Innsbruck Informiert

Jg.2010

/ Nr.10

- S.58

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S t a d t g e s c hi c h t e

A u s d e m S t a d t a r c hiv / S t a d t m u s e u m

Schüler-Versammlung 1965

Zum Figurenfries von Franz Pöhacker am Reithmann-Gymnasium

vo n D r . H e l m u t h O e hl e r

V

or 45 Jahren, im Herbst 1965,
wurde das Reithmann-Gymnasium im Stadtteil Pradl eröffnet.
Das von Karl Pfeiler entworfene Gebäude (1961–1965) kann mit einem bemerkenswerten Figurenfries über dem
Haupteingang aufwarten. Der Tiroler
Bildhauer Franz Pöhacker hat es im Jahre 1965 geschaffen. Seit seiner Eröffnung
im Schuljahr 1965/66 haben viele junge
Menschen das Innsbrucker ReithmannGymnasium durch den Haupteingang
betreten. Den dort angebrachten Figurenfries werden nicht alle bewusst als
Werk Franz Pöhackers wahrgenommen
haben. Grund genug, das Bildwerk und
seinen Schöpfer hier vorzustellen.

Kunst-Unterricht: Den Figurenfries über dem Eingang des Innsbrucker Reithmann-Gymna­
siums schuf Franz Pöhacker im Jahre 1965. Das bemerkenswerte Kupferrelief konfrontiert bis
heute nicht nur die Schüler mit moderner Kunst.

Feld (Höhe 1,10 m, Breite 8 m). Aus dessen Fläche treten zahlreiche Figuren
halbrund hervor, bleiben jedoch mit
dem neutralen Hintergrund verbunden.
Kunsttechnisch handelt es sich um eine
Treibarbeit: Das Kupferblech wurde von
der Rückseite her mit Hilfe des Treibhammers reliefartig vorgetrieben.

Eingangsfries mit in Kupfer
getriebenen Figuren
14 Kupferblech-Platten unterschiedlichen Formats bilden ein rechteckiges

Bildhauer und Kunstpädagoge

© DR. HELMUTH OEHLER/INNSBRUCK-PRADL (2)

58

Versammlung der Schüler 1965–2010: In
radikal verknappter Formensprache zeigt
Franz Pöhacker Menschen in Kommunika­
tion, weist aber auch auf mögliche Isolation
innerhalb der Gemeinschaft hin.

Das Schaffen des Bildhauers Franz Pöhacker ist eng mit dem Land Tirol verbunden. 1927 in Graz geboren, lebt und arbeitet er seit 1931 in Hall i. T. Nach dem
Besuch der Bundesgewerbeschule in
Innsbruck (Abteilung Bildhauerei; Lehrer H. Pontiller und H. Rehm) studierte
er von 1950 bis 1957 an der Akademie der
bildenden Künste in Wien, zuerst bei
Franz Santifaller, dann bei Fritz Wotruba. Letzterer wurde sein künstlerisches
Vorbild. Von 1972 bis 1992 war Pöhacker
als Kunsterzieher am Gymnasium der
Franziskaner in Hall tätig.

Die Gruppe und der Einzelne
Der Fries über dem Eingang des Reithmann-Gymnasiums zeigt eine Folge von
aufrecht stehenden Figuren. Diese bilden
Gruppen, einige Gestalten stehen isoliert.
Zur Mitte hin – über der zentralen Tür – ist
eine Verdichtung der Figuren erkennbar.
Die schlanken Figuren weisen gerundete Formen auf, zeigen keinerlei physiognomische Akzentuierung. Die da-

durch puppenhaft wirkenden Gestalten
sind auf Volumen und Kontur reduziert.
Kopf, Oberkörper und untere Extremitäten sind dennoch erkennbar. Die durch
waagrechte Teilungen rhythmisierten
Figuren stellen insgesamt äußerst einprägsame Formfindungen dar.

Schüler-Versammlung 1965–2010
Pöhacker verleiht in seiner Arbeit der
alltäglichen Situation vor dem Schuleingang dauerhaften Ausdruck: Die Schüler
warten auf den Unterrichtsbeginn. Das
Bildwerk zeigt Menschen in Beziehungen, weist aber auch auf mögliche Isolation und Kommunikationslosigkeit innerhalb der Gemeinschaft der Schüler hin.

Pöhackers Werke in Innsbruck
Den Bildwerken Pöhackers begegnet
man in Innsbruck immer wieder: So
schuf er 1967 Bronzereliefs im Vestibül des Tiroler Landestheaters. Am
Innsbrucker Klinik-Areal können die
Bronzefiguren „Große Erdfrau“ (1971)
und „Lebenszeichen“ (1986) betrachtet
werden. „Die große Kristalline“ (1995)
steht im Kongresshaus Innsbruck. Ab
16. Oktober präsentiert zudem die Innsbrucker Galerie Maier kleinformatige,
sehr spannende Arbeiten des Bildhauers.
Ein Spaziergang durch die Stadt ermöglicht daher interessante Begegnungen
mit dem künstlerischen Schaffen Franz
Pöhackers.