Innsbruck Informiert

Jg.2011

/ Nr.8

- S.58

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58

S t a d t g e s chich t e

innsbruck informiert nr. 8/2011

A u s d e m S t a d t a r chiv / S t a d t m u s e u m

Die Sill – dynamisch, lebensspendend und sinnlich
Die Sill begleitet, begrenzt und überschwemmte den Stadtteil Pradl. Zwei dort befindliche Kunstwerke setzen sich auf
höchst unterschiedliche Weise mit dem Fluss auseinander: Ein von Johannes Obleitner 1940 geschaffenes Relief zeigt die
Sill als sinnliche Frauengestalt. Angela Bezzenberger gestaltete 2007 das dynamisch-bewegte „Wasserspiel“.
vo n D r . H e l m u t h O e h l e r

K

ühles Wasser im heißen Sommer
löscht Durst von Menschen und
Pflanzen – nicht nur im Stadtteil
Pradl. Wobei dort das nasse Element
eine besonders wichtige Rolle spielt.
Zum Schwimmen lädt das Hallenbad ein. Wasser zum Löschen braucht
die Hauptfeuerwehrwache. Das Freischwimmbad Tivoli ermöglicht den
großen Badespaß. Westlich davon fließt
die Sill vorbei. Um die Pradler Sillbrücke
entwickelte sich einst das Dorf Pradl. Der
Fluss diente als Energiequelle, ist auch
heute noch Lebensraum für Fische. Verständlich daher, dass sich auch Kunstwerke in Pradl mit dem für den Stadtteil
bedeutsamen Fluss auseinandersetzen.

Die Sill als sinnliche Frau

© Dr. Helmuth Oehler (x)

Das ungefasste Holzrelief „Sill“ an
der Fassade des 1939 erbauten Hauses
Kärntner Straße Nr. 6 schuf 1940 Johannes Obleitner. Das Bildwerk zeigt einen
unterlebensgroßen, stehenden weibli-

Die sinnliche Frau
„Sill“ mit ihren
beiden kleinen
Dienern: Aus den
Füllhörnern, auf
denen die beiden
eifrigen Knaben
Platz genommen
haben, quellen
die „Gaben des
Wassers“: Früchte
und Fische. Das
Holzrelief „Sill“
(1940) am Haus
Kärntnerstraße Nr.
6 schuf Johannes
Obleitner. Es
thematisiert das
Wasser als Ursache
alles Lebens,
präsentiert die
Frau als Lebensspenderin.

chen Akt, der von zwei profanen Putten
begleitet wird.
Wasser ist Leben. Die vollkommen
nackte Frau repräsentiert die Sill selbst.
Mit weit geöffneten Augen blickt sie zum
Fluss, den sie personifiziert. Das Zahnrad
unter ihrem Arm verweist „auf die durch
die Wasserkraft begünstigte Industrie“.
Der zur Schau gestellte, perfekt formulierte Körper weist breite Hüften auf, entspricht damit dem Frauenbild der frühen
1940er-Jahre, denen die Frau als „Organ
elementarer biozentrischer Kräfte“ galt.
Die kleinen Diener der Frau „Sill“. Die
„Sill“ wendet sich einem Putto zu, der ihr
eine Schriftrolle präsentiert. Der kleine
Diener sitzt auf einem Füllhorn, aus dem
Ähren und Früchte hervorquellen. Der
rechte Putto schwingt einen Hammer, in
der anderen Hand hält er das Innsbrucker
Stadtwappen. Aus einem Füllhorn unter
ihm fallen Fische. Der Hammer weist auf
von Wasser angetriebene Werke hin. Die
Fische sind „Gaben“ des Wassers.

Der Bildhauer und Maler Johannes
Obleitner (Absam 1893–1984 Reith bei
Seefeld) war ab 1936 in Reith bei Seefeld als
sehr produktiver Bildhauer tätig. Hauptwerke Obleitners können in der Pradler
Schutzengelkirche betrachtet werden.

Wasser, Wind und Sonne: Das von der Darmstädter Landschaftsarchitektin Angela Bezzenberger gestaltete „Wasserspiel“ (2007) im neuen Wohngebiet am Tivoli nimmt ebenfalls Bezug auf die nahe Sill: Das Wasser im
Becken sprudelt, der Wind bewegt Räder, Wassernebel verwandelt sich bei
Sonnenschein in einen Regenbogen.