Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.12

- S.59

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© Gertraud Zeindl

© Gertraud Zeindl

Die Gummihunde ziehen
das Seil für
den ersten
Gummiseilstart seit 1940,
28. September
2012.

Walter Wartlsteiner war der Pilot des ersten historischen Gummiseilstarts am 28. September
2012 auf der Rosshütte bei Seefeld.

nicht geringer Aufregung konnten die
Zuschauer beobachten, wie die ‚Kassel‘
bald 10 bis 15 Meter hinabgedrückt und
gleich darauf, durch einen entgegengesetzten Windstoß in die Höhe gerissen,
nach oben taumelte. Aber auch sonst
vollführte sie die tollsten Kapriolen,
zackelte hin und her, blieb sekundenlang im Luftwirbel mit schwingenden
Flächen stehen und schoß im nächsten
Moment, von Rückenwind gepeitscht,
mit D-Zugs-Geschwindigkeit davon. Es
war klar ersichtlich, daß das Flugzeug
in diesem Kampf gegen die Windgewalt unterliegen werde. Man konnte
nur noch mit Spannung beobachten,
wie sich Frena mit größter Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit aus der Affäre
zog.“ Nach halbstündigem Flug landete
Frena aber sicher am Reichenauer Flug-

hafen. „Frena erklärte, er habe dennoch
in diesem seinem bisherigen schwersten
Flug eine Reihe wertvoller Erfahrungen
und interessanter Beobachtungen machen können.“ (Innsbrucker Nachrichten vom 9. Oktober 1933, Nr. 233 S. 2)
Wenn man sich diesen Bericht
durchliest, erscheint es nachvollziehbar, dass seither nie mehr ein Pilot mit
einem Segelflugzeug auf dem Hafelekar
startete. Der letzte Bergstart mit Gummiseil fand in Tirol wohl am 27. August
1940 statt. An diesem Tag startete der
Innsbrucker Franz Josef Koepf mit einem Gummiseilstart von der Seegrube.

Der erste Bergstart 2012
Es sollten über 70 Jahre vergehen, bis
in Tirol wieder Bergstarts mit Gummiseil durchgeführt wurden. Am 28.

September 2012 um 14 Uhr 30 startete
der erste Pilot der Innsbrucker Segelflieger Vereinigung ISV nach Manier der
Flugpioniere der 1930er-Jahre mit Menschenkraft vom Berg. Die Segelflugzeuge wurden auch 70 Jahre später wieder
in zerlegter Form auf den Berg, 1.700
Meter auf die Rosshütte bei Seefeld,
transportiert, allerdings nicht mehr mit
der Seilbahn, sondern auf der Straße
mit Anhängern. Die Flugzeuge wurden
in der Nähe der Startwiese bei schönstem Wetter zusammengebaut und für
den historischen Moment in der Tiroler
Luftfahrtgeschichte bereitgestellt. Um
14 Uhr 30 positionierten sich die Helfer
und Helferin, die sogenannten Gummihunde, des ISV zu einer V-ähnlichen
Form jeweils links und rechts vom Zugseil. 19 Männer und eine Frau begannen am Seil zu ziehen und den Hang
hinunter zu rennen. Das Flugzeug mit
seinem ersten Piloten Walter Wartlsteiner flog nach einem kurzen Rutsch am
Hang und nach ausgelöster Startfalle
über die Gummihunde hinweg. Nach
diesem gelungenen Start flog Wartlsteiner im Gleitflug nach Leiblfing/Pettnau
und landete dort sicher auf einer Wiese.
Danach folgten noch vier weitere historische Starts. Auch am Wochenende
wurden die Segelflugzeuge auf der Rosshütte bei Seefeld noch mehrmals nur
durch Muskelkraft und mithilfe eines
Gummiseils in die Luft katapultiert. 

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