Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.6

- S.59

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Fritz Prior, Erika Cremer, Ernst Brandl bei der Tiroler Erfinderehrung am 16.11.1977

mit der Lehrbefugnis für physikalische
Chemie an die naturwissenschaftliche
Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 1945 übernahm sie die
provisorische Leitung des PhysikalischChemischen Instituts, das sie in den folgenden Jahren aufbaute. 1951 wurde sie
zur außerordentlichen und 1959 zur ordentlichen Universitätsprofessorin für
physikalische Chemie bestellt und zum
Vorstand des Physikalisch-Chemischen
Instituts ernannt. Knapp vor ihrer Emeritierung wurde Erika Cremer Dekan
der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck.

Pionierin der
Gaschromatographie
Internationale Bekanntheit erlangte
sie durch ihre Pionierarbeit auf dem
Gebiet der Gaschromatographie, einem
Verfahren zur Trennung und quantitativen Bestimmung verdampfter Stoffgemische, welches zu einem der wichtigsten Hilfsmittel in der analytischen
Chemie avancierte. 1944 entwickelte

sie die Grundlagen der Adsorptionsgaschromatographie. Die Veröffentlichung dieses wichtigen Forschungsfortschritts ging allerdings in den Wirren
des Kriegsendes auf dem Weg zum Verlag verloren. Erika Cremer entwickelte
diese Methode nach 1945 konstant weiter und konnte gemeinsam mit ihrem
Doktoranden Fritz Prior, dem späteren
Landeshauptmann-Stellvertreter von
Tirol, den Grundstein für eine weltweit
erfolgreiche Analysetechnik legen. Im
Laufe der Zeit wurden weitere Fortschritte erzielt, die zur Entwicklung
spezieller Detektorsysteme für den selektiven Nachweis bestimmter Verbindungsklassen führten. Darunter befand
sich auch ein Stickstoffdetektor, der u.
a. bei den Olympischen Spielen in Innsbruck (1964) zur Dopingkontrolle eingesetzt wurde.

„Die Kaiserverseln“
Weniger bekannt ist, dass Erika Cremer
„Die Kaiserverseln“, das bis dahin nur
handgeschriebene bzw. faksimilierte

Geschichtsbüchlein in Merkversen ihres Urgroßvaters Ludwig von Neumayr
(1810–1895) 1965 herausgab. Erika Cremer
ergänzte den Text nicht nur inhaltlich,
sondern auch in Vers und Stil so gut, dass
kaum ein Bruch zur Vorlage festzustellen
ist. Erika Cremer schreibt dazu im Vorwort: „Dieses ,Geschichtsbuch in Versen‘
ist vermutlich zwischen 1854 und 1858
entstanden. Es wurde zuweilen bedauert, dass es somit schon vor mehr als 100
Jahren abschließt. Sicher mindert es den
Wert eines Lehrgedichtes, wenn es nicht
bis zu einem natürlichen Abschluss oder
bis zum derzeitigen Stande gebracht ist.
Ich habe daher versucht, diese Lücke zu
schließen und in Nachahmung von Vers
und Stil so gut es ging – die deutsche,
französische und englische Geschichte bis
zum Ende der jeweiligen Monarchie bzw.
bis auf den heutigen Tag zu ergänzen.“
Ihren Lebensabend verbrachte Erika
Cremer in einem Innsbrucker Altenheim. Sie starb am 21. September 1996
nach der Rückkehr von einem kleinen
Ausflug.

Zitate
• Stöger, Michael: Ein Leben für die Wissenschaft. Erinnerungen der Forscherin Erika Cremer. Dokumentarfilm, Wien, 1990
• Neumayr, Ludwig von: Die Kaiserverseln. Hrsg. von Erika Cremer, Rauch, Innsbruck, 1965
• Bobleter, Ortwin: In memoriam em. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. rer. Nat. H.c. Erika Cremer (1900–1996), 96 Jahre eines Forscherlebens.
In: Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck, Band 84, S. 398, Innsbruck, 1997

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