Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.1

- S.58

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58

S t ad t g e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 1/2012

A u s d e m S t ad t a r c h i v / S t ad t m u s e u m

Die Geburt des Schneemandls

M a r k u s O s t e r wald e r

© markus osterwalder (5)

Wer kennt es nicht, das „Schneemandl“. Das Maskottchen der Olympischen Winterspiele von 1976
in Innsbruck war der unbestrittene Sympathieträger und machte Tirol in der Welt populär.
Wie aber entstand die lustige Figur? 
vo n

D

er Erfinder und Vater vom
„Schneemandl“ war der Wiener
Walter Maria Pötsch. Er studierte
an der Universität für angewandte Kunst
in Wien und siedelte 1970 nach Innsbruck
um. Pötsch war ein Multitalent, der die
ganze Palette der Grafik beherrschte.
Gleichzeitig war er mit visionären Marketingstrategien seiner Zeit weit voraus.
Im Mai 1970 wurden die Olympischen
Winterspiele 1976 an Denver (USA) vergeben. Aufgrund verschiedener Umstände lehnte die Bevölkerung im November
1972 jedoch überraschenderweise die
Durchführung der Spiele ab und gab sie
an das IOC zurück. Dieses musste in kürzester Frist einen neuen Austragungsort
suchen. Dafür kamen nur Orte infrage,
welche von früheren Spielen bereits über
die notwendige Infrastruktur verfügten.
Die Wahl fiel im Februar 1973 schließlich
auf Innsbruck.
Zur Vorbereitung der Spiele war die
Zeit äußerst knapp, hatte man doch zwei
Jahre verloren. Innert kürzester Frist

mussten, nebst der technischen Planung,
die Vermarktung und die Werbung für die
Spiele umgesetzt werden. Jetzt schlug die
große Stunde von Walter Maria Pötsch.
Nur eine Woche nach dem Zuschlag für
die Spiele wurden die Eigenschaften erarbeitet, welche das Maskottchen der
Winterspiele unverwechselbar machen
sollten. Es musste typisch tirolerisch sein,
sehr fröhlich auftreten und durfte etwas
tollpatschig daherkommen. Aus 26 Entwürfen und nach intensiven Publikumstests siegte mit deutlichem Abstand der
Entwurf von Pötsch.
Noch war der definitive Name für
das Kerlchen aber nicht gefunden, denn
„Schneemandl“ galt international als
nicht aussprechbar. Zudem verfügte es im
Anfangsstadium noch über ein „schwarzes Cowboy-Hütl mit Federn“, wie es eine
Testperson ausdrückte. Aus diesem wurde schlussendlich der fesche Wiltener. Der
Name blieb aber „Schneemandl“, denn
inzwischen hatte sich der Arbeitstitel fest
eingeprägt.

Merchandise-Pionier
Walter Maria Pötsch dachte aber viel weiter und hatte bezüglich der Vermarktung
der Olympischen Spiele geradezu visionäre Ideen. Er wusste, welch großes touristisches Potenzial in den Winterspielen lag
und dass mit nachhaltigen Maßnahmen
die Region Innsbruck noch viele Jahre von
diesem Großereignis profitieren würde.
Unter dem Label „Pötsch Innovationen“
entwarf er eine umfassende Kampagne
und wurde so nicht nur der Gestalter des
Maskottchens, sondern auch ein Unternehmer, welcher das gesamte Marketing
übernahm. Mit eigenen Mitteln und hohem Risiko startete er eine umfangreiche
Promotionstour. Dazu ließ er eine Reihe
von neuartigen Werbeutensilien fertigen,
darunter Selbstklebeetiketten, Trinkgläser, Zierlöffel, Anstecknadeln, Mützen,
Halstücher, Spielfiguren etc. Zum ersten
Mal in der Geschichte der Olympischen
Winterspiele konnte man im Zusammenhang mit dem „Schneemandl“ von
aktivem Merchandising sprechen. Ein