Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.8

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Seite 8

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Gleichzeitig mit seinem E i n t r i t t in den städtischen
Dienst im Jahre 1898 wurde Simath Mitglied des
Innsbrucker
Verschönerungsvereines.
I m Laufe der Jahre versah er in diesem Verein die
verschiedensten Funktionen" so betätigte er sich als
Archivar, als Schriftführer, Rechnungsprüfer, als
Mitglied des Finanz- und Presseausschusses und war
in den Jahren 1930 und !9."j1, gerade zur Zeit, als
die Arbeiten am Sillschluchtweg vergeben wurden,
Obmannstellvertreter. I m Jahre 1932, seinem ersten
Nuhcstaudsjahr, tonnte er als Obmann z u r . ^ j ä h r i gen Vestandsfeier des Vereines den schon seit dem
Jahre 190? projektierten Sillschluchtweg der öffentlichen Benützung übergeben. Fünf Jahre bekleidete er
diese Stelle, erfolgreich wie immer, in glücklichem
Austlang seiner schöpferischen Energie. I m Jahre
1937 lehnte er eine Wiederwahl als Obmann wegen
seines vorgerückten Alters ab. Auch der Verschö"nerungsuerein zählte Hofrat Simath, und zwar seit dem
Jahre 1931, zu seinen Ehrenmitgliedern.
Vergegenwärtigt man sich die Dienstleistung S i maths als städtischer Beamter und seine Leistungen
als Mitglied der aufgezählten gemeinnützigen Vereine und Einrichtungen, kommt man zu einer Un-

summe von Arbeit, die in selbstloser Weise zu Gunsten unserer Heimatstadt geleistet wurde.
I m Jahre 1939 starb seine Wattin. Von da an zog
sich Simath von jeder Mitarbeit in seinen Vereinen
zurück. Seine Altersbeschwerden nahmen zu, und ein
tückisches Leiden nagte an seiner Lebenstraft. Beim
ersten Fliegerangriff am 15. Dezember 1943 wurde
das Haus, in dem Simath wohnte, schwer getroffen,
er selbst leicht verletzt" seine Wohnung war uubrauch
bar geworden. I n Kematen fand er eine Notunterkunft. Die Aufregungen, die Unruhe dieser Tage und
der A u s f a l l der ärztlichen Betreuung mögen die
plötzlich auftretende Verschlechterung seines Leidens
verursacht haben. Er starb nach kurzem Sanatoriumsaufenthalt in Innsbruck am 4. Februar 1944. Damit
schloß das Leben eines wahrhaft edlen, hilfreichen und
guten Mannes. Hofrat Simath wurde in seiner Familiengrabstätte im Westfriedhof an der Seite feiner
ihm im Tode vorausgegangenen Gattin beigesetzt.
Der Grabstein trägt die von ihm seinerzeit gewünschten Dichterworte nicht! — Vielleicht hatte er,
ausgesöhnt mit seinem Schicksal, längst darauf verzichtet.

Bürgermeister D r . Greiter berichtet über Amerika
Unsere Reise sollte am 18. März 1953 nm 14 Uhr mit der
S . A. S . i n Schwechat beginnen nnd nns nach Oslo nnd
sodann in der Nacht nach New ?)ork führen. Um 18 Uhr
aber wurde bekannt, daß ein Motorschaden nicht zn beheben
wäre. W i r flogen sodann von Tnlln nach Frankfurt a. M .
und von dort am 19. März über Düsseldorf, London, Shannon, Sidney, Boston nach New Dork.
Das viermotorige Flngzcng „ätratoclippcr krcziäcnt"
niit dein Namen ,.^1nrninß8t3r" trug nns. I m Unterteil
des Flugzeuges befand sich sogar eine B a r mit 12 Sitzen.
Von Shannon flogen w i r nm 23 Uhr über das Weltmeer.
Es ist ein eigenartiger Eindruck, wenn man sich das erstemal über dem großen Wasser befindet. M a n wird belehrt,
wie man die Schwimmwesten handhaben soll. Hie nnd da
zittert das Flugzeug leicht, als ob jemand daran rütteln
wollte. Blickt man hinans, sieht man, daß sich das Flnss;cug
über einen: Gewitter befindet. Aber man weiß, daß alle
400 Kilometer ein Schiff auf dem Ozean ans Wache steht;
zu Zeiten Lindberghs gab es dies noch nicht. Trotzdem ist
man froh, wenn die Nacht vorüber ist nnd der Tag kommt.
I n der Zwischenzeit hat man ft Stunden überflogen. Unsere
Uhr zeigt schon 12 Uhr, aber in Wirklichkeit beginnt gerade
die Dämmerung.
I n New Vork wurden w i r vom österreichischen Generalkonsul sehr herzlich empfangen. Nach kurzem Aufenthalt in
dieser Stadt sehten Nur unsere Reise nach Washington fort.
F ü r alle von der amerikanischen Regierung Eingeladenen
ist in Washington die erste Woche als eine A r t EinführuugsWoche bestimmt.
M e i n Wunsch, öfter zu Fuß zu gehen, begegnete immer
großen Schwierigkeiten; so unerwartet nnd ungewohnt is!
es, größere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Das Gesicht von
Washington möchte ich mit den Worten überschreiben: „Der
einsame Fußgänger."
I n S t . Louis ging ich im Her^eu der Stadt um 18 Uhr
über eine große Brücke, ans der ein ungeheurer Autoverkehr
herrschte, über Bahnanlagen. Auf der ganzen Brücke begegnete ich auf meiner Seite niemandem,, auf der anderen

Nummer 3/4

Schluß)

Seite ging einsam ein Neger. I m allgemeinen kann außer
der Stadt niemand ans einer Straße gehen, ohne alle Paar
Minuten von einem Anto aufgehalten nud gefragt zu werden, ob er mitfahren will. Der Fußgänger ist ausgestorben.
Anders ist es i n New Mork uud Chikago, wo die Autos
keinen Platz mehr haben nnd Untergrundbahnen den Hauptverkehr bewältigen müssen.
I n Washington besichtigten w i r in der ersten Woche die
großen Denkmale der amerikanischen Geschichte. Das Denkmal Abraham Lincolns, Capitol, Washington-Monument
mit seinem großen Aussichtsturm nnd die Weihchallc des
amerikanischen Volkes im Staatsarchiv. Dort werden die
»nichtigsten Urkunden der amerikanischen Geschichte aufbewahrt, wie die Unabhängigkeitserklärnng von 177 verschiedenen Staaten, ferner die Niederschriften über die
Verhandlungen der bedingungslosen Übergabe Deutschlands
und Japans nach dein zweiten Weltkrieg. Z n unserer Überraschung fanden wir, sorgfältig gehütet wie diese Doknmente, im selben Ranmc das Original der Urkunde über
die Heirat Adolf Hitlers nnd Vva Brauns im A p r i l 19!",
im Bunker der Reichskanzlei in Berlin,, von Bormanu und
Goebbels als Trauzeugen unterzeichnet.
I n Begleitung von D r . Schober, einem Sohn des f r ü heren Stadtrates von Innsbruck, gingen w i r über Einladuug in das 8t.itc «äcp^rtinonl. wo w i r vom ,.^,uxtri.in
<.l(.^I<", der Abteilung für österreichische Angelegenheiten, eineinhalb Slnuden über die Verhälluisse iu ^slerreich und
besonders in uuscren Städten befragt wurden.
W i r sahen die Niagarafälle nnd lernten auch iu Busjali,,
die Bedeutung der Francnllubö kennen. I h r e Hänscr sind
große Paläste für Franen, die energisch nnd begeistert für
die Ideale der Fraueubüude eintreten. Diesen Klubs gehören Tausende von Mitgliedern an, meistens auch Alkohol
gegnerinneu. Dort begriff ich, daß die amerikanischen
Frauruorganisationcn im politischen nnd kulturellcu ^ebeu
eiue Macht darstellen, die w i r nns hier nicht vorstellen
sonnen.