Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1956

/ Nr.5

- S.3

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1956_Amtsblatt_05
Ausgaben dieses Jahres – 1956
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Nummer 5

Seite 3

der

noch mehrfach zu Arbeiten herangezogen, die sich aus
Bauten im (Gebirge bezogen. So wurde das Hotel
hochfirst iu Obergurgl oder das Hotel Monte Pana
in Et. Crist ina im Grödental mit der dazugehörigen
Kapelle von Baumann entworfen und ausgesiil,rl.
I n zal,lreicl,en Enlwiirfeu setzt sich der Architeli mil
älnilichcn Problemen aufeinander, wenn man ellua
an don ^nlwurs für das Alpeuvereinshaus Komperdell dentl oder an die zahlreichen von Baumann entworfenen Berghütten. Immer wurde in der Gestaltung der Formation des Gebirges Nechnung getragen
und ein organisches Einordnen in die Uingebung er
reich!.
Aber wenn auch Baumann mit seinen Bauten im
Hochgebirge Beispielhaftes erreicht hat, so blieb er
doch nicht in einem Spezialistentum stecken. Auch im
verbauten (Gelände der Stadt selbst war er mit seinem
Können wirtsam. Auch hier bleiben seine Werke stets
in die benachbarte Architektur eingeordnet und wirten nirgends anspruchsvoll oder gar aufdringlich. M i t
der Fassade für das Weinhaus Happ in der HerzogFriedrich-Straße konnte er sich durch die Schlichtheit
der Ausführung dem mittelalterlichen Straßenbild
ausgezeichnet anpassen.
Nach der Höttinger Hauptschule, die er zusammen
mit Theo Prachensky gestaltet hat, wurde sein bei
einem Wettbewerb preisgekrönter Entwurf für die
Uuiuersitätsbrllcke ausgeführt. Die Brücke mit den
zwei elegant geschwungenen flachen Bögen entspricht
in ihrer künstlerischen Auffassung durchaus dem zeitgemäßen Geschmack. Sie liegt mehr am Nande der
Stadt, und hier tonnte sich der Künstler freier entfalten. Wer denkt dabei nicht an die störende Eisentonstruktion der Innbrücke bei der Ottoburg, jener
Brücke, die der Stadt den Namen und das Wappen
gegeben hat. I n vielen Innsbruckern ist der Wunsch
lebendig, auch dieser Brücke einmal eine würdigere
Gestalt zu verleihen.
I n neuester Zeit wurde Vaumann, bereits vielfacher Preisträger, mit der Gesamtplanung und künstlerischen Gestaltung des Stadtsaalneubaues betraut.
Die Bauleitung liegt in Händen der Stadt Innsbruck.
Für den Architekten bestand hier die schwierige Auf-

gabe, in den Neubau die Grundmauern des alten Gebäudes mit einzubeziehen. Und es ist ja bekannt, daß
eine Umgestaltung immer ein schwierigeres Problem
darstellt als ein Neubau. B i s jetzt sind die Säle und
dir Südsassade im Großen vollendet. Der geplante
Weslflügel mit dem Nestaurant, dein (5af6 und der
Bar ist noch nicht ausgeführt. Soweit man sehen
tanu, bat Naumann auch hier seine Ausgabe sehr
gul gelöst und mit den beiden Sälen der Staol
Innsbruck repräsentative Näume für Kongresse, Konzerte. Versammlungen usw. gegeben, wie man sie sich
geeigneter nicht wünschen.kann. Der Kleine Stadtsaal, der als einziger bereits ganz vollendet ist, stellt
geradezu ein Musterbeispiel für eine moderne, zweckmäßige und zugleich künstlerisch ausgezeichnet gelungene Gestaltung eines Saales dar. Die übrigen
Näume sehen in nächster Zeit ihrer Vollendung entgegen.
Es würde zu weit führen, auch die Verdienste Naumanns als Innenarchitekt zu würdigen. Jedenfalls
sind genug Beispiele vorhanden, die den Künstler
auch auf diesem Gebiete als Könner erweisen.
Naumanns Verdienste um seine Heimatstadt I n n s bruck sind aber nicht allein in jenen Werken begründet,
die er geschaffen hat. I n verantwortungsvollem Bewußtsein und im Wissen um die Bedeutung der Werte
der Vergangenheit hat er sich in schwerer Zeit zusammen mit einigen Beherzten für die Erhaltung einiger
historischer Baudenkmäler der Stadt, wie Annasäule,
Triumphpforte und Wiltener Stiftsturm, eingefetzt.
Franz Naumann, der nun i n sein 65. Lebensjahr
eintritt, hat sich von der Pike auf emporgearbeitet und
beherrscht auch das Handwerkliche des Baufaches i n
hohem Maße. Er, der im ersten Weltkrieg als Kaiserjäger im Kampf um seine Heimat uerwuudet wurde,
ist nimmer müde geworden, seine Schaffenskraft seiner
Stadt und feinem Land zur Verfügung zu stellen. Er,
der auch durch mehrere Jahre Obmann des Landesverbandes T i r o l der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs war, ist heute noch erfüllt von einer
außerordentlichen Vitalität, die erwarten läßt, daß
uns aus seiner Hand noch so manches Werk geschenkt
wird.
.
H. Mackowitz

Alt Gemeinderat Heinrich Loreck gestorben
A l s siebentes Glied einer neunköpfigen Geschwisterschar kam Heinrich Lorcck am N). Jänner 1885 in
Innsbruck zur Welt. Nach Abschluß der Pflichtfchule
und Besuch einiger Nealschultlassen trat er in die
Fußslapsen seines Vaters, der Schriftsetzer war. und
arbeitete in verschiedenen großen Innsbrucker D r u l lereien bis zu seinem im Jahre 1l)i:l erfolgten Übertritt in den Landesdienst, wo er zuerst als Landesprüfer und anschließend als Leiter der Prüsstelle tätig
war. Die im Jahr l!!12 mit Fräulein Wilhelmine
Rocker geschlossene Ehe ist kinderlos geblieben. Bereits
seit früher Jugend mit mehreren körperlichen Gebrechen behaftet, hatte Loreck während seines Lebens
gar viele Leiden zu ertragen. Infolge eines Schlagansalles. den er !>."><> erlitten hatte, trat er im darauffolgenden Jahr als Lnndesamtssetrelär in den
Ruhestand" seither konnte er seine Wohnung in

St. Nikolaus, Innstraße 27, nie mehr verlassen. E i n
neuerlicher Schlaganfall hat den bedauernswerten
Bürger am 27. A p r i l dieses Jahres von seinem schweren Leiden, das er als christlicher M a n n mit staunenswerter Geduld zu ertragen wußte, erlöst. Unvergessen
bleibt die Tätigkeit, die Heinrich Loreck als Mitglied
des Innsbrucker Gemeinderates ausgeübt hat. Bereits
im Dezember U)l8 von der Voltspartei in den Gemeinderat entsendet, wirkte er in schwieriger Zeit als
Mitglied der Gesälls- und Wohlfahrtssettiou für städtische Interessen. Nicht minder eifrig setzte er sich auch
als Funktionär des Wirtschastsbeirates, des Armenrates und des Waiscnhausturatoriums für alle Hilfsbedürftigen seiner Vaterstadt ein. Auch nach seinem
Ausscheiden aus dem Gemeinderat im Jahre 1923
ist der nnnmehr Verewigte seinen Prinzipien, die er
sich als christlich-deutscher Turner und als einer der