Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.3

- S.3

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Nummer 3

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 3

Abschied von Dr. Franz Hörtnagl, Stadtphysikus i. N.
Eine .aro»" T lauergemeinde versammelte sich am
frühen Rachmittag des 1. März 197»7 am Städtischen
Weslfriedhof. lim dein ani 2li. Februar in Schwaz
verschiedenen Stadlphysitus Dr. Franz Hörtnagl das
letzte Geleil zu geben. Inmitten zahlreicher Persönlichteiten der Innsbrucker Bürgerschaft schritten auch
Bürgermeister DDr. L u a a e r. Mngistratsdirettor
Dr. M a n g u t s ch sowie die Abteilungsleiter als
Vertreter des Magistrates. Pnntt 17, Uhr begann
hochwürdigster Probst Dr. H u b e r die Einsegnung.
Am offenen Grabe sprachen verschiedene Persönlichkeiten. Aus den Reden konnte man entnehmen, wie
planvoll der Verstorbene seine Fähigkeiten im Dienste
der Stadt und Tirols einzusetzen wußte.
Sein Geburtshaus war der alte Hörtnaglhof in
der Egerdachstraße, wo er am 13. Jänner 1875 als
Bruder des für Innsbruck später so verdienten Ehrenbürgers Hans Hörtnagl zur Welt kam. Franz Hörtnagl absolvierte seine Schulstudien in Innsbruck und
promovierte 19W zum Doktor der Medizin, anschließend praktizierte er an den hiesigen Kliniken. Schon
als Student trat er dem damals ganz jungen Akademischen Alpenklub bei und begann damit seine Laufbahn als Miterschließer unserer Hochgebirgswelt.
1902 eröffnete er für kurze Zeit eine Privatpraxis
im Hause Museumstraße 2. Seine Fähigkeiten, die
mehr auf dem verwaltungsmäßigen Gebiete lagen,
veranlaßten ihn nach dem Ableben des Stadtphysikus
Dr. Haumeder 1905, sich um diese Stellung zu bewerben" er erhielt sie und blieb in diesem Amt bis 1934,
also durch 28 Jahre. Das damalige Stadtphysikat war
noch sehr klein und in seinen Befugnissen einge-

schränkt. Um so höher sind die Leistungen zu schätze!!,
die besonders im ersten Weltkrieg auf dem Gebiete
der Abwehr der Insettionstrantheiten vollbracht
wurden, Von den zahlreiche!! Seuchculazaretten des
M i l i t ä r s drohte der Einwohnerschaft dauernd Gefahr.
1923 übernahm Hörlnagl auch die Leitung des damals noch städtischen Allgemeinen Krankenhauses und
des städtischen Sanatoriums. Seine Leistungen auf
diesem Gebiete waren außerordentliche, und seine
wirtschaftlichen Gebarungen erlaubten sogar Nenbauten aus eigenen M i t t e l n des Krankenhauses. Die
Verdienste Hö"rtnagls wurden durch die Verleihung
der Ehrenmitgliedschaft der Universität Innsbruck gewürdigt. Seine Erholung fand er in der Tiroler und
Schweizer Vergwelt, besonders die Gletscher wurden
von ihm bevorzugt. Auch im Alpenuerein spielte er
durch viele Jahre eine führende Rolle. Er war vorübergehend, noch im vorgerückten Alter, Hüttenwart
der Adolf-Pichler- und der Franz-Senn-Hütte. Auf
Hörtnagls I n i t i a t i v e erstand der alte Brauch der
Gipfelfeuer wieder.
Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 1934
blieb Hörtnagl nicht untätig, sondern beteiligte sich
an wirtschaftlichen Unternehmungen. Als i m zweiten
Weltkrieg im Städtischen Gesundheitsamt Not am
M a n n war, war er sofort bereit, helfend einzuspringen. So starb mit Stadtphysikus Dr. Franz Hö"rtnagl
eine Persönlichkeit, deren Leben ganz auf das Wohl
der Stadt Innsbruck und unserer Heimat aufgebaut
war.
Dr. L. U. - W. E.

Dem Alt Höttinger Gemeindevater Rudolf Flunger zum Gedenken
Nach zweiwöchigem Krankenlager verschied in
Innsbruck am 26. Februar dieses Jahres Herr Rudolf
Flunger, Weinhändler, Gutsbesitzer und Gastwirt
„ Z u m Rö"ßl in der A u " . Damit nahmen die Bewohner des Stadtteiles Hötting Abschied von einem hochangesehenen Mitbürger, dessen Geschlecht seinen
Stammsitz einstens, ehe es nach T i r o l auswanderte,
in Straßburg hatte. Der Vater des Verstorbenen ~
aus Sterzing kommend
erwarb 1842 genannten,
bestens renommierten Gasthof im Kanfwege und stellte
sich durch längere ^eit der Gemeinde Hotting als
Gemeinderal zur Verfügung. Den Platz, der bei seinem Austritt aus der Gemeindestube frei wurde,
nahm sein Sohn Rudolf ein. der am 22. Jänner 18?l>
geboren worden war und 19l)."> den väterlichen Großbetrieb übernommen hatte. Als charakterfester Mann
setzte dieser die großzügige Einstellung für das Wohlergehen seiner Heimalgemeinde traditionsgemäß und
in erweitertem Maße fort. Unter der Vorstandschaft
des Alois Steffan und des Johann Hinlerwaldner
zählte er ununterbrochen vom 9, September 1902 bis
3. A p r i l 1922 zu den Mitgliedern des Gemeinderates
der damals noch selbständigen Großgemeinde Hotting.

Häufig sollen ihn damalige Höttinger, wenn sie seiner
bedurften, als Bürgermeister betitelt haben, da er
während vieler Jahre als einflußreichster und rührigster Gemeindeuater galt, ohne jedoch den ersten Platz
in der Gemeindeführung eingenommen zu haben.
Welches Maß an Gemeinfinn und Uneigennützigkeit
Rudolf Flunger sen. innerhalb zweier Jahrzehnte
als Gemeinderat erfüllt hat, läßt sich im Rahmen
einer biographischen Skizze nur andeuten. Der freiheitlich gesinnte M a n n , tätig in allen bedeutsamen
Ausschüssen und wiederholt »nil kostspieligen Sonderausgaben für die Gemeinde betraut, verdient von
der Rnchwelt Anerkennung und Dank auch über das
Grab hinaus. Roch zukünftige Generationen mögen
wissen, wie Flunger
Besitzer eines Landgutes mit
zirka 70 Stück Großvieh und 12 Pferden
beispielsweise seiner durch Krieg in Rot gerateneu Heimatgemeinde in vollständig selbstloser Weise Gelder zum
Ankauf von Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern vorgestreckt hat. War er auch im besonderen
der M a n n für die Approvisionierung von Hotting,
so setzte er sich, der ein gewichtiges Wort im Tiroler
Bauernbund zu reden hatte, auch für eine gerechte