Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.9

- S.4

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Amtsblatt der Tandeshauptstadt Innsbruck

umrauschten nnd sagenumwobenen Namen erhielt. Es
darf wohl angenommen weiden, daß auch die beriihnlte
Sage nm die Frau Hill durch die einfache Hülle entstanden ist, die die Höttinger Vanern für eine bessere
Bewirtschaftung ihrer Alm hier errichtet hatten. Die
Nutzung der hochgelegenen Glasflächen während des
sommerlichen Weidebetriebes erfolgte durch eiue beträchtliche Anzahl oou Galtvieh, das alljährlich gegen
Ende J u n i anfgetrieben wurde sowie durch eine Menge
Rinder, die Anfang J u l i folgten; durchschnittlich
dürften es 80 bis 100 Stück gewesen sein. Zu diesem
Großviehbestand gesellten sich ferner noch bis zn 100
Schafe. Der Alpenpächter, der aus der Reihe der I n teressentenschaft kam, hatte für den Almbetrieb zu
sorgen und auch die Gästebewirtung zu führen, die
später durch die Verleihung der Gastwirtskonzession
hinzukam. Aus mehrfachen Pressenotizen aus früherer
Zeit geht hervor, daß jedoch die Touristen, die über
den Frau-Hitt-Sattel in das Snmertal wollten oder
von dort herüberkamen, für die Bewirtung und insbesondere für die Unterbringung nicht viel Lob übrig
hatten. Dieser viel bedauerte Zustand änderte sich anch
nicht, als die Höttinger A l m vom Großgrundbesitzer
Robert Rißl aus Hötting für Iagdzwecke käuflich erworbeu wurde. Selbst auch die Stadtgemeinde I n n s bruck, die durch den Gemeinderatsbeschluß vom 13. J u l i
1928 Eigentümerin der Höttinger A l m wurde, zeigte
anfangs wenig Lust für den Ansbau der Alpe und
ihrer Gebäulichkeiten. Der Eigentumserwerb, der
übrigens uuter sehr günstigen Bedingungen erfolgte,
hatte für die Stadt vorwiegend den Zweck, über die
Alpe eine bessere Wasserversorgung der Seegrube und
der Nordkettenbahn zu gewährleisten.
Einen dnrchgreifenden Wandel brachte erst die Zeit
um 197,0, als die Abteilung Landwirtschaft des Stadtmagistrates Innsbruck unter Leitung des Dipl.-Ing.
Dr. Erich Vreschar an die Planung schritt, an die Stelle
des von der Alpinteressentschaft übrig gebliebenen
Hüttendorfes, bestehend aus zehn niederen baufälligen
Gebäuden, ein einziges großes Wirtschaftsgebäude zu
setzen. Bereits im Spätfrühjahr 1952 wurde mit den
Arbeiten, die größtenteils in eigener Regie mit abteilungseigenen Kräften durchgeführt wurden, begonnen.
Rund 80 Kubikmeter Rundholz mußten geschlägert und
zur Herstellung der Tramlage und Aufstellung des
Dachstuhles im Tale verschnitten und in weitem Umwege herbeigeschafft werden. Über 600 Säcke Zement
zur Erichtung eines in den Berg hineingreifenden
Mauerwerkes waren erforderlich. Große Mengen
Steine waren unter oft unsagbarer Mühe herbeizuschaffen, die dann durch eine aus der Stadt gelieferte
Sleinbrechmaschine zu Schotter verarbeitet wurden. Es

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mußte auch der alte Fußsteig von der Stütze I I ! der
Nordkeltenbahn, die sämtlichen Materiallransporl
vornahm, zum Bauplatz ausgebaut nnd verbreitert
werden. Wenn auch ein braves Tragtier
Iockele
genannt — hervorragende Lieferdienste leistete, so
hieß es für das Arbeitspersonal dennoch, gerade bei
den bekannt schlechten Witterungsverhältnissen, durch
die der Weg häufig fast unpassierbar geworden war.
riesige Mühen überwinden nnd große Opfer bringen.
Als bei all diesen Arbeiten hervorragend Beteiligter
verdient Stadtförster Josef H e i ß besonders genannt
zu werden.
Als im Frühjahr 195A nach Planung des Lanoesalpinspektors, Oberbanrat Dipl.-Ing. Karl Kirchebner
vom Amte der Tiroler Landesregierung, an die Erstellung des Neubaues geschritten wurde, mußten zur Vereitstellung des Bauplatzes vier vou deu sechs ballfälligen Viehunterständen abgerissen werde», dein noch
das alte, schon teilweise eingestürzte Sennereigebände
folgen wird. Die Gastwirtschaft, zwei kleinere Hütten,
die Jagdhütte und eine bescheidene Untertnnftshütte
blieben bestehen. Der in flotter Arbeit entstandene
Neubau des zentralen Alpwirtschaftsgebäudes mit
einem Erdgeschoß, in wechem der Querstall untergebracht ist, und mit dem ansgebauteu Dachboden hat
ein Ausmaß von 16.40 mal 9 Meter und vermag
20 Stück Großvieh. 20 bis 25 Kälber, ein Tragtier uud
drei bis fünf Schweine zu fassen. Unter dem Dach, das
aus Lärchenschindeln aus dem Alpbacher Tale erstellt
wurde,befindet sichRanm geuug fürdieSeuuerei sowie
zur Unterbringung aller übrigen Kleinbetriebe, die
früher auf fünf Objekte verteilt waren.
Die hohe Zahl von Objekten, auf engsten Raum
zusammengestellt, entstand seinerzeit deshalb, weil
jeder einzelne weideberechtigte Höttinger Baner seine
eigene Hütte haben wollte. Gegenwärtig stehen nnn
statt dem früheren Hüttendorf mit zehn Dächern nnr
mehr fünf Häuser, beherrscht durch das ueue schöne
Stallgebälide, erstmalig ein zweckmäßiger größerer
Van auf der Höttinger Alpe in 15U0 Meter Seehöhe.
Die alte, vor Jahrzehnten behelfsmäßig gebaute uud
daher nur sehr unzulängliche Gastwirtschaft sieht allerdings nach wie vor wenig einladend aus uud ist schon
recht baufällig, weshalb der Gedanke ihrer Erneuerung bald einmal anfgegriffen werden sollte, zumal
da gerade dieses Objekt bei den heurigen Erdbeben
starten Schaden nahm. Der wieder auslebende Touristenverkehr ließe es daher geboten erscheinen, diese
für viele Heimische und Fremde von Innsbruck aus so
leicht erreichbare und daher stark besuchte Alm mit
einer Alpengastwirtschaft ansznstatten. in der sich jeder
Besucher wohl fühlen kann.
Wilhelm Eppacher

I)

I ! V
LeitrÄ^e von Dr. Kar!

Innsbruck vor hundert Jahren
1. wird Oswald Graf Trapp ^nm Kämmerer am Hofstaat?
Erzherzogs K a r l Ludwig in Innsbruck ernannt.
<». steigt uuter dem Namen einer Gräfin von P u r die,^öniqin der Niederlande mit ciucili Prinzen und zahlreichem
Gefolge im „Österreichischen Huf" ab, um am >^. über
Hohenschwana,au nach Holland heimzukehren.
8. wird der Professor des römischen Rechtes, T>r. Iosaphat

vuu ^ielouacli ali die Universität Prag verseht, Für ihu
loinmt Professor T r . Friedrich Bernhard Maaßen von
der Universität Pest nach Innsbruck.
l<>. qivl Frau Carolina Alliani, die ein Euqaqemeul am
f. l. Ioscsstädter-Theatcr in Wie» auqeuommcu hat,
ein Mschiedslonzcrt. T a dic Sängerin Alliani nicht mir
eine Zierde der Bühne, sondern anch sehr beliebt war,