Innsbruck Informiert

Jg.2011

/ Nr.10

- S.58

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S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 10/2011

A u s d e m S ta d ta r c h i v/ S ta d t m u s e u m

Von der Kranzbraut und anderen Heiratswilligen
Die Anfänge des Hochzeitsporträts

D

heiratete einige Tage danach fotografieren. Vorläufer in vorfotografischer Zeit
waren vielfach in Öl gemalte Porträts
der Verlobten, wobei die Größe je nach
Vermögenslage variierte. Mit Einführung der Visitkartenfotografie in den
1860er-Jahren konnten Fotografien kostengünstig hergestellt werden, sie waren
somit auch für weniger begüterte Kreise
erschwinglich. So ließen sich zunächst
Verlobte aus bürgerlichen Kreisen, aber
auch wohlhabende Bauernsöhne mit
ihren zukünftigen Ehefrauen an Marktund Festtagen fotografieren. Um 1890
begann sich das Hochzeitsporträt endgültig durchzusetzen, was an der beginnenden Häufigkeit von Familienalben
abgelesen werden kann.

ie ersten Fotografien, die so genannten Daguerreotypien, entstanden 1839 auf lichtempfindlichen versilberten Kupferplatten. Die
Entwicklung der Fotografie hin zum
späteren Massenartikel wurde durch die
Erfindung des Negativ-Positiv-Verfahrens durch den Engländer Henry Talbot
eingeleitet. Erstmals war es möglich,
eine unbeschränkte Anzahl von Abzügen zu fertigen. Das Verfahren wurde
schrittweise verbessert und die Belichtungszeiten deutlich verkürzt. Zunächst
fand die Fotografie durch Wanderfotografen Verbreitung. Nach Aufkommen
des kostengünstigen Visitkartenformats (ca. 9 x 6 cm) stieg die Zahl der
Fotoateliers in Tirol deutlich an. Stand
noch zu Beginn die möglichst realistische Wiedergabe der Objekte im Vordergrund, kamen die Cartes de Visite schon
bald als Andenken und Sammelbild in
Mode. Viele Aspekte menschlicher Kultur fanden ihren Niederschlag in den
kleinen Bildern.

Ganz in Weiß
Das blütenweiße Hochzeitskleid mit
weißem Schleier und Brautstrauß war
anfänglich das ungeschriebene Privileg
des Adels und des Großbürgertums. Erst
nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich
das weiße Brautkleid in allen Bevölkerungsschichten durch. Im Mittelalter

Die Anfänge der
Hochzeitsfotografie
Spricht man heute von einer Hochzeitsfotografie, so ist in der Regel eine am
Tage der Hochzeit angefertigte „offizielle“ Fotografie vom Brautpaar gemeint.
Dies ist eine relativ junge Erscheinung,
denn Aufnahmen in der Kirche waren noch um 1945 eher unüblich. Ab
den 1920er-Jahren wurde das Hochzeitspaar gelegentlich beim Verlassen
der Kirche oder vor dieser fotografiert.
Vor 1860 wäre eine Fotografie am Tag
der Hochzeit allein schon aus technischen Gründen kaum möglich gewesen.
Die belichtete Platte hätte noch in der
Kirche entwickelt werden müssen. Die
Brautleute ließen sich daher schon als
Verlobte vor der Hochzeit oder als Ver-

Glückwunsch

Für die „Heiratswilligen“ Angelika und
Markus die herzlichsten Glückwünsche
zur Vermählung!
Das Stadtarchiv/Stadtmuseum-Team

© Privatbesitz

vo n M ag . a Dag m a r K r e i dl

Städtisches Brautpaar um 1900. Braut in
schwarzem Kleid mit weißem Schleier und
Brautstrauß

trugen die Bräute vorwiegend bunte
Hochzeitskleider, am häufigsten war
die Farbe Rot. Ende des 16. Jahrhunderts
verdrängte das Schwarz der spanischen
Mode die bisherige Buntheit. In Österreich und Deutschland hat sich das
schwarze Brautkleid neben der Tracht,
insbesondere in Landgemeinden, bis ins
20. Jahrhundert gehalten. Die Männer
trugen bei der Hochzeit durchwegs einen dreiteiligen Anzug und Militärangehörige heirateten meist in Uniform.

Strauß und Schleier

© Privatbesitz

58

Ländliches Brautpaar um 1905. Der
Brautstrauß war hier noch nicht zentrales Attribut und liegt auf dem Stuhl im
Hintergrund.

Die hochzeitlichen Attribute waren
Kranz bzw. Schleier, der Brautstrauß
und das Rosmarinsträußchen als Anstecker. Ab 1880 zeigt sich erstmals der frische Brautstrauß auf Fotos, der ein Indiz
dafür ist, dass die Aufnahme tatsächlich
am Tag der Hochzeit gemacht wurde.
Das hochzeitliche Symbol des Brautstraußes stammte ursprünglich aus den
hohen Sozialschichten und war meistens
in abgelegenen Regionen Tirols zwar bekannt, aber nicht gebräuchlich. Vielfach
hielten Fotografen Kunstblumensträu-