Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.7

- S.59

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Ihre Trinkgelder ein lautes Gelächter“
– geschrieben auf einem Stück Toilettenpapier – kommentierte, verstarb im Jahr
2000 nahe Tübingen.
Kennzeichnend für Walter Gotschkes Kunst ist ein lebendig-skizzenhafter
Zeichenstil mit nur wenigen gedämpften
Farbtönen. Allein die spiegelnd schönen
Sportwagen leuchten in bunten Farben.
Auch der Plakatentwurf für das Hofgartenrennen ist ein „typischer“ Gotschke.
Die waagrechten und senkrechten Linien von Strommasten, Oberleitungen
und dem Massiv der Nordkette bilden
den statischen Rahmen für eine tollkühne Verfolgungsjagd. Zwei Rennpiloten steuern ihre glänzend roten Boliden
mit offenen Cockpits durch die Straßen
Innsbrucks. Der vordere Wagen liegt bereits diagonal in einer Kurve. Die Reifen
sind leicht quergestellt. Das hohe Tempo
drückt den Fahrer aerodynamisch nach
links und sein Verfolger verschwindet
hinter einem Nebel aus Abgasen und
wirbelndem Straßenstaub. Alle zeichnerischen Mittel dienen nur einem Zweck:
Geschwindigkeit, Dynamik und Schönheit der Rennwagen zu präsentieren.
Auch mit diesem Plakat gelang es Walter
Gotschke, die besondere Grand-Prix-Atmosphäre greifbar zu machen. Beinahe
kann der Betrachter den Geruch von versengtem Gummi riechen und das Heulen der Motoren hören. Ein Plakat, das
Lust machte, das 1. Rundstreckenrennen
selbst zu besuchen und unvergessliche
Rennmomente zu erleben.

Deutschlands
jüngster Autorennfahrer
Mit Willi Schuhnagel, dem jüngsten
Rennfahrer Deutschlands, konnten die
Veranstalter eine weitere Attraktion für
das Hofgartenrennen verpflichten.
Das Veranstaltungsplakat zeigt eine
Schwarz-Weiß-Fotografie des sechsjährigen Kinderstars, der in RennfahrerMontur in seinem – eigentlich knallrot
lackierten – Miniaturrennwagen sitzt.
Der Gegensatz zu Walter Gotschkes
rasanter Rennszene wird überdeutlich.
Hier verlässt man sich vollkommen
auf die Wirkung des kuriosen Motivs,
die durch die besondere Betonung der
Jugend Schuhnagels im Text noch un-

terstrichen wird. Durch die Schwerpunktsetzung auf den etwas lieblos gestalteten Schriftteil wird die Statik der
Darstellung noch zusätzlich verstärkt.
Das macht das Plakat tendenziell mehr
zu einem reinen Informationsträger als
zu einem ästhetischen Rennplakat mit
Grand-Prix-Flair.
Der kleine Willi Schuhnagel aus
München war in den späten 40er-Jahren
ein Star in der deutschen Automobilszene. Bereits im zarten Alter von 5 Jahren
bestritt er in einem motorisierten Tretauto sein erstes Rennen, das er auch
prompt gewann. Überzeugt vom Talent
des Sohnes, ließ Vater Schuhnagel einen
Minirennwagen mit einem 5-PS-NSUMotor in der Optik der Mercedes Silberpfeile konstruieren. Mit diesem „Flitzer“ errang Willi 1947 auch den Sieg in

einem Rundstreckenrennen für Kinder
in Nürnberg. Obwohl von der Zielflagge
längst abgewunken, raste der Fünfjährige ungebremst weiter und musste vom
Vater eingefangen werden. So viel Ambition wurde vom Deutschen Preisgericht
mit einem Lorbeerkranz, vom Amerikanischen – etwas kindgerechter – mit
einer Tüte Bonbons belohnt.
Der Miniatur-Silberpfeil kam auch
1948 beim Hofgartenrennen zum Einsatz. Bestaunt vom Innsbrucker Publikum fuhr Willi Schuhnagel einige
Schaurunden und ließ sich anschließend gebührend bewundern.
Leider fand die Karriere Schuhnagels
in späteren Jahren keine Fortsetzung.
Auch für den „jüngsten Rennfahrer
Deutschlands“ wurde es Zeit, anstelle des
Gaspedals die Schulbank zu drücken.

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