Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.9

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Nummer A

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

W i r lernten auch andere Klubs kenne», so den ..
(".lui-»" ,nit 25»00 Mitgliedern, der ein Gebäude >nit 20 Stocklverlen n»d eigeuciu Schwimmbad besitzt.
Interessant ist das Zcituugslebeu. I n Buffalo, das
»!<»<>,<><><» Einwohner hat, erscheint eine ^>rit»ng am Morgen
und am Abend. Das ist die ganze Tageszei<»»gslileral»r,
die dort znr Verfügung steht, Allerdings flehen die Z>eitnngen ans Ne>v ?jorl und (shilago dort ebenso rasch zur Ver
sügung.
Was Detroit mit den Fordwerleu detrifft, wurde das
„kaufende Band" schon oft geschildert. Besonders beeindruckt hat mich ciu lleiucs Gerät: eine kleine herabhängende
Scheibe, die ein M a n n am Rad anseht; ein kleines Geräusch, nnd in eineinhalb Sekunden sind alle Mutterschra»
ben des Rades festgedreht.
Bei den Eisenbahnen habe ich in gauz Amerika keinen
einzigen zweiachsigen Nagen gesehen, alle Last- nnd Personenwagen besitzen vier Achsen. Von Ehikago fuhren w i r
mit dein „Zephyr-Expreß" nach S a n Franzisko. Die Bequemlichkeit in dieser Eisenbahn können w i r nns gar nicht
vorstellen. Eine 5>0 Stnnden währende Fahrt über 4000
Kilometer ist nicht ermüdend. Die Schlafgelegenheiten sind
ungleich besser als bei uus. Zwar kommt man bei uns bequemer hiueiu uud heraus; dort liegt mau aber i n der
Fahrtrichtung nnd wird daher nicht bei jedem Halten uud
Anfahren gestört. Viele Wagen haben ans dem Dach einen
eigenen AussichtSramn. Überall siud Teppiche, man hört
kaum das Geräusch des Mährens. I n einem Wagen ist eine
Bar, rückwärts find Aussichtswagcu. Jeder Wageu hat eiueu
Neger (anscheinend siud es ausschließlich Neger) zur Bediennng. E i n Mädchen, „Zephyrette", ist als Krankenschwester tätig. Nach Nblcguug eines dreijährigen Kurses
sorgt sie für Mütter, Säuglinge nnd Lente, die von Übelkeit u. dgl, befallen werden. Zwei Tage fährt sie im Zug
mit uud steht alleu unentgeltlich zur Verfügung,
Durch die große Salzwüste geht es durch viele Stuudeu;
vorher wurde in Denver der Zng gewaschen, indem er eine
große Naschvorrichtnng durchfährt. Schließlich kamen wir
uach Oakland, gegenüber San Franziska. San Franzisko
gilt als die schönste Stadt der Vereinigten Staaten, nnd wir
konnten feststellen, daß diese Bezeichnung berechtigt ist.
Die Dampfer über die Bucht hatteu eine merkwürdige
Maschineneinrichtnng, eine große Balancierstange. Daß der
Dampfer, den w i r benützten, ans dem Jahre 1877 stammte,
hat mich mit manchen europäischen Einrichtungen versöhnt,
S a n Franzisko war die erste große, Stadt im Westen.
Das große Erdbeben des Jahres 1906 wirkt noch heute iu
der Eriunernng der Bevölkerung uach; die Feuerwehr ist
restlos dezeutralisiert, die Zeutralmeldestelle befindet sich
ans einem großen freien Platz, damit sie im Erdbebenfalle
nicht zerstört werden kann. Die Wasserversorgung der Stadt
besitzt eine eigene Einrichtung mit vier großen Dampfniaschiucu, die seit -10 I a h r e u Warleu, iu Betrieb gesetzt zu
werden, falls die Wasserleitung wegen eines Erdbebens »ich!
snnllioniercn sollte.
Dem weltpolitischen Geschehe» is! mau dort unbemerl!
nahegekommen; im Hafen lagen Truppentransporter und
ein Flugzeugträger aus Korea; der Sohn nimichrr Familie
befaud sich iu Korea.
Die alten Straßeubahueu von San Frauzisko siud überall bekannt; anf den steilen Straßen werden sie au Seileu
hochgezogc». Eharakteristisch für die Stadt ist das ChinesenViertel, ferner ein Hochhaus mit Aussicht auf die Stadt,
Einmal bräunte nachts der Abfallschacht eines großen
Wolkenkratzers.
W i r besichügleu jede» 3ag elwas anderem, so eine „C.i^.i
inl.-1-il."", in welcher täglich !<«).<> Liter Milch verarbeitet
werden, aber mir 27 Leute mit der Milchvcrarbcituug direkt
beschäftig! siud. Das Trinkwasser ist nicht überall wohl-

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schmeckend, die Ehiorierung mach! >ich bemerkbar. Milch ist
ini ganzen Lande iu Papierlartous erhältlich, wird viel sie«
Iruuke» uud ist vou ausgezeichneter Güte. Bei allen, Konserven ist es slreug vorgeschrieben alle Bestandteile zn
vermerke».
W i r kamen »ach Vos Angeles und Hollywood, sahcn ein
Filmstudio und lo»nte» einer Filmaufnahme beiwohne»,
^»tcressaüt war eine Begegnung mit dem Osten beim
japanische» Ge»eraIlo»s»I, wo anläßlich der A»wese»heit
des japanische» Botschafters von Washinglon ein Empfang
gegeben wxrdc; bei diese»» fomite ma» verschiedene Typen
des Ostens sehen.
I n der Universität unterhielten wir uns mit einen» Professor über die Bewässcrnngsfrage, die für Kalifornien sehr
wichtig ist, weil sechs Monate im Jahr kein Regen fällt;
das Wasser ist daher kostbar; auch dort herrscht der Kampf
zwischen der staatlichen Tätigkeit uud der Privatinitiative.
Der Grand Eanhon ist allen bekannt. Wenn man am
Rande dieser riesigen Schlncht steht, fehlen die Verglcichsmaßstäbc, weil man die Ränme nicht abschätzen kann.
I n der Nähe des mexikanischen Gebietes erlebten w i r den
ersten Kontakt mit Indianerbcvölkerung.
I n Albnqnerqnc erlebten w i r den ersten Sandsturm. Ein
solcher S t n r m dauert eiuige Tage. Über der ganzen Stadt
bildet sich eine blaurote Wand; der Sand dringt bis in die
letzten Winkel der Wohnuugcu. W i r kouutcu aber bald wegfliegcu uud ließen Hitze und Sandsturm hiutcr uns.
W i r kouuteu auch eiue große Tageszeitung besichtigen;
ungeheure Maschinen bringen stündlich Mi.000 Exemplare
niit 20 Seiten heraus. ES gibt drahtlose Bildübertracmng,
die Arbeitsverhälthisse sind sehr gut, die Arbeiter verdienen
bei einer Arbeitszeit von 7"L Stunden täglich in der 5Tage-Woche 106 Dollar, bei Nachtarbeit 112 Dollar.
An der Iesnitenuuivcrsität, die ciuc eigene Radiustation
besitzt, mit 5>000 Studenten, liest der frühere österreichische
Bundeskanzler D r . Schuschnigg Völkerrecht, europäisches
Staatsrecht und europäische Geschichte seit Beginn der Neuzeit.
Von S t . Louis giug es mit dem Flugzeug nach Knoxville,
wo w i r landwirtschaftliche Betriebe besichtigten. Die landwirtschaftlichen Heime wirkcu wie eine städtische Wohnung;
was wir als typische Bauerukultur kennen, konnten wir
dort nicht feststellen. Der Farmer melkt seine Kühe elektrisch,
worauf die Milch sofort tief gekühlt uud iu die S t a d t gebracht wird.
Auf dem Wege zum Norrisdamm-Elektrizitätswerk sahen
w i r das Atommuseum, eine Schöpfung der amcrikauischeu
Regieruug. I u vielen Bildern wird die Entwicklung der
Atomwissenschaft gezeigt, die Zusammensetzung des Atoms
lProton, Elektron, Neutron nsw.), auch die furchtbaren Verheerungen, welche durch die einfache Atombombe sowie durch
dir Wasserstoffbombe verursacht werdeu könueu, so daß ich
z» meiucm Begleiter sagte, daß im Hinblick anf die Verwüstungen das letzte Zimmer eigentlich der „Philosophie
perennes" gewidmet sei» sollte. Iittercssant war für mich
der Versuch mit ci»em „Geigerzähler", der sofort auf mciue
Armbanduhr reagierte, dereu feiger mit Lenchtmasse versehen sind.
Es ging Weiler nach Atlanta. Der österreichische Konsul,
Herr Hecht, war ei» enger Frcnnd vou Margaret Mitchell,
der Verfassern, des Buches „Vom Winde verweht". Überall
sieht man Denkmäler des Bürgerkrieges, dort fanden die
Haxptlämpfe zwischen den Kouföderierteu uud de» Unionslruppe» statt. I n der Stadt herrschte gerade große Aufregung, "^wei Neger sollteu auf der dortigen Universität i u Ikribierl werde», man wies überall darauf hiu, daß es im
Norden viele Universitäten gäbe, wo dies ohne Schwierigkeiten möglich wäre; warum also anögerechuet i n Atlanta?
I n Savaunah sind um 17150 2lX) Familieu eingewandert,
welche das Land Salzburg wegeu ihres Protestantischeu