Innsbruck Informiert

Jg.2011

/ Nr.6

- S.59

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s t a d t g es c h i c h t e

A u s dem S t a d t a r c h iv / S t a d t m u se u m

Ein Lebensabend in Ruhe und Stille?
Die Ankunft von Erzherzogin Maria Elisabeth in Innsbruck vor 230 Jahren.

S

eit einem Jahr erstrahlt die Innsbrucker Hofburg nun wieder in
neuem Glanz, nachdem sie in
jahrelanger Arbeit innen wie außen generalsaniert worden ist. Die völlig neu
gestaltete Ausstellung in den Kaiserappartements bietet unter anderem auch
spannende Einblicke in das Leben jener
Personen, die durch die Jahrhunderte
hindurch diese Räumlichkeiten besuchten oder bewohnten.

Unter ihnen nimmt Maria Elisabeth
(1743–1808), das fünfte Kind Maria Theresias, eine besondere Stellung ein. Denn
die bis heute wenig schmeichelhaft als
„kropferte Lisl“ bekannte Erzherzogin
verbrachte knapp 25 Jahre ihres Lebens in
Innsbruck, länger als irgendein anderes
Mitglied des Hauses Habsburg seit dem
Aussterben der Tiroler Linie Mitte des 17.
Jahrhunderts.
Dass Maria Elisabeth vor genau 230
Jahren in der Tiroler Landeshauptstadt
landete, war weniger ihr eigener Wunsch
als jener ihres Bruders, Josef II. Dieser
wollte nämlich, nach dem Tode Maria
Theresias endlich an die Macht gekommen, mit der „Weiberwirtschaft“ am Wiener Hof aufräumen und suchte für seine
noch dort lebenden Schwestern andere
Domizile: Maria Christina zog mit ihrem
Gemahl in die Österreichischen Niederlande und die unverheirateten Erzherzoginnen Maria Anna und Maria Elisabeth
übersiedelten nach Klagenfurt bzw. Innsbruck. Letztere wurde am 2. Jänner 1781
per kaiserlichem Diplom zur Äbtissin im
hiesigen Damenstift, in welchem zwölf
adelige Damen für das Seelenheil von
Franz Stephan beteten, ernannt.
Diese Übersiedlung bedeutete aus
höfischer Sicht sicher einen Abstieg, eine
Entfernung vom prunkvollen Wiener Hof
weg in die Provinz. In der Tiroler Landeshauptstadt hingegen dürfte die am 7.
Jänner 1781 eingetroffene Nachricht, dass
„Ihre König. Hoheit die Erzherzogin Maria
Elisabeth Schwester Seiner Majestät des Kai-

Die kaiserliche Hofburg gegen Süden von
Johann Georg Schedler (1777–1866).

© stadtarchiv innsbruck, Bi/k-938

Die „kropferte Lisl“

von J oac h im B ü r g s c h wen t ne r

sers nach Innsbruck kommen, und als Äbtissin des K. K. Damenstifts daselbst höchstihre
Residenz aufschlagen werde“ als Ehre empfunden worden sein. Die Chronisten Johann und Gottfried Pusch titulieren die
Äbtissin beispielsweise sehr früh als „unsere Erzherzogin“.

Strikte Anweisungen
Auch Josef II. war sich dieser besonderen Umstände bewusst, denn er erließ
im März sowohl an den Gouverneur in
Klagenfurt als auch an jenen in Innsbruck strikte Anweisungen, welch eingeschränkte Rolle er seinen beiden
Schwestern zugestehe: Sie würden zurückgezogen aber gut versorgt in der
jeweiligen Stadt leben, weshalb es den
Ständen verboten sei, sich für die Erzherzoginnen in irgendwelche Unkosten
zu stürzen (etwa durch den Kauf von
Kleidung, Errichtung von Gebäuden und
Organisierung von Lustbarkeiten). Insbesondere aber ermahnte er die politischen Stellen, dass die Landesgeschäfte
wie bisher weiterzuführen seien. Von
den Erzherzoginnen dürfe kein Rat angenommen werden, jegliche Einflussnahme sei zu verhindern, ja selbst Auskünfte
seien ihnen zu verweigern. Josef II. dürfte also wohl ein wenig besorgt gewesen

sein, dass sich seine Schwestern als eine
Art Ersatzlandesfürstinnen installieren
könnten.
Diese „Zurückgezogenheit“ ist aber
relativ zu verstehen. Noch im Jänner
1781 wurde der Oberstbaudirektor samt
Hofarchitekten und Baumeister nach
Innsbruck gesandt, um die „Hofgebaude
dahier“ zu begutachten. Maria Elisabeth
würde nämlich nicht innerhalb des Damenstifts wohnen (das sie letztendlich oft
monatelang nicht betrat), sondern in der
direkt angrenzenden Hofburg residieren.
Im Februar und März wurden die Räumlichkeiten „mit geringen Spesen“ möbliert,
den Feinschliff sollte die Erzherzogin
dann nach ihrem Geschmack – und aus
ihrer Privatschatulle – besorgen.
Und auch wenn politischer Einfluss
möglichst verhindert werden sollte, so
war dies beim gesellschaftlichen Leben
keineswegs der Fall: Maria Elisabeth
konnte nach Belieben den hoffähigen
Adel zur Tafel oder zu Abendgesellschaften in die Prunkräume der Hofburg
einladen und durfte dort Tanzveranstaltungen oder Maskenbälle veranstalten – wobei aber darauf Wert zu legen
war, dass die Erzherzogin selbst nur mit
standesgemäßen Personen das Tanzbein schwingen möge. Die Fräulein des
Fortsetzung auf Seite 62

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