Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.6

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Amtsblatt der Tandeshauptstadt Innsbruck

meinderat schon im Jahre 1888 znr Förderung de?
Fremdenverkehrs ins Leben gerufenen dreigliederigen Ausschuß mit weitgehenden: Optionsrecht, in dem
Simath die Hauptlast der Durchführung der zahlreichen Beschlüsse auf einem sehr weiten Betätigungsfeld zufiel. Überzeugt von der weittragenden Bedeutung systematischer Fremdenuerkehrswerbung für den
Aufschwung unserer Stadt, widmete er sich mit vollem
Einsatz dieser Aufgabe. Eine Glanzleistung gelang
Simath, als er gemäß den Beschlüssen der Sektion die
grundlegenden Organisationsarbeiten für die Tiroler
Jahrhundertfeier vom Jahre 1909 durchzuführen
hatte. Für sein unstreitiges Verdienst am programmmäßigen, prächtigen Verlauf der Feier, an der bekanntlich Kaiser Franz Joseph teilnahm, wurde
Simath bald darauf durch die Verleihung des Titels
Kaiserlicher Rat ausgezeichnet; die Ernennungsurkunde vom 22. Jänner 1910 überreichte ihm Statthalter Freiherr v. Spiegelfeld persönlich. Es ist für
die Bescheidenheit Simaths bezeichnend, daß er in seinem ausgezeichneten Aufsatz über den „Fremdenverkehr" im Buch „Die tirolische Landeshauptstadt I n n s bruck" vom Jahre 1929 in der lehrreichen Rückschau
auf die Leistungen der Fremdenverkehrssektion zur
Jahrhundertfeier unter völliger llbergehung seiner
Person nur bemerkt: „Besonders hervorzuheben wäre
noch die Durchführung der Tiroler Jahrhundertfeier
im Jahre 1909, wobei die städtische Verkehrssektion
die Hauptlast der lokalen Arbeiten zu tragen hatte."
Bürgermeister Greil war selbstverständlich darauf
bedacht, seinem hervorragenden und treuen M i t a r beiter, den er stets vor allen anderen durch besondere
Liebenswürdigkeit auszeichnete, die gebührende Anerkennung zu verschaffen. Der Gemeinderat beschleunigte Simaths Aufstieg i n der Stufenleiter des damaligen Rangsklassensystems, aber nicht etwa in ungehemmter Geberlaune, sondern nach dem genau vorgefaßten P l a n , Simath im Avancement wegen seines
Wirkungskreises und seiner Leistungen mit der Zeit
ausnahmsweise den Beamten mit Hochschulbildung
gleichzustellen. Die Gleichstellung wurde nach 11
Dienstjahren am 1. Jänner 1909 mit der Beförderung
zum Präsidialsekretär der VIII. Nangsklasse erreicht
und nach weiteren 6 Jahren mit der Ernennung zum
Präsidialvorstand der VII. Nangsklasse bestätigt.
Außerdem bekräftigte der Gemeinderat aus Anlaß
der Vollendung des 20. Dienstjahres Simaths seinen
Dank für die erfolgreiche und opferwillige Dienstleistung durch die Zuerkennung der 30jährigen Dienstzeit für die Nuhegenußbemessung. I n rascher Folge
erklomm Simath weiterhin die nächsten Nangsklassen
und erhielt auf Grund der vom Finanzministerium
überprüften Stellenpläne im Jahre 1928 gemäß dem
Besoldungsgesetze 1921 eine Stelle der 18. Besoldungsgruppe und mit Wirksamkeit vom 1. M a i 1924 unter
Bürgermeister Dr. Eder gemäß dem Gehaltsgesetze
1924 eine Stelle der II. Dienstklasse. Es spricht für die
Beliebtheit Simaths im Kreise der Magistratsbeamten, aber auch für deren Einsicht, wenn ihm diese mit Ausnahme ganz weniger — seinen unstreitig
außergewöhnlichen Aufstieg von Herzen gönnten," die
paar Neider zählten wie gewöhnlich zu jenen, die
nicht im entferntesten zu den Leistungen Simaths be-

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fähigt gewesen wären und die nur seine Bezüge,
nicht das Maß und die Qualität seiner Arbeit sahen.
I m Verkehr mit den städtischen Beamlen und sei
nen Untergebenen kamen sein lauterer Charakter,
sein Gerechtigkeitssinn, seine Hilfsbereitschaft und
seine angenehmen Umgangsformen besonders znr
Geltung. I n früheren Jahren foll Simath als Vor
gesetzter ein strenges Regiment geführt haben. a»5
eigener Anschauung kannte ich ihn aber nur als gerechten und wohlwollenden Chef mit viel praktischem
Sinn und positivem Wissen, der auch bereit war,
wenn es not tat, mit seinem ganzen Gewicht zum
Schütze oder zur Förderung seiner Mitarbeiter einzutreten. Wenn ich im März 1923 an der Spitze der
Präsidialbeamten meinen Glückwunsch zn seinein 25.
Dienstjahr mit den Worten schloß: „ W i r sind alle von
dem einen Wunsch beseelt, noch lange von I h r e r umsichtigen und gütigen Hand geleitet zn werden", war
es keine hohle, billige Phrase, sondern ehrlich und
aufrichtig gemeint.
Lange Jahre schienen die Arbeitslust und Tatkraft
dieses robusten Mannes unerschöpflich. Fast jeden Tag
— die Sonn- und Feiertage nicht ansgenommen —
waren die Fenster des Sitzungssaales im Rathanse,
der ihm als Arbeitsraum zugewiesen war und an das
Vürgermeisterzimmer stieß, bis spät abends hell beleuchtet. Einen Urlaub nahm er meist nur dann, wenn
er zum Abschluß einer größeren Arbeit mehr Ruhe
brauchte, als er in seinem Büro finden konnte. Der
Aufbauarbeit der Vorkriegszeit war er in seiner besten Kraft leicht gewachsen, die schweren Zeiten des
Krieges, der unvorstellbaren Not der Bevölkerung,
des Zusammenbruches, des Nückzuges unserer Truppen, der Hungerkrawalle stand er verbissen durch, aber
als nach den Neuwahlen vom J u n i 1919. die an
Stelle der „Deutschfreiheitlichen P a r t e i " die „Christlich-Sozialen" und die „Sozial-Demokraten" als
Mehrheitsparteien brachten, sich in seinem Zimmer
Sitzung an Sitzung der neugewählten zahlreichen
Ausschüsse und Kommissionen reihte, er überdies auch
in den Gemeinderatssitzungen, da er seinen früheren
Mitarbeiter während des Krieges znr Führung eines
anderen Amtes abgeben mußte, allein das Protokoll
führte und schließlich noch den verschiedenen Aufgaben als Präsidialvorstand zu obliegen hatte, zeigten
sich an ihm die ersten schweren Erschöpfung?- und Depressionszustände. Seine Empfindung, den Anforderungen seines Dienstpostens nicht mehr gewachsen zu
sein, vergällte ihm die Freude nicht nur an den ihm
gerade damals zuteil gewordenen außerordentlichen
Beförderungen, sondern leider anch an seiner Stelle.
Der Bürgermeister teilte ihm eine tüchtige junge
Kraft zu und schickte ihn 2 Monate aus Urlaub. Diese
Maßnahmen waren verspätet. I m Herbst 192< traten
Nervenanfälle auf, die die Gewährung eines lnnonntigen Urlaubes notwendig machten und den Stadtrat
veranlnßten, den Bürgermeister zu ersuchen, künftig
auf möglichste Diensterleichternngen bedacht zn sein,
Die Erleichterungen wurden gewährt und durch eine
systematische Arbeitsteilung und Zuweisung weiterer
Kräfte, nnter denen auch ich war. ans die Dauer gesichert. M a n hatte aber den Eindruck, daß Simath
über die Entlastung nicht sonderlich erbaut war, Nacl,