Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.5

- S.59

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59

gelesen werden, während die auf einem Tisch positionierte Figur von Chronos mit der Sanduhr an die Vergänglichkeit erinnert. Die Landschaft kommentiert aber auch den Lebensweg
der Porträtierten: Annas Jugend in Florenz, die Erfüllung ihrer
fürstlichen Pflichten im von Bergen gerahmten Innsbruck.

Das für Innsbruck äußerst interessante Porträt ihres Schwagers, Erzherzog Sigmund Franz (1630–1665), zwischen 1663
und 1665 Tiroler Landesfürst, weist auf das geografische
Zuhause des Dargestellten hin: Hinter der exzellenten Porträtaufnahme erhebt sich die Nordkette bei Nacht. Morandi
„beleuchtete“ das Gesicht des Tiroler Landesfürsten, das sich
dadurch noch stärker von den nachtschwarzen Felsformationen abhebt. Gleichzeitig erscheint das Haupt des Erzherzogs
mit dem Innsbrucker Gebirge verwoben: Damit wurde der
Fürst im Bild Teil seines Landes.
Zur Jagd ins Gebirge. Seine Nichte Claudia Felicitas (1653–
1676), Tochter Erzherzog Ferdinand Karls und der vorgestellten Anna de‘ Medici, begibt sich im Porträt als Jagdgöttin Diana in die alpine Landschaft. Das Bildnis weist damit auf ihre
Passion für das Waidwerk hin. Das Gebirge im Hintergrund
mit Tiroler Anmutung zeigt sich wieder klein und harmlos.
Das Alpine als Kontrast zur kultivierten fürstlichen Erscheinung. Morandi bereicherte das Bildnis durch eine sehr qualitätsvolle, reizvolle Almszenerie in Miniatur. Hinter einem zarten
Laubbaum sitzt ein Hirte. Vor ihm grasen Schafe. Dahinter steht
eine alpine Behausung, wie sie der Florentiner Maler sah. Hinauf
gleitet der Blick zu einer Burg, weiter zu den Bergspitzen im Licht
der Dämmerung. Insgesamt ergibt sich ein reizvoller Kontrast
zwischen der kostbar gekleideten Erzherzogin und dem Alpinen.

© KHM Wien, Sammlungen Schloss Ambras, Inv.-Nr. 8143

Innsbrucker Berg-Nacht

Der Fürst mit dem Berg verwoben: Das Gesicht des Tiroler Landesfürsten Sigmund Franz strahlt vor der nachtschwarzen Nordkette. – Giovanni Maria Morandi, Erzherzog Sigmund Franz, vor 1665, Innsbruck

Weitere Ambraser Bergbesteigungen

Alm-Miniatur: Ein Hirt spielt vor einer alpinen
Behausung auf seiner Schalmei, dahinter erheben
sich in mildes Licht getauchte Berge. – Giovanni
Maria Morandi, Claudia Felicitas als Diana, 1666
(?), Detail, Innsbruck

Prinzessin im alpinen
Gelände: Die kostbar
gekleidete Erzherzogin Claudia Felicitas
begibt sich mythologisch verbrämt auf die
Jagd ins alpine Gelände. – Giovanni Maria
Morandi, Claudia
Felicitas als Diana,
1666 (?), Innsbruck

© KHM Wien, Sammlungen Schloss Ambras, Inv.-Nr. 3096

Bei den drei vorgestellten Bildinszenierungen muss bedacht
werden, dass im 17. Jahrhundert das alpine Territorium von
der höfischen Gesellschaft als Wüste, steile Berghänge und
tiefe Schluchten als Unorte empfunden wurden. Davon ist auf
den vorliegenden höfischen Porträts jedoch nichts erkennbar.
Sie laden zu interessanten Augenspaziergängen in der Habsburger Porträtgalerie ein, in der noch weitere fürstliche Berge
„bestiegen“ werden können.