Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.6

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

vorliegenden Meldungen lag der Herd des Bebens
ungefähr in der nördlichen Hälfte des Stadtgebietes
von Innsbruck, jedenfalls wurden in diesem Vereich
die größten mechanischen Wirkungen des Bebens beobachtet. Nach den Wirkungen erreichte das Hauptbeben den Grad (i,5 der gebräuchlichen Erdbebenskala
von Mercalli-Sieberg. Das Fühlbarteitsgebiet des
Bebens reichte im Westen bis an die Grenzen Vorarlbergs, im Osten bis Mittelkärnten, im Norden bis
nach Oberbayern und im Süden bis Südtirol. Dabei
ist zu berücksichtigen, daß in Gebirgsländern die Besiedlung durch ihre sehr ungleiche Dichte das Kartenbild der Fühlbarkeitsverteilung natürlich maßgeblich
beeinflußt. Das Hauptbeben war von zahlreichen
Rachbeben gefolgt, die Nachbebentätigkeit ist auch jetzt
noch nicht ganz erloschen. Am 22. M a i sind durch Meldungen hinreichend sechs Nachbeben, um 0 Uhr 15,
6 Uhr 45. 7 Uhr 00, ? Uhr 44, 17 Uhr 27 und 19 Uhr 20,
belegt, die auch instrumental aufgezeichnet wurden.
Auch am 23. und 24. M a i gab es zahlreiche schwache

Nummer <»

Nachstöße, von denen die meisten aber in Innsbruck
nicht, wohl aber auf dem Hafeletar verspürt wurden.
Stärkere Nachstöße wurden noch gemeldet von»
2."). M a i . ? Uhr <>>
" . 2«. M a i , 11 Uhr :l."., 2!». M a i .
17 Uhr 20, .11. M a i , 1 Uhr 20. Je weiter entfernt vom
Zeitpunkt des Hauptbebens die Meldungen über Nachstöße einlaufen, um so schwieriger wird die Zuordnung, da sich in der Zwischenzeit (am 2, I n n i . l>Uhr
47)) ein neues Erdbeben i n Tirol ereignet hat."
Ein neues, stärkeres Erdbeben von etwa drei Sekunden Dauer, das im obigen Bericht aus Wien noch
nicht verzeichnet ist, ereignete sich am 17>. I n n i um
9 Uhr 45. Obwohl seine Intensität von Fachleuten auf
etwa 5 geschätzt wird, traten namhafte Schäden, die
die Alarmierung der Verufsfeuerwehr erforderlich gemacht hätten, gottlob nicht auf. Am felben Tage um
10 Uhr 40 und IN Uhr 14 waren nochmals leichte
Nachbeben verfpürbar. Inständig hofft nnn alles, von
weiteren Erderschütterungen verschont zn bleiben.
Wilhelm Eppacher.

Die Stadtschulinspektoren von Innsbruck
Vor 100 Jahren verfügte Innsbruck noch über keinen eigenen Stadtschulbezirk wie heutzutage. Das
Land T i r o l war in Schuldistritte eingeteilt, und dem
Schuldistritte Innsbruck, zu dem neben dem Stadtauch der Landbezirk gehörte, stand in der Negel der
jeweilige Stadtdekan vor. I n den Sechzigerjahren trat
dann an die Spitze der Innsbrucker Schnlaufsichtsbehö"rde ein „Komitee für Kultus und Unterricht", defsen Wirksamkeit sich aber immer noch nicht auf die
Stadt allein, fondern auch auf ihre weitere Umgebung erstreckte. Die Teilung jenes umfangreichen
Innsbrncker Schuldistriktes in einen eigenen Stadtund Landbezirk erfolgte ungefähr zum Zeitpunkt des
Inkrafttretens des Neichsschulgesetzes vom 14. M a i
1869. Dieses hochbedeutsame Gesetz brachte für das gesamte tirolische Schulwesen große Umwälzungen und
in mancher Hinsicht geradezu radikale Veränderungen
zum Besseren mit sich. Da für die Innsbrucker Leser die
Kenntnis der seither wirtsamen Stadtschnlinspektoren
von Interesse erscheint, sollen neben deren Namen
auch jene wichtigen Daten Aufnahme finden, die einen
Zusammenhang mit der Entwicklung der Stadtschulverhältnisse seit nahezu 90 Jahren vermitteln.
Professor J o s e f D a u m aus Polling. Obmann
und späterer Obmannstelluertreter des Echulkomitees,
war der erste k. k. provisorische Stadtschulinspektor von
Innsbrnck. I h m oblag besonders der Schulhausbau
in der Angerzell (heute Gilmstraße) und die Systemierung der neuerrichteten Schnle. Sein Tod erfolgte,
im besten Mannesalter stehend, am 14. Februar 1872.
Wie aus der Gilmschul-Chronit zu ersehen ist, galt er
als ,,einer der edelsten nnd besten, als einer der geistvollsten nnd geachtetsten Männer des Landes".
Noch im selben Jahr folgte die Ernennung des A nl o n N i t t e r v o n S ch u l l e r n, Vaters des großen Heimatdichters Heinrich von Schullern, zum t. k.
provisorischen Stadtschulbezirksinspektor. I h m , der
vorher gleichfalls Obmann des Schulkomitees war. lag
vor allem die Ausarbeitung eines neuen Organisa-

- und Lehrplanes am Herzen, eine Aufgabe, die
er als Dichter und Schriftsteller meisterhaft verstand.
Sein Todestag ist der 12. Jänner 1889.
I h m folgte L o r e n z H a m m e r l e, der jedoch
nicht ganz drei Monate später, am 2. A p r i l 188!).
plötzlich verschied. Auch er war wie sein Vorgänger bei
Eltern und Lehrern überaus beliebt, und sein früher
Tod wurde allgemein betrauert.
Als Nachfolger wnrde mit Beginn des Schuljahres
1889/90 D r . A d o l f N i t sche^ Professor am I n n s brucker Staatsgymnasium, zum Bezirksschulinspettor
ernannt. Genannter wurde aber bereits mit Ende des
Schuljahres 1890/91 als Direktor an das Staatsgymnasinm in Trieft berufen, so daß seine Tätigkeit in
Innsbruck bloß von kurzer Dauer war.
Als nächster k. t. Stadtschulinspettor zählt der an
der Gilmschule für kaufmännische Fächer, ab 187."> als
Professor an der Lehrerbildungsanstalt tätige S e b a stian
F l ecki n g e r. I n seiner über ein Dezennium dauernden Amtszeit trat er mit Hartnäckigkeit
für die Hebung des Schulwesens ein. Unter ihm wurde
das Mädchenllizeum in der Sillgasse errichtet, das
dann zum Giimnasium ausgebaut wurde. Anläßlich
seines Nücktrittes am 4. Oktober 190:i wurde ihm in
der Gilmschule feierlich ein Tableau mit den Lichtbildnissen sämtlicher Innsbrucker Lehrpersonen überreicht. Er starb. 7l Jahre alt, am 18. Februar 191l>.
Sein Grab befindet sich am ncuen Willener Friedhof.
Bereits im August 1902 wurde wegen .^räntlichteil
seines Vorgängers der Negierungsrat Giimnasialprofessor i. R. D r . J o s e f E g g e r vom Minister für
Kultus und Unterricht zum Sladtschulinspellor von
Innsbruck ernannt. Die ihm dadurch erwachsene Arbeil erledigte er, wie ein ihn« seinerzeit Untergebener
schilderte, mit der Noblesse »X"s Gelehrten. Als einer
dcr bedeutendsten Historiker T i r o l s hatte sich Egger
durch die Herausgabe seiner drei Bände umfassenden
,,Geschichte Tirols von den ällesten seilen bis in dic
Gegenwart" < er schienen 1872) einen In"i"lwi ragenden