Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.2

- S.2

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lerische Belange, wurde oft als Kunstsachoerständiger
beigezogen" eine grosse Nellie von Schriften aller A r t
Halle ihn zum Verfasser. Um nur die wichtigsten aufzuzählen." „Kunstdeutmäler Eüdtirols", „Kirchliches
Kunstgewerbe der Neuzeit", „Vozner Burgen" und
als besondere Widmung an seine neue Heimatstadt
das Wert „Kirchen Innsbrucks", das bereits in zweiter Auflage erschienen ist. Aber die Kunst lies; ihn
auch leiden, als im Zuge der Kriegsereignisse des
zweiten Weltkrieges die Pfarrkirche Et. Jakob schweren Zerstörungen anheimfiel" doch er hatte die Freude, deil vollendeten Wiederaufbau miterleben zu können. Diese Tätigkeit als Kunsthistoriker und als Dichter war jedoch nur ein kleiner Teil seiner Tätigkeit.
Durch einen „Kommentator zur Apostelgeschichte",
„Katechismuspredigten" und eine „Christliche Sittenlehre" literarisch auf dem Gebiete der Seelsorge tätig,
widmete er sich in der Folgezeit ganz der Arbeit
im Weinberg des Herrn. E i n drittel Jahrhundert
lebt er in unserer Stadt als Pfarrer der St.-IakobsKirche. I n diesen verflossenen 33 Jahren kannte er nur
dieses eine große Ziel, die Seele jedes einzelnen zu
erobern, um sie zu ringen und sie den ewigen Werten
zuzuführen. Unter all den vielen Aufgaben, die der
Kirche obliegen, war ihm diese Aufgabe als primär
anerkannte sein Lebensziel. Es war nicht immer leicht,
dieser Aufgabe nachzugehen, es gab Zeiten, in denen
die Abgrenzung der seelsorgerischen und der kirchlichen Tätigkeit gegenüber den weltlichen Gewalten
auch die Kirche vor schwere Fragen stellte. Aber unbekümmert um all das, kannte Monsignore Propst Dr.
Josef Weingartner nur das eine Ziel." zu wirken für
das Seelenheil jedes einzelnen.
Als er nach Innsbruck kam, führte er neue Methoden in der Seelsorge ein. Die Ehronik verzeichnet ungefähr 5W0 Familienbesuche, eine ungeheure Leistung,
wenn wir uns vorstellen, daß jeder dieser Besuche
nicht in kürzester Zeit abgetan, sondern Kenntnis der
Familie, Eingehen auf die Sorgen der Familie bedeutete. Er war nicht egoistisch bedacht auf einen
möglichst großen Umfang seiner Pfarrei, freigebig
wirkte er mit, als ein Kranz von neuen Pfarren,
Pfarrvikariaten und Seelsorgestellen, besonders an
der Peripherie von Innsbruck, aber auch im Zentrum,
errichtet wurde. Er kannte die seelische Not des modernen Menschen, die sich besonders im Zusammenbruch der Familien zeigte. I m Trubel der modernen
Bestrebungen verlor so manche Familie das wirkliche
Heim und fiel der geistigen Heimatlosigkeit nnheim.
Wenn nun die Stadtgemeinde Innsbruck die höchste
Ehrung, die sie zu vergeben hat, dem Gefeierten heute
gegenüber ausspricht, so ist das die Anerkennung dieses seines Wirkens für die höchsten Werte der Gottesoerehrung und die Hinführung der ihm anvertrauten
Menschen zu den ewigen Werten. Diese Ehrnng ist ein
Ausdruck der Anerkennung und Dankbarkeit für I h r
aufopferndes Lebenswerk und für I h r e Persönlichkeit
mährend all dieser 33 Jahre. Darüber hinaus wollte
aber der Gemeindernl. dessen Beschlüsse einstimmig
gefaßt wurden, unabhängig von konfessioneller Einstellung, allen diesen Werten, die Sie so vertreten
haben. Anerkennung zollen. So erging der Beschluß
des Gemeinderates in der vertraulichen Sitzung am
111, Jänner 1955! „Monsignore Dr. Josef Weingartner,

Nu miner 2

Propst und Stadtpfarrer von Innsbrnck-St. Jakob,
wird das Ehrenbürgerrecht der Sladlgeineinde I n n s bruck verliehen."
Und für mich ist es hier eine große Auszeichnung,
Ihnen. Monsignore Propst, die Urtnnoe über diese
Ernennung feierlich übergeben zu dürfen. (Beifall.)
Msgr. Propst Dr. Weingartner dankte mit nachfolgender Ansprache für die Ehrung!
Hochverehrter Herr Bürgermeister! Hochwüroigste
Herren! Sehr verehrte Mitglieder des Gemeinderates!
Verehrte nnd liebe Festgäste! Wenn mich irgend ein
kleiner Ort, sagen w i r z. B., meine eigene Heimatgemeinde, zum Ehrenbürger ernannt hätte, so würde
mir das nicht allzu große Bedenken verursachen, aber
Ehrenbürger unserer schönen Landeshauptstadt zu
werden, ist eine ganz andere Sache. I n der Liste der
Ehrenbürger von Innsbruck scheint eine ganze Reihe
von hochklingenden, hellklingenden Namen auf. von
Minister«, die in der Geschichte Österreichs, von Statthaltern, die in jener Tirols eine führende Nolle spielten, von hervorragenden Bürgermeistern. Männer
scheinen da auf, wie etwa Adolf Pichler oder Freiherr
von Sieberer oder I n g . Niehl oder Wilhelm Greil,
K a r l Kapferer, K a r l Landfee, Hans Hörtnagl usw.,
lauter Männer, die um die Stadt Innsbruck in der
höchsten Weise verdient gewesen sind und deren W i r ken uns heute von diesen Letztgenannten noch lebendig
in der Erinnerung lebt. I n dieser stolzen Neihe aufzuscheinen, habe ich nicht verdient, und eigentlich müßte
ich mit Torquato Tasso, dem der Lorbeerkranz an den
Schläfen brennt, sagen: „Oh, nehmt ihn weg von meinem Haupte, nehmt ihn hinweg, verzeiht, es ist zuviel." Doch statt dessen möchte ich etwas wiederholen,
was ich uor kurzem bei ähnlicher Gelegenheil schon gesagt habe und wofür ich diejenigen, die es bereits gehört haben, nm Entschuldigung bitten muß. Ich bin in
meiner Heimatgemeinde Dölsach in die dortige zweiklassige Volksschule gegangen, und als meine Eltern
nach Windisch-Matrei übersiedelten, wo eine oreiklassige Schule war, habe ich durch einen Zufall eine
Klasse glatt übersprungen. Die Folge davon war. daß
ich in manchen Belangen zunächst einmal nicht auf
dem laufenden war. Ich konnte addieren, ich tonnte
subtrahieren, aber beim Multiplizieren und beim D i vidieren, da haperte es. Ich mußte lauge Zeit fleißig bei meinem Vanknachbar abschreiben, bis ich
schließlich selber daraufkam, wie die Sache zu machen
sei. Sie hören aus dieser kleinen Erzählung, meine
sehr verehrten Herren, daß ich das Subtrahieren schon
sehr lange los habe, nud Subtrahieren ist bei einer
solchen Feier wie der heutigen nnd überhaupt bei den
Ehrungen und Lobsprüchen, die in den letzten Tagen
auf mich herabregneten, eine ganz wichtige Tugend.
Aber mit dieser selbstkritischen Einschränkung frent
mich das Ehrenbürgerdiplom natürlich doch von Herzen, uud ich sage dem Herrn Bürgermeister und dem
Genn"inderat von ganzem Herzen Dank dasiir, Bi>.">
ins 17. Jahrhundert, wo. wie Sie soeben gebörl Im
ben. Innsbruck eine eigentliche Pfarre geworden ist,
dÌ0 ins 17. Jahrhundert mußte der Psarroilar
Magistrat jedes Jahr neu gewählt werden. Das
M a l mußte er im Beisein der Stadträte cinc
halten >ind ein Amt singe», War dann diese K