Innsbruck Informiert

Jg.2013

/ Nr.10

- S.58

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2013_Innsbruck_informiert_10
Ausgaben dieses Jahres – 2013
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
58

S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 10/2013

A u s dem S t a d t a r c h i v / S t a d t m u s e u m

Notburga von Rattenberg

vo n M ag . a A n ge l i k a Ko l l m a n n - R oz i n

Notburga von Rattenberg – auch als Notburga von Eben bekannt – zählt zu den beliebtesten Volksheiligen Tirols.
Auch in Teilen Bayerns, der Schweiz, der Steiermark, Sloweniens, Kroatiens und Istriens wird sie verehrt.

Notburga,
Gemälde
von Eduard
Grützner,
1895 (Original Augustinermuseum
Rattenberg,
Hermann
Drexel)

heurkunde der Pfarrkirche in Eben am
Achensee aus dem Jahr 1434.
Ein weiterer schriftlicher Nachweis
soll sich über dem Grab Notburgas befunden haben. Dort soll eine Tafel mit
der ursprünglichen Version der Legende
angebracht gewesen sein. Diese Tafel
existiert nicht mehr. Der Text ist aber in
zwei Abschriften erhalten. Eine dieser
Abschriften wurde von Anton Roschmann, die zweite von Johann Schöpf
angefertigt. Dabei fällt auf, dass diese
wohl älteste bekannte Legendenfassung nur den Namen Notburgas, nicht
aber die Namen ihrer Dienstherren und
auch nicht deren Wohnsitz nennt. Der
Text enthält keine zeitlichen Angaben.
Die einzige geografische Angabe bezieht
sich auf den Inn.

Die Recherchen Guarinonis

V

or allem in der ländlichen Bevölkerung erfreut sich Notburga seit
Jahrhunderten größter Beliebtheit, da die Volksheilige als Patronin der
Bauern, Mägde und Köchinnen, als Nothelferin in der Landwirtschaft, vor allem
bei Viehkrankheiten, aber auch als Patronin des Feierabends und der Arbeitsruhe
gilt. Es lässt sich nicht genau bestimmen,
zu welchem Zeitpunkt die Verehrung
Notburgas genau einsetzte. Offiziell
heiliggesprochen wurde Notburga nie,
obwohl mehrmals ernsthafte Bemühungen in diese Richtung erfolgt waren.
Allerdings billigte Papst Pius IX. 1862 die
Verehrung Notburgas und erlaubte diese
auch für die Zukunft.

Das Geheimnis um Notburga
Schon früh wurden Anstrengungen

unternommen, um endlich Gewissheit
über das Leben Notburgas zu erlangen.
Bereits 1602 wurde eine Öffnung ihres
Grabes angestrebt. Doch erst im Jahr
1718 erteilte die katholische Kirche die
Genehmigung zur Exhumierung. Bei
den anschließenden Grabungen wurden neben Resten einer älteren Kirche
auch ein Skelett, Reste weiblicher Frauenkleider und ein Koriandergürtel gefunden. Dieser Fund schien die Legende
zu bestätigen.
Allerdings existieren keine zeitgenössischen schriftlichen Quellen, aus
denen die Lebensdaten Notburgas hervorgehen. Die Legende über ihr Leben
und Wirken wurde von Generation zu
Generation mündlich überliefert. Der
älteste erhaltene schriftliche Hinweis
auf Notburga findet sich in der Wei-

Den größten Einfluss auf unser heutiges Notburga-Bild hatte zweifellos
Hippolyt Guarinoni (*1571 in Trient,
†1654 in Hall i. T.), der ab 1598 als königlicher Stiftsarzt in Hall in Tirol
tätig war. Guarinoni – ein vehementer Verfechter der Gegenreformation
– befasste sich neben seiner ärztlichen
Tätigkeit intensiv mit der katholischen
Religion. Er verfasste neben zahlreichen medizinischen Schriften auch einige Heiligen-Viten.
Aus Guarinonis Feder stammt auch
eine detaillierte Lebensgeschichte Notburgas von Rattenberg. Dazu sammelte er alle verfügbaren Daten über die
Volksheilige sowie die historisch besser
greifbare Familie der Rottenburger, bei
der Notburga nach Guarinonis Angaben
zwei Mal beschäftigt gewesen sein soll.
Für seine Recherchen griff Guarinoni
auf heute nicht mehr erhaltene Quellen
zurück. Dazu gehörten die aus dem 15.
Jahrhundert stammende „Stemmatologia
Tyrolensis“ von Ritter Franz Getzner, aber
auch Akten aus dem Klosterarchiv des