Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1956

/ Nr.6

- S.5

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Nummer tt

der Landeshauptstadt Innsbruck

Hotels untergebracht sind, Ich füge hinzu, daß allo
die Miete selbst zahlen und dosgloichon dio Costei!
für Gas. ^l. Andererseil""" stellt dieser unsoron Zivilangeslolllen
zugobilliglo materielle Borzug eine A r t bouorzugto
Behandlung dar. um ihnen den Anreiz zii geben.
ihren Dienst nicht zu verlassen. Es ist tatsächlich wahrscheinlich, daß einige unier ihnen nicht mehr für uns
arbeiten würden, u,onn sie nicht untergebracht waren.
Fast alle zweisprachigen Kräfte tonnten leicht eine
Anstellung in der Privalindustrie finden, die besser
bezahlt ist.
I l i diesem Halle müßten sie durch französische Angestellte ersetzt werden, die. wie die übrigen M i t glieder der Besatzung, den Anspruch auf eine Wohnunc/l für sich und ihre Familie hätten, wodurch die
Situation nur verschlechtert würde.
Ich bin jedoch bereit, mit Ihnen das Problem zu
überprüfen unter folgender Bedingung! Die Stadt
muß sich verpflichten, diese Zivilangestellten anderweitig unterzubringen. Diese verlassen ihre beschlagnahmte Unterkunft nur, um sofort in einem ihnen von
der Stadtverwaltung zugewiesenen anderen Lokal
einzuziehen. I n diesem Falle würde die Wohnung
oder das Zimmer an den Besitzer zurückgegeben. Es
scheint natürlich logisch, daß die österreichischen Behörden für sich das Recht in Anspruch nehmen möchten,
alle diese Zivilpersonen, Österreicher oder Ausländer,
mit Wohnraum zu versehen, aber wir müssen unsererseits darauf bestehen, daß den Bedürfnissen unserer
Angestellten in jedem Fall Rechnung getragen wird.
4. Die Frage, ob die Familien nach Österreich mitgebracht werden können, ist eine A n g e l e g e n h e i t
d er f r a nz ö s i fche n R e g i e r u n g, wie ich Ihnen
bereits darlegte, und kann nicht örtlich geregelt
werden. Außerdem scheint es mir schwer mit den
demokratischen Prinzipien vereinbar, eine Unterscheidung nach dem Grad der Anstellung des Betreffenden zu machen, um zu wi>>en, ob sie das Recht
haben oder nicht, ihre Familien mitzubringen.
I n I h r e r Denkschrift ist übrigens ein Sprachirrtum,
da Sie uon zahlreichen mittleren und untergeordneten
..Beamten" sprechen. Die Zahl der wirtlichen Beamten ist in der Tat verschwindend klein und umfaßt
nur dic Mitglieder der Französischen Mission
(4!> insgesamt). Renn Zehntel der Wohnungen sind
von Offizieren und Unteroffizieren der (Garnison
belegt.
Bisher hat die französische Regierung sich immer
geweigert, den Zuzug von Familien zu verbielon.
Diese Haltung ist vollkommen verständlich, wenn man
nicht w i l l , daß der Dienst in Österreich als eine Strafe
ausgojaßl werden soll, der mit weniger Borteilen
verbunden ist als im Heimatland. Außerdem sind
zahlreiche Offiziere und Unteroffiziere lürzlich nach
Österreich zugoloill worden, die von Indochina lommon,
wo sie viele Monate hindurch von ihrer Familie getrennt waren. Schließlich muß ein Soldat, der nach
Österreich versetzt wird, in Frantreich die Wohnnng
für seine ^lachsolgor frei mache» und wüßte nicht, wo

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er seine Fami! io nnio, di ingoii soll, wenn er sie nicht
nach Österreich mnl"rmgou lönnlo.
.V (5s stimmt nichl, wenn Sie sagen, daß dio don
Franzosen zugewiesenen W o h n u n g , , ,m allgomoinon
ihre Bedürfnisse überschreiten. I n Wirtlichtoil ist eine
Wvhnung^stala ausgestellt worden, in der stritt festgelegt wurde, welche Rechte ihm zustolion gomäß
seines Grades und der Größe seiner Familie, lind
wird diese bei den Versetzungen und neuen Zuweisungen angewandt.
Außerdon, hat es sich herausgestellt, daß zahlreiche
Reklamationen der österreichischen Besitzer bezüglich
ungenügender Inanspruchnahme ihror Wohnungen
aus der einfachen Tatsache entstammen, daß die Familien sich auf Urlaub in Frankreich befinden und daß
eine große Wohnung vorübergehend von dem alleinstehenden Familienoberhaupt besetzt ist.
Schließlich ist es notwendig, wie Sie es selbst anerkennen, eine gewisse Wohnungsreserve zu behalten,
da es vorteilhafter ist, eine Wohnung selbst wenig
besetzt zu halten, als sie während Wochen oder Monaten vollständig leerstehen zu lassen. Wenn diese Reserve nicht beibehalten wird, könnte es notwendig
werden, im Falle einer Erhöhung der Truppe neue
Wohnungen zu beschlagnahmen, was ich um jeden
Preis vermeiden w i l l . Ich füge hinzu, daß diese Reserve in der Stadt Innsbruck derzeit auf N u l l «reduziert wurde, wo sogar am 1l>. Angnst noch 15 französische Familien unterzubringen sind.
Es geht aus vorstehendem hervor, daß das schwere
Wohnungsproblem, dessen Bedeutung ich besser als
irgendein anderer kenne, nicht dnrch die von Ihnen
vorgeschlagenen M i t t e l gelöst werden kann. I n A n betracht der gewachsenen Bedürfnisse der französischen
Besatzung wird es mir immer schwerer, in den nächsten Monaten Rückgaben dnrchznführen.
Die einzige radikale Lözung wird der Bau von
Wohnungen für Militärpersonen sein," dies stößt jedoch auf finanzielle Schwierigkeiten. Es ist Sache der
Stadt, zu versuchen, die notwendigen Kredite oder
Subventionen zu erhalten, um ihr Vauprogramm zu
beschleunigen.
Ich glaube hinzufügen zu müssen, und Sie wissen
das auch, daß selbst, wenn alle Franzosen Innsbruck
verlassen würden, das Wohnungsproblem nicht gelöst
würde, weil nach meinen Insormalionen l<»<»l» Wohnungsansuchen vorliegen.
Zum Schluß möchte ich nochmals wiederholen, daß
ich sehr wohl das dauerude Bestreben der österreichischen Behörden und insbesondere der Stadtgemoindo
Innsbruck für eine Lösung des Wohnungsproblems
verstehe. Obgleich die reduzierten M i t t e l des Hochlommissarials uns derzeit uicht gestatten, einen finanziellen Beitrag für den Aufbau ins Auge zu fassen,
bin ich doch boreil, alle Borschläge mit Wohlwollen zu
überprüfen, die mit den Rechten und Bedürfnissen
der Besatzungsmncht in Einklang zu bringen sind.
Nadau, e. h.
Mag. Zl. IV1U.775/1951.