Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.4

- S.4

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Amtsblatt der Tandeshauptstadt Innsbruck

M a i mit Ausnahme einer kurzen Winterzeitspanne in
den Randbezirken, die wie z. V. I g l s und Hungerburg „ i m Schnee" liegen nnd eine Wintersaison
haben.
Nachdem diese Jahreszeit außerhalb der „allgemeinen Ferien" liegt und weiters gegenüber den
„warmen Ländern" weniger zum Reisen in unser
Gebiet reizt, ist neben dem Durchreiseuerkehr nach
dem Süden, der schon ganz beachtliche Nächtigungsziffern auszuweisen hat, der „Zweckreise" das besondere Augenmerk zuzuwenden. Zweck kann nur sein!
die Teilnahme an Kongressen, der Besuch von kultu-

Nummer 3/4

rellen oder wirtschaftlichen Veranstaltungen. das
Studium an der Universität, Sozialtourismus (Betriebsausflüge) in Ausnützung der ermäßigten
Preise unter besonderer Betonung des Alpenfrüblings
usw. Verstärkte Film-, Photo- und Inseratenwerbung,
die allerdings ungeheure M i t t e l verschlingen, wäre
eine erstrebenswerte Stützung der verschiedenen in
Angriff genommenen Planungen für die weitere
Belebung der Fremdenuertehrswirtschaft, die vorerst
nur mehr in dem besprochenen Zeitraum möglich ist.
Dr. Dietmar Kettl

Hofrat Simath
Von Dr. Hans Fankhauser, Magistratsdirettor i. R.
Vor zehn Jahren starb der ehemalige Vorstand der
Präsidialkanzlei des Innsbrucker Stadtmagistrates
Hofrat Amadeus Simath im 79. Lebensjahr. Er war
weit über die Mauern der Stadt hinaus als „rechte
Hand" des Ehrenbürgermeisters Wilhelm Greil bekannt und allseits geschätzt. Die Tagespresse gedachte
zu den üblichen Anlässen in ehrender Weise wiederholt des um das Wohl der Stadt hoch verdienten
Mannes. I n unserem Amtsblatt kam Simath bis
heute zu kurz: als er in den Ruhestand trat, bestand
es noch nicht, als er starb, war es eingestellt, nur zur
Vollendung seines 70. Lebensjahres wurde in der
reichhaltigen Nummer 10 des Jahrganges 1935, in
der die Ernennung der Mitglieder des Gemeindetages auf Grund des Verfassungsübergangsgesetzes
1934 verlautbart und das neue Stadtrecht und die
neue Geschäftsordnung des Stadtmagistrates besprochen wurden, das Glückwunschschreiben des Bürgermeisters Franz Fischer im Wortlaut veröffentlicht und
meine Glückwunschadresse erwähnt, die ich dem J u bilar als Magistratsdirektor namens der Beamtenschaft überreicht hatte," die Feststellung im Amtsblatte,
daß eine solche Anteilnahme noch keinem Pensionisten
zuteil geworden sei, entschädigte für die Kürze der
Berichterstattung. A l s vor kurzem die Schriftleitung
des Amtsblattes an mich herantrat, für dieses eine
ausführliche Schilderung des Werdeganges und der
Verdienste Simaths zu geben, unter dem ich zehn
Jahre gearbeitet und den ich weit eher als väterlichen Freund wie als gestrengen Vorgesetzten in
bester Erinnerung habe, habe ich gerne zugesagt.
Die Vorfahreu Simaths stammen aus Graubünden
und waren schon vor dem Dreißigjährigen Krieg in
Nauders ansässig. Amadeus Simath wurde im Jahre
1865 in Trient geboren, kam in jungen Jahren nach
Meran und Innsbruck und legte im Jahre 1887 am
Obergymnasinm hier die Reifeprüfung ab. Seine
Jugend war hart und reich an Entbehrungen. I n den
letzten Jahren seines Mittelschulstudiums mußte er
sich sein Brot selbst verdienen. Daraus erklärt es sich,
daß der talentierte Abiturient nicht die Hochschule
bezog, sondern eine k. k. Postamtspraktilantenstelk"
annahm. Nach einem guten halben Jahr gab er diesen
Posten auf und trat, seiner Neigung zu Literatur und
Journalistik folgend, im M a i 1889 als Redakteur bei

den „Innsbrucker Nachrichten" ein, deren Redaktion
er bis zum März 1898 als eifriger und wohlinformierter Lokalschriftleiter angehörte. Kurz nach diesem
Stellenwechsel diente er 1890/91 im 3. Regiment der
Tiroler Landesschützen als Einjährig-Freiwilliger
und wurde im Oktober 1891 zum Reserucleutnant
ernannt. Die in den folgenden sieben Jahren als
Redakteur erworbene Routine in der Behandlung
jeglicher Korrespondenz, das gesteigerte Pflichtbewußtsein zu prompter, nicht von bestimmten Dienststunden begrenzter Arbeitsleistung, die vertieften Lokal- und heimatkundlichen Kenntnisse und sein ruhiges, erustes Wesen ließen ihn für die Stelle, die
ihm Bürgermeister Greil zwei Jahre später anvertraute, geradezu prädestiniert erscheinen.
Noch als junger Redakteur vermählte er sich im
I n l i 1892 mit Cornelia Kleißl, die einer alten I n n s brucker Familie entstammte. Der Ehe entsprossen vier
Söhne und eine Tochter; zwei von den Söhnen, darunter der erstgeborene, starben im jugendlichen Alter.
Die Ehe gestaltete sich dank des entsagungsvollen Verständnisses der Gattin für die strenge Berufsauffassung ihres Maunes uud für dessen dein allgemeinen
Wohl dienenden Sonderinteressen dauernd harmonisch.
Die Sorge nm die wachsende Familie bcuwg
Simath, sich nm eine sichere Dauerstellung mit späterem Pensionsansprnch umzusehen. Er fand eine
solche, allerdings von sehr bescheidener, seiner Vorbildung nicht entsprechender A r t am 1. März 1898 in
einer im städtischen Meldeamt frei gewordenen Kanzleibeamtenstelle der XI. Raugstlasse. Er bekam den
Auftrag, die Umgestaltung des Meldewesens nach
dem Wiener Zcttelsystcm durchzuführen und dann die
Leitung des Amtes zu übernehmen. Es ist wohl mit
Sicherheit anznnehmen. daß für die Aufnahme
Simaths in den städtischen Dienst eine Empfehlung
seines ihm sehr gewogeneu früheren Chefs, des
Ehrenbürgers Anton von Schumacher, von den,
Simath stets mit fast scheuem Respekt sprach, maß
gebend war nnd daß Bürgermeister Greil di^"
Verwendung des Redattelirs Simall, im Meldeamt
uon allem Ansang an als uurübergehend betrachtete,
Bürgermeister Greil suchte nach den Erfahrungen
seiner ersten Funttionsperiode einen Organisator