Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.7

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Nummer .l/4

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Ablauf seines U r l a u b e versah Präsidialvorstand S i math seinem Wirtungslreis bei wechselnden! Gemütszustand wohl in gewohnter Pflichttreue, aber ohue
die beschwingte Arbeits- und Schaffenslust, die ihm
früher iu so hervorragend."»! ^laße eigen war, AI"."
Bürgermeister Greil im Jahre l!»2."l znrücktrat. über
reichte er Simath ein herzlich gehaltenes Danl- und
Anerkennungsschreiben, in dem er die ^ j ä h r i g e ^ n sammenarbeit mit ihm in ihren Hauptpliasen schilt
derte und feststellte, das," Simath allen Anfordeliüi
gen. die nach seiner Meinung an einen Präsidialvor
stand gestellt werden müssen, in jeder Hinsicht voll
entsprochen habe. Simath nahm das Schreiben mit
Wehmnt. aber doch auch mit Befriedigung entgegen.
Die Nachfolger des Ehrenbürgermeisters Greil. Dr.
Eder und Fischer, begegneten Simath mit aufrichtiger
Wertschätzung: er selbst stand ihnen, gestützt auf fein
umfassendes Wissen und seine reiche Erfahrung, über
Wunsch mit Rat und Tat zur Seite. Seine innere
Beziehung zu seinem Amte blieb im wesentlichen unverändert, weder seine Placierung i n einem schönen,
mit den Möbeln- des Bürgermeisters Grcil eingerichteten Zimmer des im Dezember 1944 zerstörten sog.
Lang-Traktes, i n welchem gleichzeitig mit ihm auch
die beiden Vürgermeisterstellvertreter und ein Teil
der Präfidialbeamten untergebracht wurden, noch die
Verleihung des Hofratstitcls durch den Bundespräsidenten i m August 1927, zu der ihn der Gemeinderat
durch Bürgermeister Dr. Eder aufrichtigst beglückwünschte, konnte ihm seine alte Arbeitsfreude ungeschmälert wiedergeben. Um die M i t t e des Jahres
1931 bat er unter Hinweis auf seine andauernden
Depressionsgefühle und auf andere körperliche Beschwerden, ihn mit 1. Jänner 1932 i n den dauernden
Ruhestand zu versetzen. Der Stadtrat gewährte seine
Bitte, und Bürgermeister Fischer sprach ihm im Namen des Stadtrates und i n seinem eigenen Namen
den herzlichsten Dank und die rückhaltlose Anerkennung aus. Damit fand die Veamtenlaufbahn des
Präsidialvorstandes Hofrat Amadeus Simath ihren

Abschluß.
I n welcher seelischen Verfassung Hofrat Simath
damals war. konnte ich erst vor kurzem aus einem
an einen seiner Söhne gerichteten erschütternden
Brief vom September 1931 entnehmen. I n völliger
Niedergeschlagenheit zog er darin die Bilanz seiner
Lebensiätigkeit und fand sie nicht sehr günstig. Er
habe zwar schöne ändere Erfolge erzielt, aber die Last,
die ihm anfgebürdet worden fei. fei ihm zu groß gewesen, und er habe deshalb nicht das leisten können,
was er wollte und sollte. Darunter leide er noch
henle. Seinen letzlwilligen Anordnungen fügte er den
Wunsch bei. daß ans dein (Grabstein, wenn genügend
Platz wäre, folgende Dichterworle angebracht werden!
..Er hat ein seltenes Glück gehabt und war dennoch
selten glücklich."
Das B i l d Hosrat Simaths wäre unvollständig,
wenn nicht anch seiner Tätigkeit gedacht würde, die
er außerhalb seines amtlichen Wirkungskreises dem
Wohle der Allgemeinheit widmete.
I m Bestreben, wertvolles Schrifttum weiten Kreisen der Bevölkeruug zugänglich zu »lachen, nah»! er
sich schon ini Jahre 1891 mit seltener Nneigennützig-

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teit der im Jahre 1889 gegründeten F r e i e n
V o l l s b i b l i o t h e k an. Er war stets auf eine
gewissenhafte Auswahl der Werke und auf Ergänzung uud Vermehrung des Bücherbestandes bedacht,
zu de»! er ungefähr ein Viertel seiner eigenen B i d l i o
thet" beisteuerte und überdies aus eigenen M i t l c l n
manches neue wertvolle Buch spendete. Er besorgte
über 40 Jahre mit einigen ans dem Kreis der M a g j stratsbenmten rekrutierten Helfern
ohne jede Entschädigung
zweimal in der Woche in den kalten
und zugigen Räumen des alten Rathauses in der
Herzog-Friedrich-Straße geduldig und gewissenhaft
die Beratung der Lesefreudigen und die Vücherausgabe. Nnr durch seine und seiner Helfer Selbstlosigkeit und dank seiner Geschicklichkeit in der A u f b r i n gung der finanziellen M i t t e l konnte sich die Freie
Volksbibliothek halten. M a n kann sich die Gefühle
Hofrat Simaths vorstellen, als im Jahre 1939 die
Bibliothek aufgehoben, der Bücherbestand beschlagnahmt und zum Zwecke der Überführung in irgendeinen Raum des Stadtsaalgebäudes vom 1. Stock i n
die darunter bereitgestellten Wagen geworfen wurde.
Den Helfern, die selbst Hand anlegten und die Bücher
herabtrugen, gelang es durch ihr Beispiel, diesem verständnislosen Treiben Einhalt zu tun. M i t 6477 B ä n den, ungefähr der Hälfte des Bücherbestandes der
Freien Volksbibliothek, eröffnete die Stadtgemeinde
2 Jahre später die Stadtbücherei am Vurggraben.
Ebenfalls bald nach feiner Militärdienstzeit trat
Simath der F r e i w i l l i g e n F e u e r w e h r bei.
Er erlebte unter Branddirektor Viktor Baron Graff,
der 30 Jahre, von 1882 bis 1912. an der Spitze der
Feuerwehr stand, und später unter Branddirektor
Innerhofer die Zeit eines schönen Aufschwunges
dieser Wehr durch Neuorganisationen und ständige
Ausgestaltung. Bürgermeister Greil war, wie Simath
in seinem Aufsatz über „Die Freiwillige Feuerwehr
Innsbruck" im Buch der Stadt Innsbruck vom Jahre
1929 schreibt, ein warmer Freund der Feuerwehr,
der es nie versäumte, in deren Hauptversammlungen
zu erscheinen und den Feuerwehrleuten für ihr selbstloses Wirken zu danken" er unterstützte im Gemeinderat nach Kräften Baron Graff in feinen Bestrebungen. E i n besonderes Tätigkeitsfeld eröffnete sich S i math i n der Sanitätsabteilung der Feuerwehr, deren
Obmann er gegen Ende der Neunzigerjahre war und
als solcher mit anderen zum Wegbereiter für die unter Leo Stainer im Jahre 1907 als allgemeine W o h l fahrtseinrichtung gegründete R e t t n n a. s a b t e ilung
der
Freiwilligen
Feuerwehr
wurde. I n der weiteren Entwicklung schied im Jahre
l ! ^ die Reliungsabteiluug im vollen gegenseitigen
Einverständnis aus dem Verband der Freiwilligen
Feuerwehr aus und koustituierte sich als F r e i w i l l i g e R e t t u n a, s a. e se l lsch a f t , in deren Verwaltungsausschnß Hosrat Simath noch lange wirkte.
Durch die Ernennung Sinmths znm Ehrenmitglied
ehrte die Freiwillige Feuerwehr ihren langjährigen
Kameraden vor allen: für den Einsatz seiner wortvollen Beziehungen zu Bürgermeister und Gemeinderat, die Reltungsgesellschaft ihr Perwaltungsausschußmitglied als langjährigen unermüdlichen Vorkämpfer.