Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.4

- S.47

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Verdienstkreuzträgerinnen:
Gemeinderätin Mag.a Gerti
Mayr (hinten) überreichte Vera
Adams, Dorli Neale und Vera
Graubart (v. l.) die Verdienstkreuze der Stadt Innsbruck.

jüdische mitbürgerinnen mit
dem Verdienstkreuz geehrt

D

as Verdienstkreuz ist eine der
höchsten Auszeichnungen der
Stadt Innsbruck und wird an
Persönlichkeiten verliehen, die sich um
die Tiroler Landeshauptstadt besondere Verdienste erworben haben. Am 13.
Februar ehrte die Stadt Innsbruck drei
ehemalige jüdische Mitbürgerinnen,
die im Zuge der nationalsozialistischen
Verfolgungen 1938 bzw. 1939 nach England emigrierten – Vera Graubart, Dorli
Neale und Vera Adams. Die Verleihung
fand in der österreichischen Botschaft
in London im Beisein von Botschafter
Dr. Emil Brix statt.
„Ich verleihe diese Auszeichnung
mit tiefem Respekt“, so Gemeinderätin
Mag.a Gerti Mayr, die die Ehrung in
Vertretung von Bürgermeisterin Mag.a
Christine Oppitz-Plörer übernahm.
„Trotz der furchtbaren Erlebnisse blieb
Ihre Nähe zu unserer Stadt auch in der
Ferne stets aufrecht und daher ist die
Verleihung des Verdienstkreuzes auch
ein Zeichen der Verbundenheit der Stadt
Innsbruck mit Ihnen.“
„Ich bedanke mich bei Gemeinderätin Mag.a Mayr ganz herzlich, dass sie
die Auszeichnungen im Namen der Stadt
Innsbruck persönlich überreicht hat“, so

Bürgermeisterin Oppitz-Plörer. „Diese
Ehrung nach so vielen Jahren war mir
ein besonderes Anliegen.“ Bereits 2011
wurden in Innsbruck Verdienstkreuze
an jüdische MitbürgerInnen verliehen.
Damals wurden Abraham Gafni, Judith
Shomrony und Richard B. Benson ausgezeichnet.

die ausgezeichneten
Vera Adams wurde 1929 in Innsbruck als
Tochter von Ernst und Helene Schwarz
geboren. Ihr Vater war Gesellschafter
des berühmten Warenhauses „Bauer
und Schwarz“. 1938 wurde er enteignet
und sechs Monate lang eingesperrt, ehe
er 1939 nach England flüchten konnte.
Seine Tochter befand sich zu diesem
Zeitpunkt bereits in England, da ihre
Eltern sie schon 1938 dorthin geschickt
hatten. Jahre später heiratete sie Ken
Adams und entschied sich, in England
zu bleiben. Von ihr stammt unter anderem ein früher Versuch, die Großfamilie
Schwarz genealogisch zu erforschen.
2010 nahm sie persönlich an der Eröffnung des neuen Kaufhauses Tyrol am
Standort des ehemaligen Warenhauses
„Bauer und Schwarz“ in der Maria-Theresien-Straße teil.

Dorli Neale wurde 1923 in Innsbruck
als Dora Pasch geboren. Sie war die
jüngste von drei Töchtern von Friedrich
und Rosa Pasch. Während der Novemberpogrome bzw. in der sogenannten
„Reichspogromnacht“ wurde nicht
nur sie selbst geschlagen, sondern sie
musste auch miterleben, wie ihr Vater
schwer misshandelt und bedroht wurde. 1939 gelang der Familie die Flucht
nach England. Dorli Neale hat sich stets
für die Aufarbeitung der Geschehnisse
eingesetzt. Als Zeitzeugin trat sie aktiv
an Innsbrucker Schulen auf und brachte den SchülerInnen die Ereignisse der
schrecklichen Zeit näher.
Vera Graubart kam 1934 als Tochter
von Richard und Margarethe Graubart in
Innsbruck zur Welt. Die Familie wohnte
in der Gänsbacherstraße 5. Heute gilt
diese Adresse als inoffizielle Gedenkstätte für die Ereignisse der Novemberpogrome in Innsbruck: Am Abend des 9. Novembers 1938 wurde der Vater der damals
vierjährigen Vera vor ihren Augen von
der SS misshandelt und ermordet. Wenige Tage später flüchtete die Mutter Margarethe mit ihrer Tochter nach Wien. Im
Frühjahr 1939 gelangte Vera mit einem
Kindertransport nach London. CM

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