Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.8

- S.58

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58

S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 8/2012

A u s dem S t ad t ar c h i v / S t ad t m u s e u m

Die Entdeckung der Höhenstrahlung
durch Victor Franz Hess

vo n R o l a n d K u b a n da

Gedenktafel an
Victor Franz Hess,
welche am Haus
Conradstraße 6 im
Saggen im Mai 2012
angebracht wurde.

A

m 10. Dezember 1936 fand im
schwedischen Oslo die denkwürdige Zeremonie der Verleihung des Nobelpreises für Physik statt.
Denkwürdig auch deshalb, weil der
Preisträger – Victor Franz Hess – zu
dieser Zeit die Professur für Physik in
Innsbruck innehatte. Er ist bis heute der
einzige Wissenschafter, der während
seiner Professur an der Leopold-Franzens-Universität einen Nobelpreis zuerkannt bekam. In seiner Laudatio hob
der Präsident des Nobelkomitees für
Physik Prof. H. Pleijel u.a. „die hervorragenden experimentellen Fähigkeiten“
von Victor Franz Hess hervor, durch die
es zu einer Perfektionierung der Apparaturen und dadurch zu einer Reduzierung bzw. Eliminierung der möglichen
Fehlerquellen gekommen ist. So konnte
zweifelsfrei die „kosmische Strahlung“
nachgewiesen werden.

Victor Franz Hess und
die Kosmische Strahlung
Victor Franz Hess wurde am 24. Juni

1883 in Schloss Waldstein bei Deutsch­
feistritz in der Steiermark geboren. Nach
Abschluss des Gymnasiums in Graz studierte er zwischen 1901 und 1905 an den
Universitäten in Graz und Wien und
promovierte „sub auspiciis Imperatoris“. Über seinen Doktorvater, den aus
Tirol stammenden Leopold Pfaundler,
kam Hess nach Wien, wo er sich mit
Luftelektrizität und Radioaktivität zu
beschäftigen begann. Die zu dieser Zeit
vorherrschende wissenschaftliche Meinung war, dass die elektrische Leitfähigkeit der Luft von Ionen herrührte. Als
Quelle dafür vermutete man allerdings
radioaktive Strahlung auf der Erdoberfläche, was wiederum bedeutete, dass
die Leitfähigkeit der Luft mit zunehmender Höhe abnehmen müsste. An
diesem Punkt setzte Hess nun seine Experimente an und entwickelte dafür eine
eigene Messmethode. Zwischen 1911 und
1912 unternahm er zahlreiche Ballonaufstiege bis in eine Höhe von 5300 m, um
diese radioaktive Strahlung zu messen.
Die entscheidende Ballonfahrt war jene

vom 7. August 1912 und die Ergebnisse
waren erstaunlich: Während die ionisierende Wirkung von Gammastrahlen bis
zu einer Höhe von rund 1000 m wie vorausgesagt abnahm, stieg diese dann aber
wieder stetig an, sodass in einer Höhe
von 5000 m diese doppelt so hoch war
wie auf der Erdoberfläche. Ein späterer
Ballonaufstieg in eine Höhe von 9300 m
zeigte sogar, dass die Strahlung dort 40mal höher war als auf der Erdoberfläche.
Diese Strahlung konnte also nicht von
der Erde stammen, sondern musste von
auswärts kommen, und zwar von überall
aus dem Universum, weswegen sie dann
auch „Kosmische Strahlung“ genannt
wurde.

Professur in Innsbruck
und Bau der Höhenstation
auf dem Hafelekar
Waren die Skeptiker dieser Entdeckung
anfangs noch in der Überzahl, war die
Entdeckung dieser Strahlung für Hess
jedenfalls wichtig hinsichtlich seiner
weiteren wissenschaftlichen Karriere.