Innsbruck Informiert

Jg.2009

/ Nr.12

- S.44

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STADTGESCHICHTE

50 Jahre Kammerspiele
V o r 50 J a h r e n , a m I. D e z e m b e r 1959, ö f f n e t e n d i e K a m m e r s p i e l e
als z w e i t e s T h e a t e r i n I n n s b r u c k i h r e P f o r t e n .
heimische Dramatik einzurichten.
Diese Idee sah Intendant Karl G o r i tschan mit seinen Mitarbeiterinnen
1959 verwirklicht. Der Innsbrucker
Gemeinderat und das Land T i r o l
beschlossen, in unmittelbarer Nähe
zum Landestheater, im Rahmen der
Neugestaltung des Stadtsaalgebäudes, Kammerspiele zu installieren.
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
Dieses Theater sollte der Größe
Innsbruck von Gertraud Zeindl
und dem Z w e c k einer kleinen Bühne
entsprechend einen intimen Chastark ins Hintertreffen geraten war.
rakter erhalten, und es sollte an
Statt Fortschritten brachten diese
die Stelle der ehemaligen „Kleinen Bühne" m
Dreiheiligen treten. Die
unmittelbare Nähe zum
Landestheater w u r d e
als Vorteil gesehen, da
nunmehr der gesamte
Innsbrucker Theaterbetrieb auf ein zusammenhängendes A r e a l
begrenzt wurde. Vorher
w a r es immer notwendig, durch kostspielige
und arbeitsaufwändige
Zuschauerraum der Kammerspiele, 1967
Transporte Requisiten
(Original Stadtarchiv Innsbruck Ph-2870)
vom
Landestheater
nach Dreiheiligen zu schaffen.
Jahre nur Rückschritte: einerseits
Die Bevölkerung der Stadt Innsbruck vertrat in den 50er-Jahren
des vorigen Jahrhunderts immer
mehr die Meinung, dass man, was
die Entwicklung des Theaterwesens
betrifft, gegenüber fast allen anderen
österreichischen Landeshauptstädten

mit dem Ende der Exl-Bühne und
andererseits mit der Schließung der
„Kleinen Bühne" in Dreiheiligen.
Letztgenanntes Theater im Kolpinghaus in der Dreiheiligenstraße 9
war in Folge seiner primitiven Ausstattung und des schlechten Bauzustandes nicht mehr bespielbar. Bald
entstand der Wunsch nach Errichtung einer zweiten Bühne neben
dem T i r o l e r Landestheater, um das
Innsbrucker Theaterleben zu ergänzen und zu vervollständigen. Aber
die Bemühungen scheiterten immer
wieder am Fehlen geeigneter und
zentral gelegener Räumlichkeiten.
Schon 1953 findet man in der Tiroler
Tageszeitung die Idee, im Keller der
Innsbrucker Stadtsäle ein Theater für
zeitgenössische Dichtung und junge

20

A b dem Jahr 1955 wurden die
Stadtsäle und der Bühnenraum der
Kammerspiele durch das Stadtbauamt unter der Leitung des Innsbrucker A r c h i t e k t e n Franz Baumann
(1892-1974) neu konzipiert. Die
neuen Innsbrucker Stadtsäle mit
Kammerspielen und Stadtcafe entsprachen den damaligen modernsten
Anforderungen und waren Baumanns
letztes größeres W e r k .
Aber nicht nur der architektonische Rahmen erfüllte modernste
Kriterien, sondern auch die Bühnentechnik. Eine mit allen technischen
Neuerungen ausgestattete Drehbühne bildete einen wichtigen Bestandteil
des neuen Theaters. Damit sollten
anspruchsvolle und moderne Inszenierungen ermöglicht werden. Dem-

entsprechend hoch präsentierten
sich die Erwartungen an den Spielplan
der Kammerspiele. Er sollte sowohl
moderne Zeitstücke, „kleine Klassiker", das musikalische Lustspiel sowie in Fortsetzung der Exl-Tradition
auch das Volksstück umfassen. Dem
Volksstück sollte sogar von Juni bis
September eine eigene Saison gewidmet werden.
Eng verbunden mit der Einrichtung der Kammerspiele als zweite
Bühne war das Bestreben, dass das
Theater aus der Enge der Exklusivität herausgeführt werden und ein
größerer Teil der Bevölkerung am
geistigen Leben Anteil nehmen sollte.
In dieser A r t und Weise argumentierte auch der damalige Innsbrucker
Bürgermeister Alois Lugger in seiner
Festrede anlässlich der Eröffnung der
Kammerspiele: „In zäher Erziehungsarbeit und durch Leistungen bester
Schriftsteller müsse das Theater zum
feiertäglichen kulturellen Bedürfnis für
weiteste Kreise unserer Mitmenschen
werden. Leben müsse das kraftvolle
Tiroler Volksstück, leben müsse das
vom jungen, schöpferischen Talent
gebotene W e r k . " Im Rahmen dieser
Eröffnungsfeier und Festaufführung am
I. Dezember 1959 übergab Bürgermeister Lugger dem Theaterausschuss
des Landes Tirol unter Landeshauptmann Hans Tschiggfrev sowie jenem
der Stadt die neu eröffnete Bühne. Die
künstlerische Eröffnung erfolgte am
nächsten Tag mit Grillparzers „ D e r
Traum ein Leben".
Die Kammerspiele erwiesen sich
t r o t z oder gerade wegen der hohen
Anforderungen an ihren Spielplan
als Erfolgsprojekt. Nach nunmehr
50 Jahren können die Kammerspiele
auf 9100 Aufführungen, die von 1,96
Millionen Besuchern gesehen wurden, zurückblicken. Dies entsprach
einer Auslastung von zirka 65 Prozent. Zwischen 1961 und 1967, als
das Große Haus neu gebaut wurde,
verzeichneten die allein belasteten
Kammerspiele eine Auslastungsquote
von 75 bis 80 Prozent.

INNSBRUCK INFORMIERT - DEZEMBER 2009