Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

und Keiler eines Präsidialbüros, das vor allein für
den geregelten Altenlauf der dem Gemeinderat zur
Beschllißsassuiig vorbehaltene!! Angelegenheiten und
für die richtige Prolotollieruug und Ausfertigung der
gefaßte», Beschlüsse zn sorgen hatte nnd anch in der
Lage war. dein Bürgermeister minder wichtige (Geschäfte abzunehmen, Nach seiner Wiederwahl im
Jahre ltt!l!l bewilligte der Geiilciiiderat die zur
Schaffung eines solchen Amtes nötigen finanziellen
M i t t e l . Welche Eigenschaften Bürgermeister Greil
von« kiinftigen weiter dieses Amtes erwartet haben
üiag, drückt sich in seineu eigenen, einmal später gebrauchten Worten ans! „Das Amt eines Präsidialnorstandes ist eine ganz eminente Vertrauensstellung,
welche oft recht schwierige Situationen zu überwinden
hat. eine Stelle, welche vom Inhaber feinen Takt,
vollste Diskretion, eiserne Pflichttreue und unbedingte Ehrenhaftigkeit des Charakters erfordert."
Als Simath das Meldeamt reorganisiert hatte,
wurde er mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1900 in die
X. Rangstlasse befördert: im Veförderungsdekret echt
Greilscher Prägung wurde ihm eröffnet, daß er nun
neben der Oberleitung des Meldeamtes zur Dienstleistung imMagistratspräsidium herangezogen werde,
wo er sich bis auf weiteres täglich um 12 Uhr zur
Entgegennahme der Aufträge einfinden wolle. Wenn
Ulan sich vergegenwärtigt, daß Bürgermeister Greil
das Rathaus, maliziös lächelnd, gern als Automaten
bezeichnete, der sich Punkt 12 Uhr mittags und Punkt
tt Uhr abends entleere, erkennt man sofort die Sonderwertung Simaths. aber auch die beabsichtigte
Sonderbelastung. Dieses Dekret war ein Omen für
Simaths ganze Dienstzeit: es gab für ihn von da an
keine Amtsstunden mehr. Der fallweisen Verwendung
für Präsidialaufgaben folgte bald die endgültige
Versetzung in das Präsidium: Simath wurde mit der
Schaffung und Leitung der Präsidialkanzlei betraut.
M i t Eifer widmete er sich der neuen Aufgabe. Er
erwies sich als tüchtiger Organisator, der es verstand,
mit ein paar Kräften die neue Amtsftelle aufzubaueu.
die den Bürgermeister entlastete und in jeder Hinsicht
eine geordnete Führung der Präsidialgeschäfte gewährleistete. M i t angeborenem Takt stellte er die
notwendige Verbindung der Kanzlei sowohl mit den
gemeinderätlichen Funktionären als auch mit den
übrigen Amtsstellen des Magistrates her. Die Protolollführnng in allen Sitzungen des Gemeinderates
und der Ausschüsse und die Ausfertigung der Beschlüsse übernahm er allein. Erst im Jahre 1907 lies;
er sich für die öffentlichen Gemeinderatssitzungeu
einen Protokollführer beigeben. Bürgermeister Grell
rühmte wiederholt seine vorzügliche Auffassungsgabe,
seine mustergültigen, ganz den Intentionen des Gelneinderates entsprechenden Beschlußausfertigungen
und seiu nie versagendes ausgezeichnetes (Gedächtnis,
das ihn, da er bei allen Sitzungen des Gemeinderates
und der Allsschüsse anwesend war. befähigte, über
alle Befchlüsse aus dem Kopf Aufschluß zu geben und
ihn, die Bezeichnung ..lebendige Registratur des
Gemeinderates" eintrug.
Über diesen Kernpunkt seiner Tätigkeit als Vorstand der Präsidialkanzlei hinaus staud er dem Bür-

Seite

germeister in allen Angelegenheiten, die zu dessen
Wirkungskreis als Vollzugsorgan der Gemeinde gehörten und nicht eindeutig der Kompetenz eines
anderen städtischen Amtes oder selbständigen Referenten zugewiesen waren, zu jeglicher Amtshandlung
in Treue und voller Hingebung zur Verfügung. I n
seinem Bestreben, vor allem die Interessen der Stadt,
auch unter Zurückstellung der eigenen, i n jeder
Hinsicht zu wahren und zu fördern, fühlte er sich vollkommen eins mit dem Bürgermeister. Und dieser,
überzeugt von dem Idealismus, von der Geschicklichkeit und Vertrauenswürdigkeit seines Mitarbeiters,
machte reichlich Gebrauch von dessen Fähigkeiten. Die
Anlässe hiezu ergaben sich aus den unerschöpflichen
Aufgaben und Pflichten des Stadtoberhauptes in den
wechselvollen Zeiten des Aufblühens der Stadt, der
Kriegsuot, der Nachkriegswehen und der politischen
Umgestaltung.
Allgemein geschätzt war Simaths Geschick, mit allen
Behörden, den verschiedenen Körperschaften und
Wohltätern stets das beste Einvernehmen zu wahren,
so daß im Bedarfsfall — nicht zum geringen Vorteil
der Stadt — für Verhandlungen die wünschenswerte
freundliche Einstelluug von vornherein beiderseits
gegeben war. A l s Musterbeispiel dieser A r t nenne ich
die unter seinem Einfluß Schritt für Schritt zustaude
gekommenen Abmachungen mit Freiherrn von Sieberer, als dieser seiner hochherzigen Stiftung aus dem
Jahre lttW für Waisentinder im Jahre !!><>!> eine
gleichwertige für alte Leute folgen ließ, die in Gestalt
des „Franz-Iosef-Iubiläums-Greisenaslils"
heute
„Altersheim Saggen" in der Ing.-Etzel-Slraße —
der Stadtgemeinde überantwortet wurde. Der greise
Stifter war von der taktvollen Mitwirkung Simaths
so befriedigt, daß er ihm als Zeichen besonderer Anerkennung sein B i l d und eine goldene Uhr verehrte.
Nicht zu den Obliegenheiten eines Präsidialvorstandes, aber zu den für die Stadtgemeinde ebenso
bedeutsamen Agenden Simaths zählte seine Tätigkeit
in der „Städtischen Verkehrssektion", einem vom Ge-