Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1956

/ Nr.10

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

seitens der Minderheit wurde ausdrücklich erklärt, daß
gegen die Person des vorgeschlagenen neuen Propstes
nicht die geringsten Bedenken bestünden, sondern seine
Ernennung begrüßt werde, daß aber infolge der grundsätzlichen Einstellung, daß das Patronat der Stadt
durch das Kirchenbeitragsgesetz 1939 erloschen sei, vom
Wahlrecht kein Gebrauch gemacht werden könne. Da
das Präsentationsrecht dem Stifte Wilten zusteht,
teilte Bürgermeister Dr. Greiter am 18. September
Abt Hieronymus Triendl von Mitten die erfolgte
Nomination mit der Bitte, nunmehr die Präsentation
vorzunehmen, mit. Am Sonntag, den 30. September,
führte dann Se. Exz. Bischof Dr. Nusch den neuernannten Propst feierlich in sein Amt ein.
Tags zuvor nahm der scheidende Propst als letzte
Amtshandlung die Einsegnung der neuen Statuen des
heiligen Jakob auf dem Giebel der Pfarrkirche wie
auf dem Pfarrplatzbrunnen vor. Die Bedeutung wie
auch die Verdienste Propst Dr. I . Weingartners sind
bereits derart allgemein bekannt, daß an dieser Stelle
nicht mehr darüber zu schreiben ist. Die einstimmige
Verleihung der Ehrenbürgerschaft, der höchsten Auszeichnung, die die Stadt Innsbruck zu vergeben hat,
anläßlich seines 70. Geburtstages im Februar 1955
war, wie Bürgermeister Dr. Greiter bei jenem Festakte ausführte, „die Anerkennung dieses seines Wirkens für die höchsten Werte der Gottesverehrung und
die Hinführung der ihm anvertrauten Menschen zu
den ewigen Werten".
Der neue Propst ist ein Sohn der Talferstadt, wo
er am 8. März 1908 geboren wurde. Sein Vater,
Dr. Nudolf Huber, war Nat des Obersten Gerichtshofes in Wien, seine Mutter eine Tochter des bekannten Neichsratsabgeordneten Tobias Ritter v. Wildauer. Der Großvater väterlicherseits war der Historiker Alfons Huber. Während Propst Dr. Heinz Huber
nun die seelsorgliche Betreuung der Innsbrucker übernimmt, tritt sein Bruder, Univ.-Prof. Dr. Paul Huber, als Betreuer körperlichen Wohlergehens die
Nachfolge Prof. Dr. Vurghard Vreitners an der
chirurgischen Klinik an.
Voltsschule und Gymnasium besuchte Propst Dr. Huber bereits in Innsbruck, Philosophie und Theologie
studierte er als Zögling des Germanikums in Nom.
M i t den heutigen Bischöfen Ezz. Dr. P. Nusch und
Exz. Dr. Vr. Wechner empfing er am 26. Juli 1933
in der hiesigen Iesuitenkirche die Priesterweihe. Nachdem er ein Jahr lang als Kooperator in Götzens
gewirkt hatte, wurde er Neligionsprofessor an den
Innsbrucker Gymnasien und während des Krieges
zuerst Nektar an der Iesuitenkirche, später Kooperator
zu St. Jakob. I m Jahre 1949 wurde er Diözesandirettor der Päpstlichen Missionswerke, dann auch
Obmann des Verbandes der Krippenfreunde und
Präsident der Verlagsanstalt Tyrolia.
Vor seinem Amtsantritt weilte Propst Dr. Huber
kurz in Nom, um die Würde eines apostolischen Protonotars zu übernehmen. Jeder Propst von St. Jakob
wird auf Amtsdauer ein „?ix>tt>nowriu8 iic! in5wr putticipgntium".

Papst Pius X. hat nämlich in seinein Breve vom
4. Juli 1904 bestimmt, daß auch die künftigen Pfarrherren von St. Jakob diese Würde erhalten sollen!

Nummer 10

e numero
et

lo. H. etwa." Durch Unsere apostolische Machtvollkommenheit wählen und verkünden Wir traft dieses Briefes, daß die Einrichtung des prnwnowi^ nc! ii^,.,! i>i>iii
, aber nicht aus der Zahl der Teilhabenden
besonderen Nechten und Einkünften^, rechtmäßig
für künftige Zeiten Geltung habe). Zum allgemeinen
Verständnis sei angeführt, daß es mehrere Arten von
apostolischen Protonotaren gab und gibt. Zuerst war
nur ein einziger, der Hüter des Archives der römischen
Kirche. Als es später zu Nom deren mehrere gab,
bildeten sie ein Kollegium. Jene Protonotare, die an
den Nechten und Einkünften dieses Kollegiums teilnahmen (partizipierten), hießen l"i-olono».»,!! punicipäntei,. Außerdem wurde der Titel eines Protonotars
dann auch ehrenhalber verliehen. Dies waren die
I^i-otunntÄrii 2cl influì" p^rticipÄntium, d. h. nach dem
Vorbild der teilhabenden, die nur die Privilegien der
ersteren genossen, aber keine Nechte und Einkünfte.
Die Installierung Propst DT. Hubers am Sonnlag,
den 30. September, war ein festliches Ereignis für die
Innsbrucker Bevölkerung. Begleitet von einer langen Prozession der Katholischen Jugend mit etwa
50 Bannern, des Welt- und Ordensklerus usw.. betrat
der neue Propst die St.-Iatobs-Kirche, an deren Hauptportal ihn Bürgermeister Dr. Greiter, die goldene
Vürgermeisterkette tragend, mit dem Gemeinderat
als Nepräsentanten des Patronatsrechtes begrüßte.
I n der Kirche begannen die Zeremonien mit der
Überreichung der Insignien des Propstes, der I n f u l
und des goldenen Kirchenschlüssels, durch den Landesbischof an den neuen Propst und dessen Gelöbnisablegung. Hierauf nahm dieser den Treuehnndschlag
der Mitglieder des Pfarrkirchenrates entgegen. Nunmehr hielt Se. Ezz. Bischof Dr. Nusch eine Ansprache
an die Pfarrgemeinde. Darin dankte er zunächst dem
scheidenden Propst, dessen seelsorgliche, tunstgeschichlliche und literarische Leistungen gebührend würdigend" dann umriß er die Aufgaben des neuen Propstes, dem er den Guten Hirten zum Vorbild gab und
als Leitsatz seines Amtes zurief: „Es geht um die
Seele dieser Stadt! Es geht um die Seele Innsbrucks!" Nach der Ansprache des Bischofs zelebrierte
Propst Dr. Huber sein erstes feierliches Ponlifitalamt. Prof. Karl Koch brachte hiezu Bruckners Messe
in 1) zur Aufführung.
Während in den Ehorstühlen zu Seiten des Altarcs
der scheidende Propst und andere kirchliche Würdenträger Platz genommen hatten, knieten in der Mitte
des Presbytcriums auf rotsamtenen Vetschemcln Bürgermeister Dr. Greiter und Landeshauptmannstellvertreter I . A. Niayr. Die Spitzen der Behörden von
Land und Stadt besetzten die ersten Baut reihen.
Eine wissenschaftliche Untersuchung über das Patronatsrecht der Stadt Innsbruck auf die St.-IatobsKirche, das seit jeher Unklarheiten aufwies, wird
demnächst von der berufenen Feder Univ.-Professor
Dr. Hermann Lentzes in den „Veröffentlichungen aus
dein Stadtarchiv Innsbruck" zur Ausgabe toni inen,
Dr. K. Schadelbauer