Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.2

- S.3

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Nummer 2

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

"ii. dann mußle er sic!) dodi and) das ganze
Jahr hindurch su ausführen, wie es dein Magistrat
recht war. sonst war teine Aussicht auf eine R i e d e l ,
wähl, heute, meine sehr verehrten Herrschaften, ist es
gar nicht so einfach, den Pfarrer, den man einmal
gewählt hat. wieder loszutriegeu. Aber »nan drauchl
ihn ja schließlich auch nicht nach!^l Jahren Min Ehren"
burner zu wählen. Wenn das lrotzdenl geschehen ist.
so darf ich das wohl als beweis dafür ansehen,
daß es dein Stadimagistral Innsbruck leine Nelle be
reilet, mich vor !>!! Jalireil gelvähll zu haben. Und
dafür sage ich den Herren Bürgermeistern und dem
Magistrat von ganzem herzen Dant. Und dabei bleibe
ich mir der Mängel, die mir anhaften, natürlich voll
bewußt. Es ist lein Zweifel, daß mancher andere manches viel besser gemacht hätte. Es wird auch sein, daß
er iu einem oder andereil Punkt es vielleicht nicht so
gut getroffen hätte, aber bei meinem Einstand hat die
geistliche Behörde und dann der Bürgermeister Greil
von mir eigentlich nnr ein Zweifaches erwartet und
gefordert. Der damalige Kapitclvikar sagte, ich möchte
doch schauen, so zu predigen, daß anch ein Gebildeter
es hören kann. Und der Bürgermeister Greil meinte,
die Innsbrucker hätten gern einen Propst, der nicht
jedem Selbstmörder das kirchliche Begräbnis verweigert. Also die kirchliche Behörde wollte einen bißchen
gebildeten und der Herr Bürgermeister einen bißchen
liberalen Propst. I n beiden Belangen habe ich nach
bestem Können versucht, den Wünschen zu entsprechen. Aber die Zeiten und die Meinungen ändern sich,
heute würde der Bischof wahrscheinlich ganz anders
reden. Auf jeden F a l l nicht bei den Gebildeten allein
stehenbleiben. Und ich habe die Ursache, anzunehmen,
daß auch der Herr Bürgermeister andere Wünsche
hätte als seinerzeit. Aber es ist nicht möglich, daß ein
einzelner allen Wünschen und allen Erfordernissen
gerecht wird. I m ganzen und großen muß man damit
wohl zufrieden sein, wenn einer dem Gesetze, nach
dem er angetreten ist, einigermaßen gerecht wird. Darum wiederhole ich noch einmal, daß ich selber sehr
gut weiß, in wieviel Dingen ich versagt habe. Aber
aus den vielen Telegrammen und Briefen der letzten

Seite 3

Tage habe ich doch auch den einen oder anderen Satz
herausgelesen, der mir warm ans herz griff nnd der
mich ermutigte und tröstete. Wenn ich I h n e n ein besonders markantes Beispiel vorführen darf, das über
die gewöhnlichen Nedensarten solcher Gratulationen
elmas hinausgegangen ist. so darf ich Ihnen vielleicht
erzählen, daß das Präsidinm einer össenllichen Körperschaft Innsbrucks schreibt" „ W i r möchten besonders
jene menschlichen Eigenschaften hervorheben und unterstreichen, die Sie gerade bei unserer Stadtbevölkerung durch I h r e Freimütigkeit, durch das offene
Wort nnd durch Ihren jederzeit vorhandenen schlagfertigen Humor so liebenswert gemacht haben." Meine
lieben Herrschaften, ich weiß nicht, ob dieses Porträt
ganz genau stimmt. Aber elites weiß ich, daß ich
eigentlich uugefähr so vor I h r e u Augen stehen möchte.
Aber auch da möchte ich auf das Subtrahieren nicht
vergessen. Ich weiß ganz genau, daß gerade diese
Eigenschaften andere wieder sehr geärgert haben. Und
daß ein P t i n l t , der mir selber sehr wesentlich erschienen ist, nämlich die möglichst weite Distanzierung von der Tagespolitik, durchaus nicht immer und
überall verstanden und gutgeheißen worden ist. Ich
selber aber, ich freue mich, daß ein so kirchlich gesinnter Bürgermeister mir diese große Ehre verschafft hat.
Ich frene mich aber auch, daß der sozialistische Bürgermeister mich hierher geführt hat" und daß unter den
vielen schriftlichen Gratnlanten sich nicht nur der Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, sondern auch der Ehef der
Gestapo befindet, obwohl sowohl der eine wie der andere bei seiner seinerzeitigen Amtstätigkeit mit mir
durchaus nicht einverstanden war. Aber es wird wohl
Zeit sein, aufznhören. Ich möchte noch sagen, daß mich
die Ehrung deswegen auch freut, weil sie in der letzten
Zeit so selten geworden ist. W i r haben i n unserer
Stadt nur einen einzigen Ehrenbürger, den Herrn
Kaufmann Leo Stainer, den ich hiemit als meinen
Kollegen begrüßen darf. Und ich möchte nun mit
einem erneuten Dank an den Herrn Bürgermeister,
den Gemeinderat und an Sie alle, die Sie durch I h r e
herzliche Anteilnahme das Fest vertieft und verschönt
haben, mit einem herzlichen Dank, endgültig schließen.

Alt Stadtrat Hans Geißler gestorben
Hans Geißler, geboren am N». M a i lttl)l> in I n n s bruck, verbrachte seine Jugendjahre in Münster (Unterinnlalj lind St. Nikolaus (Innsbruck), wo er den
Gärlneiberuf erlernte. Als 1!>jähriger trat er in die
Neihen der Tirolcv .^aiserjäger lind läinpfle an der
Südsronl. von wo er. in üalienische Gefangenschaft
geraten, erst eine ^eil nml, dem ersten Weltkrieg in
die Heimat zurückkehren lonnle. Bald wurde Geißler
Voltswehrmann lind anschließend Soldat des damals
neuerrichteten Bundesheeres. A l s Wachtmeistei und
Angehöriger der Tiroler Boltspartei wnrde er am
17). M a i l!)^? in den Innsbrucker Gemeinderat gewähll, Viele seiner Altersgenossen erinnern sich seiner
eifrigen Tätigkeit als Mitglied der !^ösc!> und Poli
zeisettion. 1!!2tt wurde er als Referent für den städtischen Schlachthof in den Stadtrat gewählt. Überdies
hatte er zu jener Zeit die Obmannstelle des Berwal-

tungsausschusses des städtischen Schlacht- und Viehhofes inne und war auch Obmannftellvertreter des
großeil Wirtschaftsausschusses und Mitglied des kleinen Wirlschafls- und des Nordketienbahiiausschusses.
Nicht minder widmete er seine Fähigkeiten für das
öffentliche Wohl als Ersatzmann im Bauausschußs in
der Finanzsetlion und im Lichlwerleausschuß. bis er
im Jahre N M nach Ablauf der Mandalsdauer aus
dem Gemeinderal ausschied. Bon >!>^!> ab fühlte Geißle» mit seiuer Frau M a r i a das Gasthans ..Zur Gemse"
auf der huugerburg. Nach dem hinscheiden seiner
Frau i. I . 1!>5il! — die Ehe war kinderlos geblieben —
führte er die Gast Wirtschaft noch zwei Jahre allein.
Verdienste erwarb sich Geißler auch als Obmann des
Kleingasigewerbes. durch welche Tätigkeit er sich allseits beliebt ge>nacht halte. Ans dem zweiten Weltkrieg, während dem er zum Offizier befördert wurde,