Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.8

- S.59

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s ta dtg e s c h i c h t e

Und danach …
Wie vielen Anderen blieb V. F. Hess nur
die Emigration, um sich vor der Willkür
des nationalsozialistischen Regimes zu
schützen. Als Katholik, dezidierter Gegner des Nationalsozialismus – er unterstützte das von den Nazis gestürzte
Schuschnigg-Regime – und noch dazu
mit einer Jüdin verheiratet, war Hess
Zielscheibe nationalsozialistischer Repressalien. Am 28. Mai 1938 wurde Hess,

Das nach Victor Franz Hess benannte
Gebäude der Technischen Fakultät der Universität Innsbruck in Hötting-West, 2000
Victor Franz Hess auf der Seegrube, 1932

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Nordkettenbahnarchiv, NK/Ph/A-6-76

Nach einem Aufenthalt im Radiuminstitut der Akademie der Wissenschaften
in Wien folgten die Professur an seiner
Stamm-Universität in Graz, ein kurzer
Aufenthalt in New Jersey und schließlich die Berufung als Professor an die
Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Mitausschlaggebend für die Annahme dieser Professur war wohl auch
die 1928 fertiggestellte Nordkettenbahn,
die in eine Höhe von ca. 2300 m führte.
Für eine dauerhafte Beobachtung der
Kosmischen Strahlung waren die Voraussetzungen mehr als ideal: hoch oben
im Gebirge und leicht zu erreichen. Bereits im August 1931 konnte eine erste
kleine Beobachtungsstation am Hafelekar in Betrieb genommen werden. Herzstück dieser Station war ein rund 1500 kg
schwerer, mit Blei ummantelter und mit
Argon-Gas gefüllter Zylinder. Der Bleipanzer diente als Schutz gegen unwillkommene Strahlung, während die hochenergetische „Kosmische Strahlung“
diesen Bleipanzer durchdrang und im
Gas eine elektrische Aufladung erzeugte, die gemessen und fotografiert wurde.
Rund sechs Jahre wurden die Ergebnisse dieser Forschungsstation zweimal
wöchentlich vom Berg an die Universität gebracht und dort ausgewertet. Die
Station erfuhr im Verlauf immer wieder
Adaptierungen und die Messtechniken
wurden laufend verfeinert. 1937 kehrte
Hess wieder nach Graz zurück.

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-27118

www.innsbruckinformiert.at

nachdem er schon vorher kurz in Haft
gewesen war, beurlaubt, anschließend
fristlos entlassen. Mittellos schlug er
sich gemeinsam mit seiner Frau in die
Schweiz durch und emigrierte von da
in die USA, wo er in New York seine Arbeiten fortsetzen konnte und 1944 auch
amerikanischer Staatsbürger wurde.
Nach Kriegsende kehrte Victor Franz
Hess noch mehrere Male für Kurzbesuche nach Österreich zurück, u. a. auch
für eine Gastprofessur in Innsbruck 1948.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten setzte
er in den USA bis zu seinem Tode erfolgreich fort. Hess verstarb am 17. Dezember
1964 in Mount Vernon, New York.

Was bleibt?
Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen, die die Grundlage für die weiteren Forschungen in der Hochenergie- und
Elementarteilchenphysik bilden, erinnern
einige Namensgebungen in Innsbruck
an Victor Franz Hess. So wurde eine der
großen Straßen in Hötting-West nach
ihm benannt und auch das Gebäude der
Naturwissenschaftlichen Fakultät erhielt seinen Namen. Und Anfang Mai
2012 wurde eine Gedenktafel an seinem
Wohnhaus in der Conradstraße 6 im Saggen enthüllt, um an diesen für ein paar
Jahre in Innsbruck ansässigen und berühmten Wissenschafter zu erinnern.

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