Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.12

- S.58

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58

S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 12/2012

A u s d e m S t ad t a r c h i v / S t ad t m u s e u m

Flugpioniere heute und gestern
Erste Gummiseilstarts in Tirol seit über 70 Jahren

vo n G e r t r au d Z e i n d l

© Stadtarchiv Innsbruck

Franz Koepf startet 1940 einen Segelflug
von der Seegrube zum Flughafen Reichenau mit einem Bussard D-14-406. Das
zerlegte Flugzeug wurde mit der Gondel auf
die Seegrube transportiert. Vor der Einfahrt
in die Bergstation seilte sich die Mannschaft
ab und hielt den Flugzeugteil im Steilhang
fest – ein Flügel wird gerade transportiert.

D

er Auftakt des Segelflugsports
in Österreich steht im Zusammenhang mit den Luftfahrtbeschränkungen nach dem Ersten Weltkrieg im Deutschen Reich. Um diese
Beschränkungen zu „umfliegen“, wandte man sich vermehrt dem motorlosen
Flug zu, soweit dies die schlechte wirtschaftliche Allgemeinsituation zuließ.
Dies führte zur Wiederentdeckung des
Gleitfluges. Die vielfach unternommenen Gleitflugversuche führten in weiterer Folge zu einer neuen Flugsportart,
dem Segelflugsport. Hier erfolgt der
Höhengewinn ohne Motorhilfe und ist
ausschließlich auf die Windenergie zurückzuführen. In Innsbruck war man
sich am Anfang jedoch gar nicht sicher,
ob sich das Stadtgebiet und seine Umgebung aufgrund der Lage inmitten
der Bergwelt der Alpen für den Segelflugsport eignen würden.

Erste Flugversuche
Die ersten Flugversuche in Innsbruck
wurden 1932 von der Segelfliegergruppe
701 mit einem selbst gebauten Schulflugzeug und mithilfe eines von Erich
Rauch gestifteten Gummiseilstartseiles
auf dem Fluggelände in der Reichenau
unternommen. Diese Versuche waren

ernüchternd: Es blieb bei „Rutschern“
auf dem Boden, das Flugzeug erwies
sich als fluguntauglich und letztlich eignet sich ein Gummiseil für einen Start
in der Ebene auch nicht.
Ein Jahr später erwarb die Segelfliegergruppe 701 ein gebrauchtes Segelflugzeug, eine „Kassel 20“. Dieser Flieger hatte neben der Bugkupplung für
Schleppflüge auch einen Starthaken für
Gummiseilstarts. Mit diesem Flugzeug
erfolgten noch im selben Jahr die ersten
Gummiseilstarts in Innsbruck.

Der erste Bergstart
Der Betriebsleiter der Nordkettenbahnen, Eduard Senn, erklärte sich 1932
dazu bereit, die Transporte des zerlegten
„Rhönadler“ auf die Seegrube und der
zerlegten „Kassel 20“ auf das Hafelekar
zu übernehmen. Am 20. August startete
Kurt Ploner trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse mit seinem Adler von
der Seegrube und „erreichte nach 20
Minuten langem, aussichtslosem Kampf
gegen Wind und Wetter glücklich den
Flughafen“. Karl Frena mit der „Kassel
20“ musste wegen Nebel seinen Start
vom Hafelekar verschieben. Die Kassel
wurde wieder zerlegt, in den schmalen
Gang des Strahlenforschungshauses ge-

© Stadtarchiv Innsbruck

Gummiseilstart von der Seegrube, nach 1933. Das Segelflugzeug wird auf der Startbahn aus
Holzplanken für den Gummiseilstart bereitgestellt.

schleppt und der Segelflugstart auf unbestimmte Zeit vertagt. Am 8. Oktober
1933 war es dann aber so weit: Das Wetter war zwar nicht viel günstiger, denn es
blies ein „derartiger Südwind, daß zwei
Leute alle Mühe hatten, die Tragflächen
des Apparates niederzuhalten. Kurz
nach 11 ¼ Uhr stieg Frena in die ‚Kassel‘ und gab der Startmannschaft die
letzten Weisungen. … Trotzdem klappte
alles, trotz der größtenteils unerfahrenen Startmannschaft, die sich aus begeisterten Zuschauern kräftiger Statur
rekrutierte. Die ‚Kassel‘ schoß wie ein
Pfeil in die Luft, bekam aber sofort hart
über dem Boden eine starke Rechtsböe,
so daß Frena alle Mühe hatte, knapp am
Hotelgebäude vorbeizukommen. Kaum
war das Flugzeug über dem Hang, als
auch schon der Hexentanz begann. Mit