Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1956

/ Nr.5

- S.2

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Amtsblatt dcr Landeshauptstadt Innsbrucl

auf die Stadtebene Innsbrucks zu übertragen, da
es bisher zwischen den beiden großen Parteien keine
Differenzen gegeben habe. Unter solchen Voraussetzungen liege kein Grund zu einer Vorverlegung der
Gemeinderatswahleu Ilj."iü vor.
Als Sprecher des A A B V schloß sich Stadtrat Maier
der Ablehnung des Antrages an. Er wies in seinen
Ausführungen darauf hin, daß es bei den Nationalratswnhlen nm ganz andere Probleme gehe als bei
den Gemeinderatswahlen. Was die Koppelungen betreffe, hätte fich die S P Ö bei den am 18. März dieses
Jahres stattfindenden Gemeinderatswahlen von T i r o l
dieser Einrichtung ebenfalls bedient und sei mit mehreren Listen in den Wahlkampf getreten. Der SPÖ
stehe daher eine Kritik über die Koppelungen der
Ö V P nicht zu. Der richtige Weg zur Demokratie führe
zur Auflockerung und nicht zur Verengung des M i t spracherechtes des Volkes.
GR. Pettauer setzte sich als letzter Redner für die
Annahme des Antrages der SPÖ ein und wies auf
die Kosten hin, die der Gemeinde und den Parteien
durch eine Vorverlegung der Wahl erspart würden.
I m besonderen strich er die zweimalige Beanspruchung der Wähler durch die getrennten Wahlen heraus. Wenn auch bei der Gemeinderatswahl entgegen
der Nationalratswahl mehrere Listen der Ö V P kandidieren, würden hinsichtlich der Stimmzettelabgabe

Ilumincr 5

keine Verwechslungen vorkommen. Der VdU sei eine
zerrissene Partei und wisse noch nicht, wie seine Aussichten stehen, weshalb er von einer Vorverlegung
der Gemeindratswahl nichts wissen w i l l . Da Geincinderatsinleressen und Nationalratsinleressen ineinandergiugen und keineswegs die von der Ö V P geäußerten Bedenken stichhältig erschienen, beantragte Gemeinderat Pettauer die Auflösung des Gemeinderates, um die Wahlen am 1!l. M a i abhalten zu können.
Bürgermeister Dr. Greiter ließ, nachdem sich niemand mehr zu Worte meldete, über den Antrag dei
SPÖ abstimmen.
Der Antrag wurde mit Mehrheit abgelehnt, für
den Antrag stimmten die Mitglieder der SPÖ und
Gemeinderat Pettauer.
Weiters fand am 2. M a i 1956 eine kurze Geschiistssitzung des Gemeinderates statt, i n der für den Bau
der Volksschulen Gießen und Neu-Arzl sowie f ü r den
Bau der Turnhalle Volksschule Fischerstraße.Kredite
in der Gesamthöhe von 5,350.000 Schilling freigegeben
wurden.
Der Gemeinderat beschloß dann einstimmig, zur
weiteren Herstellung des Verteilnetzes des Mühlauer
Wasserwerkes und zur Rückzahlung offener Schuldverpflichtungen für die Stadtwerke ein Darlehen
von 10 Millionen Schilling bei der Ersten Österreichischen Sparkasse in Wien aufzunehmen.
Schi.

Architekt Franz Baumann znm 65. Geburtstag
Die Schönheit der Stadt Innsbruck, die auf jeden
fremden Besucher ihre Wirkung ausübt und der
nachzuspüren auch der Einheimische immer wieder
reichlich Gelegenheit hat, liegt sicherlich zu einem
Teil in der einmaligen Umgebung der Stadt begründet. Zum auderen aber beruht der eigentümliche Neiz
der Stadt auch in ihrem Stadtbild, das ein organisch
gewachsenes ist und an dem durch Jahrhunderte Generationen gestaltet haben. Die Leistungen der Vergangenheit legen der Gegenwart Verpflichtungen auf,
und auch unsere Zeit ist sich der Verantwortung bewußt, aus der heraus sie bemüht ist, der Stadt nicht
allein ihren Eharakter zu bewahren, sondern bei Neubauten darauf zu achten, daß sich diese harmonisch den
architektonischen Gegebenheiten einfügen und mit dazu beitragen, das Stadtbild weiter zu verschönern.
Architekt F r a n z N a u m a n n zählt zu jenen
Künstlern, die wesentlich mitbeteiligt sind an der Gestaltung des neueren Innsbrucks. Schon sein erster
größerer Auftrag, die Bauten der Nordkettenbahn,
ist von zahlreichen Stellen der Stadt aus sichtbar.
Und wenn man nur an die Maria-Theresien-Straße
denkt, so ermessen wir, welche Akzente durch die Bauten auf der Seegrube und auf dem Hafelekar in das
gesamte B i l d der Straße gebracht werden. Heute
können w i r uns die Lichter, die in der Dunkelheit
auf der Nordkette aufleuchten, kaum mehr wegdenken.
Es war ein glücklicher Gedanke, diesen Auftrag dem
damals noch wenig bekannten Architekten Naumann
zu übertragen. I n vollendeter Weise hat der junge
Künstler diese Aufgabe gelöst. Er hat der landschaftlichen Umgebung weitgehend Rechnung getragen und
seine Bauten so hingesetzt, daß sie zugleich auch eine

Betonung des Landschaftsbildes bedeuten. Wenn auch
jedes Bauwerk seinen be anderen Eharakter trägt,
die Bauten auf der Seegrube etwa sich breit und behaglich ausdehnen, die der Vergstation, sparsamer und
niedriger gehalten, ein ernsteres Wesen offenbaren,
so sind sie untereinander doch durch eine innere Einheitlichkeit ausgezeichnet. Der der Vergwelt gemäßen
äußeren Wucht entspricht eine großzügige Behaglichkeit im Inneren. Diese Arbeiten jedenfalls haben sofort nach Fertigstellung eine einmütige Anertcnnung
erfahren, und der junge Architekt hat sich damit gleichsam über Nacht einen Namen gemacht. B i s heute hat
Naumann den Nuf als Vaukünstler. der sich ausgezeichnet in die gegebenen Verhältnisse und Situationen einfühlen und sie in vollendeter Weise bewältigen
kann, immer wieder gerechtfertigt. Seit damals hat
er zahlreiche Werke entworfen und einen Großteil
davon auch ausgeführt. Und wenn es auch stets galt,
dem Zeitgeschmack Rechnung zu tragen und die
Wünsche der Auftraggeber zu berücksichtigen, so weisen doch alle Werke Baumanns eine starte persönliche
Note auf und geben Zeugnis von der ausgeprägten
Persönlichkeit des Architekten. Voll Kraft und in einer
Verbundenheit mit der Erde stehen seine Bauwerke
da. Sie entsprechen ganz den Forderungen, die an
das heutige Bauen gestellt werden, sind in modernen
Formen gestaltet, ohne dabei extravagant oder zeitgcbnnden zu wirken. I n ihrer schlichten Gedrungenheit
und festgefügten Körperlichkeit sind sie gleichsam ein
sichtbarer An^drnck echten Tiroler Wesens.
M i t den Bauten auf der Nordtelte hat Vaumann
cin vorbildliches Beispiel für architektonische Gestaltung im Hochgebirge geliefert. I n der Folge wurde er