Innsbruck Informiert

Jg.2010

/ Nr.3

- S.45

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STADTGESCHICHTE
Anna Haidacher (1833-1910)
Größte Wohltäterin der Pfarre Pradl
„Im ewigen Gedenken bleiben die edlen Wohltäter“: Vor 100 Jahren, am 30. März 1910, starb die Gutsbesitzerin Anna Haidacher, die mit ihren großzügigen Spenden den Bau der Pfarrkirche im Innsbrucker Stadtteil Pradi (1905—1908) ermöglichte.
Anna Haidacher — eine ganz gewöhnliche Frau? Die für die Pfarre Pradl bedeutsame „edlmütige Spende
Für das StadtarchiviStadtmuseum von Dr. Helmuch Ohler
rin“ wurde 1833 im kleinen Dorf Prad als Kind der Bauersleute Matthäus und Maria Riedl geboren und wuchs in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Pradler Kirche auf. Am Valentinstag 1876 vermählte sich die 43jährige „ungfrau“ mit dem in Wilten geborenen Gutsbesitzer Alois Haidacher. Die Ehe blieb
kinderlos — vielleicht einer der Gründe für das spätere Engagerent der Witwe für den Pradler Kirchenbau. Als Ehefrau wurde sie Mitglied des angesehenen Pradler St.Anna-Frauen-Bundes. Sie starb am 30. März 1910 nach längerem Leiden in ihrem Wohnhaus in Pradl, Egerdachstraße Nr. 8 (Proßlerhof). An
ihrem Begräbnis nahm auch der Abt von Wil
Kreuzwegstation in der Pforrkirche Pradl. Anna Hoidacher spendete insgesann 50.000 Kronen für den Neubau der Pforrkirche, finanzierte die Kreuzwegstationen und stiftete ein Glosmalereifenster.
(Alle Fotos Dr. Heknuth Ohler, Innsbruck-Prack)
ten, Prälat Adrian Zacher, teil. Dieser hatte am 27. September 1908 auch die Benediktion der neu erbauten Pradler Pfarrkirche vorgenommen — sicherlich ein Freudentag für Anna Haidacher, die mit ihren Spenden die Errichtung dieses Gotteshauses erst ermöglicht hatte. Doch blicken wir zurück.
Pradl braucht ein neues Gotteshaus - und eine Frau hilft. Durch das starke Anwachsen der Pradler Bevölkerung — 1888 zählte man bereits über 1.000 Einwohner, in der bestehenden Pfarrkirche fanden jedoch nur 200 Gläubige Platz — war der Bau eines neuen Gotteshauses dringend erforderlich. Zu diesem
Zweck wurde im jahre 1887 der Kirchenbauverein Pradl gegründer. Im Ausschuss desselben waren selbstverständlich nur honorige Männer aus Pradl vertreten. Das manchmal unangenehme Einheben der Beiträge der Vereinsmitglieder, das Sammeln von Spenden — alles um den Kirchenneubau finanzieren
zu können — überließ man hingegen gerne den Frauen.
Die großzügige Witwe Anna Haidacher. Ob Anna Haidacher persönlich Geld für den Kirchenbau sammelte, bleibt undokumentiert. Sie war jedoch durch ihren Ehemann, der Mitglied des Ausschusses war, und später über ihren Neffen, Kassian Riedl, über die Tätigkeit des Kirchenbauvereins gut informiert. Belegt
ist, dass Anna Haidacher — nun bereits Witwe — in den jahren 1904 und 1905 eine beachtliche Summe, insgesamt 50.000 Kronen für den Kirchenbau, der ca. 250.000 Kronen kostete, zur Verfügung stellte. Und zwar „aus ihrem ganz freien Willen“.— wie im Protokollbuch des Kirchenbauvereines ausdrücklich
vermerkt wurde. Ober die Motive ihrer Großzügigkeit kann nur spekuliert werden. Es werden dabei wohl persönliche (religiöse)
Interessen eine Rolle gespielt haben, der Wunsch, der Pfarre Pradl den Bau eines würdigen Gotteshauses zu ermöglichen, vielleicht auch der Gedanke, dauerhaft im Gedächtnis der Pradler zu
Vor 100 Jahren starb Anna Hoidacher, die größte Wohltäterin der Pfarre Pradl. Die Fotografie auf ihrem Sterbebild zeigt sie als selbstbewusste Frau mit strenger Frisur und resolutem Blick
(Sterbebild Anna Hadocher, Pfarrurchiv Prodl)
bleiben. Der Betrag von 50.000 Kronen war jedenfalls die größte Summe, die von einer Person zum Kirchenbau zur Verfügung gestellt wurde.
Aufstieg zur „größten Wohltäterin“ der Pfarre Pradl. Aufgrund ihrer großen Spenden durfte Anna Haidacher auch als einzige Frau die Grundsteinlegungsurkunde im Oktober 1905 unterzeichnen. Im Frühjahr 1908 beauftragte sie zudem den Maler Rafael Thaler, die Kreuzwegstationen für die neue Kirche zu
schaffen. Es folgte die Stiftung eines Glasmalereifensters mit der Darstellung ihrer Namenspatronin, der hl. Anna. Am „Erscheinen“ bei der Einweihung der von ihr finanzierten Kreuzwegstationen am 8. Februar 1910 war „die edelmürige Spenderin“ leider bereits „durch Kränklichkeit verhindert“. Wenige Wochen
später verstarb sie. So erlebte sie auch nicht mehr die Aufstellung des „Wohltäterdenkmales“ in der Pfarrkirche Pradl, auf dem sie zum „ewigen Gedenken“ verzeichnet ist.
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INNSBRUCK INFORMIERT- MARZ 2010
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