberen A
der Saile. dein glltiiiiitigen Rundtopf des Patscherkofels und der Wund des Kellerjochs, die de» Vlick
gegen das Unteriiinlal abschließt, der wird den un
säglichen Stimmnngseindrnck nie vergessen. Und wir
stehen auf geschichtlichem Boden. Hier ist noch die
Zeit des Kaisers Kilarimilion lebendig, der Stadt
und Land a»l I n n über alles lieble. Nicht bloß die
Weiherburg. die sein Jagdschloß war. kündet von dein
letzten Ritter. Die ganze Altstadt trägt das Gepräge
seiner Zeil, der Spätgotik »nd der heraufkommenden
Renaissance. Nicht umsonst blickt darum der Kaiser
im (Goldenen Dacht der alten landesfiirstlicheu Burg
mit seiner ersten nnd zweiten Gelnahli» und nochmals mit Kanzler und Narr hinter teppichbehangenem Söller herab auf den Stadtplatz. (5r sieht noch
heute s e i n e Stadt mit ihren Laubengängen und
dem verschwenderischen Erterschmnck an den hochgetürmten Häusern, aus denen auf wuchtigem gequadertem Unterbau der wehrhafte Stadtturm aufragt
mit seiner stolzen Kupferhaube, von der sich am
Grund noch vier kleine Kupferhauben abspalten, um
die rundlichen Eckerker zu krönen. Es ist durchaus das
V i l d einer deutschen Stadt, das sich uns darbietet,
das V i l d einer deutschen Stadt am Ausgang des
Mittelalters. Die welschen Stirnmauern des 17. und
l8. Jahrhunderts, die teils gerade, teils in geschwungenem Vogeu die Däther verdecken, vermögen nichts
daran zu ändern. Nur wenige Schritte sind es vom
GoldenenDachl. am Deutschordenshaus und am Vurgriesen vorbei, zur Hofkirche, die das Grabmal M a x i milians birgt, mit dem erlauchten Totengefolge ein
einmaliges, eindrucksvolles Kunstwerk. Verlassen w i r
aber die Altstadt, umfängt nns die Welt des Barocks.
Des Barocks in allen seinen Formen. Von «der imponierenden Strenge des 17. Jahrhunderts, wie sie uns
in der Iesuitenkirche und in der Alten Universität
entgegentritt, bis zu dem heiter-fröhlichen und doch
selig-frommen I n b e l des Rokokos in St. Jakob und
in der Wiltener Pfarrkirche. Der Gunst der Habsburgischen Landesfürsten des Iti. und 17. Jahrhunderts,
die in Innsbruck ihren Hof hielten, hat die Stadt
manches zu danken. Die Hofbnrg aber in ihrer heuligen Gestalt hält das Andenken an die große Kaiserin M a r i a Theresia wach. W i r durchschreiten dann die
Straße, die ihren Namen trägt, mit der hochragenden Annasante, die. wie Gschnitzer so schön sagt, das
Göttliche zn den Bergen und noch über die Verge
hinauf in den Himmel trägt. W i r durchschreiten diesen lichten Festsaal unserer Stadt und stoßen auf ein
Denkmal, das nochmals auf die Kaiserin hinweist,
die Triumphpsorle. Ein freudiges und ein trauriges
Ereignis hält sie fest. Gegen Wilten hin erinnert sie an
die Innsbrucker Hochzeit zweier Binder der Kaiserin,
auf der anderen Seite aber mahnt sie an den zur
selben Zeil erfolgten jähen Tod des Kaisers Franz
Stephan von Lothringen. Von der Trinmphpforte.
vorbei an dem altehrwürdigen Stifte Willen, ist es
nicht mehr weit zum Berg Isel, dieser Nuhmesstätle
Innsbrucks und des ganzen Landes. Der Freiheitskrieg von ittW ist unvergessen. Jedes Kind weiß vou
Andreas Hofer nnd seinen Mitkämpfern. So ist es
durchaus sinnvoll, daß man den Berg Isel auch zur
Gedächtnisstätte der Gefallenen der beiden Weltkriege

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gemacht hat und daß die Kaiserjäger, diese ruhinbedeckte Kerntrnppe unseres Landes, dort ihr Museum
misgerichlel haben, überall treten uns in Innsbruck
Zeugen einer großen und stolzen Vergangenheit ent.
gegen. Ader diese Vergangenheil ist nicht tot, sie ist
zugleich beglückende Gegeuwarl. Während wir an
anderen Orten vor allen Vnnlen. wie Hermann Vahr
einmal gesagt hat. uns einer beklommenen Rührung
lnnm erwehren können, weil die Wcrte so verloren,
so vergessen in einer fremden Well stehen, ist hier
Ältestes immer noch mit uns zusammen. Eine glückliche Denkmalpflege, für die wir dein Herrn Landeskonservator nicht genng dankeil tonnen, weiß die Pietät für das historisch Gewordene mit den Erfordernissen der neuen Zeit zu verbinden. Ich möchte nicht
den Eindruck erwecken, als ob ich Innsbruck nur als
eine altertümliche Stadt, wenn auch von hohem
Rang, betrachte. Ich weiß, daß ili re Verwaltung
den Forderungen der Gegenwart vollkommen gerecht
wird. Ich weiß, daß sie daran ist, alle Einrichtungen
zu modernisieren, ihre sozialen und kulturellen Aufgaben zu erfüllen, der Wirtschaft, dem Fremdenbesuch und dem Sport zu dienen sowie dem hochentwickelten Verkehr neue Wege zu erschließen. I n n s bruck ist eine moderne Stadt und hat die schweren
Schäden des zweiten Weltkrieges so gut wie überwunden. Ja, sie hat sie dazu benützt. Schöneres und
Besseres an die Stelle des Zerstörten zu setzen. So
mag die Stadt getrost in die Zukunft blicken. Der
Bürger aber darf sagen: „Hier ist gut sein." Von dieser schönen, alten und doch modernen Stadt, von diesen aufgeschlossenen, tatkräftigen, ihrer Sendung bewußten Männern geehrt zu werden, ist für mich eine
hohe Auszeichnung und große Freude. Ich bin glücklich, daß ich den Beifall der Zeitgenossen in so reichem
Maß für eine Tätigkeit erhalte, welche die interessanteste und schönste war, die ich einzuschlagen wußte.
Am Ende meines Lebens erkenne ich. wie Helmholtz
gesagt hat, die ganze Gedankenwelt der zivilisierten
Menschheit als ein fortlebendes und sich weiterentwikkelndes Ganzes, dessen Lebensdauer der kurzen des
einzelnen Menschen gegenüber als ewig erscheint. Unter diesem Gesichtspunkt darf sich der wissenschaftliche
Arbeiter sagen, daß er mit seinen kleinen Beiträgen
zum Aufbau seines Faches einer cwigen, heiligen
Sache dient. Damit aber wird ihm seine Arbeit selbst
geheiligt. So lassen Sie mich, hochverehrte Herren der
Stadt Innsbruck, an der Spitze der Herr Bürgermeister, Ihnen von Herzen danken für die kostbare
Gabe des Ehrenringes. Der Ring ist von alters her
das Symbol der Treue. M i t einem R i n g hat sich einst
der Doge von Venedig dem Meer vermählt. Der Ring
verbindet den Bischof mit seinem B i s t u m , den Abt
mit seinem Stift. Den Ring lausche» zum Unterpfand
Verlobte nnd Eheleute. Ein Ring wird auch dem
Dollor ^ i l i üuxpnii,"" verliehen, er soll seinen Träger
dauernd all die Wissenschaft fesseln. I m gleichen Sinn
nehme ich. Herr Bürgermeister, tiefbewegt den Ehrenring aus I h r e r Hand entgegen. Ich will Innsbrnck
die Treue hallen bis zum Tod. Es lebe Innsbruck,
es lebe T i r o l !
Die Feierstunde wurde musitalisch umrahml von
Durbielungeu des Städtischen .^ammerorchesters unter der Leitung von Musikdirektor K u r t Raps.