Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.1

- S.7

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
habe mich oft über die große Beliebtheit dieser Comics ne»
wundert, man sagte mir aber, daß es viele intelligente
^cutc gäbe, die diese „comics" als E» dachte daran, daß bei uns Karl-Mav,-Roma»e uud Detellivgeschichteil auch die geistige Nahrung für geistige Arbeiter
bilden, lind »onuderte mich nicht mehr.
^,"luch die Wissenschaft hat sich die „comico" zunutze gemacht, I m "."lulomuseum in Oal Ridge loird die Kenntnis
vom Alom in der gleichen f o r i l i wie durch „comics" ver«
breitet. Es scheint eine Möglichkeit z» sein, breitere Vollsschichtrn zu erfassen, die fonft größere Abha»dl»»ge» uicht
mehr lesen. Letzten Endes ist die Bilddarstelluug bei uns
auch in der Schule im Religionsnnlerrichl in der biblischen
(beschichte üblich.
M a u sieht sehr viele „Magatine"," im Gegensatz z» den
f i l m e n kommt davon die bessere Hälfte zu unS, Es gibt
Bücherscriell, in denen die schlimmsten Erzeugnisse einträchtig »eben den „Bekenntnissen des HI. Augustiuus" stehen.
M a u nimmt es schließlich nicht mehr übel, daß vom Geschäftöstandvnntt ans die letzteren als „Bestseller seit 2000
I a h r e u " angekündigt werden.
""in den Grundsätzen der Wirtschaft gehört die möglichste
Ablehnung staatlicher Eingriffe, ferner die Bevorzugung
eigener I n i t i a t i v e sowie rationelles Arbeiten.
E i n Beispiel für das rationelle Arbeiten: Wenn ich mich
in Österreich gegen Unfall beim fliegen versichern will,
kommt ein Agent zu mir und ich unterschreibe einen A n trag; dieser wird nach Wien gesandt, worauf die Geucraldirektion der Versicherungsgesellschaft noch eine Nüctversichernug abschließt. Nach Wochen bekomme ich die Polizze.
Drüben kann ich auf dem Flugplatz in einer halben Minute
zn niedrigeren Sätzen eine Versichcrnng auf z. B. 2N.0N0
Dollar abschließen. Ich schreibe eine Polizzcndurchschrift
(Name, Wohnort, Snmmc nnd Begünstigter), werfe vier
"..-Dollar-Münzen in einen Automaten und erhalte die Polizze samt Umschlag, nm sie an eine gewünschte Adresse verschicken zu können. Ein Flug von New ?)ork nach Hawai nnd
znrück ist mit 1 20.000 gedeckt. (Ich möchte nicht Überlegungen anstellen, wieviel ich hier zahlen müßte,)
Straßenbahnen, Untergrundbahnen und Autobusse habe»
überall Einmannbedienung nnd womöglich automatische
Fahrgeldentrichtung: man wirft eine Münze neben dem
Lenker ein.
Etwas war »us auch anfange vollkommen fremd: Neun
w i r hier tclephoniereu oder telegraphieren wollen, gehen
w i r auf das Postamt. Die Post ist staatlich, Telephon nnd
Telegraph sind Privat. Einmal lclcphonierteu wir vom S ü den über M> km nach Washington, die Verbindung war in
20 Sekunden hergestellt. Es wird allgemein betont, daß Telephon »ud Telegraph miudcstens so gut arbeiten wie die Post.
Bei dieser hat mir uicht gefallen, daß man in einem Markenautomat 10 Ecnls einwirft, aber nur für 8 oder 9 Cents
Marken erhält.
Trotz der grundsätzlich freien Wirtschaft gibt es große
Unternehmnugeu, die von staatlicher Seite, d, h. vom
Bunde, der Gesamtheit der !8 Staaten, betrieben wcrdeu.
Ich möchte eiu Unternehmen hervorheben, welches ich
eingehender besichtigen konnte und das mir persönlich den
größten Eiudruct mciuer Reise vermittelt hat. Es siud die
großen straft- und Bewässeruugscmlageu am Tcnucssee,
einem Nrbeusluß des Mississippi. Die Anlagcu erstrecken sich
auf ciuc Lauge von l"»0lm. M a n braucht mit dem Flugzeug eine Stunde, darüberzuflirgen. Schon von weitem erblickt man die ungeheuren Wassermasseu in den Staubecken,
gleich einer großeu Überschwemmung. Die Anlagen erstrel
leu sich auf das Gebiet von füuf Staate», ein eigenes Bnu
desgesetz wurde geschaffen, um die Durchführung zu ermög.
lichen. Vorher gab cS dort uur eiu riesigev Flußlal, das alle
paar Jahre von einer riesigen Nberschwemmuug heimge-

Seite b

sucht wurde, »ud cs sechs oder sieben Mouate nicht, dann
aber um so heftiger reguetc. Kurzum, große Vaudstriche
kouuleu dor! uichl genutzt werden.
Der Flußlaus wurde nun durch ."l<> Staudämme reguliert,
eiue Reihe von Elektrizitätswerke» entstand. Es können insgesamt 2<> Milliarden Kubikmeter Wasser gespeichert werden, eine für »us uuvorstellbar große Mruge, Allein durch
die Ausuntznng der Wasserkraft werden »lehr als « M i l l i a r «
den Kilowattstunden im Jahre erzeugt, d. i. mehr als die
gesamte Erzeuguug Österreichs. Eine noch größere Energie»
meuge wird in kalorischen Werten erzeugt, auf Gruud deren
große Atomiudustricn entstanden sind. Der Auswand war
nicht gering, er belr»g 800 Millionen Dollar. Nun kann
aber das Land bewässert werden, es ist fruchtbar geworden:
das (Besicht dieses große» Landstriches wnrde völlig ver«
ändert.
Was den Verkehr betrifft, »lochte ich vora»slellen, daß der
Fußgänger, wcun er sich an die Verkehrsregel» hält, geschützt wird wie die heilige Knh in I n d i e n . Geht er bei
grünem Licht über die Straße, braucht er keine Lebensversicherung. Ich stand einmal am Straßenrand, nm ans dem
vorgezeichneten Streifen die Straße zn überqueren, nnd
wollte einen Kraftwagen vorbeilassen," er hielt jedoch an,
nnd der Fahrer bedeutete mir, daß ich zuerst hinübergehen
»löge.
Schlimm ergeht es aber dem Fußgänger, der gegen die
Verkehrsregeln verstößt. Überschreitet er bei rotem Licht die
Straße, kann es geschehen, daß er zu fünf Tage» Arrest
verurteilt wird nnd wenn nicht ins Krantcnhans, ins Gefängnis kommt. I n einem Südstaat wohnten w i r den Gerichtsverhandlungen bei, in denen Verkehrssünder abgeurteilt wurden. A m Gange war ein großes Plakat angebracht:
„ W i r wollen nicht dein Geld, sondern daß dn richtig
fährst!" E i n Neger wnrde wegen unrichtigen Fahrcns zu
l<) Dollar Strafe verurteilt. Es wnrde ihm jedoch erklärt,
daß er die Strafe uicht zahlen müsse, wenn er zwei Stunden
einer Verkehrsschulung beiwohne. Er hat dies freudestrahlend angenommen. E i n , Konsul fuhr frühmorgens mit großer Geschwindigkeit zum Flugplatz. Sofort war ei» Polizist
bei ihm. Der Konsul rechtfertigte sich damit, daß er große
Eile hätte nnd um diese Stunde niemanden gefährden
könnte. Der Polizist erwiderte ihm: „Es handelt sich ja um
I h r e Sicherheit." Eine begrüßenswerte Auffassung!
Die Verkehrsdichte ist groß. Alles fährt, selbst die Großmütter. I n besseren Familien haben M a n n und Fran Wagen, so daß auch die Fran cinkaufeu fahren kann, wenn der
M a n n zur Arbeit gefahren ist. Anf 100 Millionen Einwohner entfallen l>0 Millionen Autos, so daß der Besitz von
Autos bis iu die wirtschaftlich schwächsten Volksschichten gedrungen ist. Schon als w i r von New ^)ork nach Washington
fuhren, war es das erste, was nns auffiel, daß vor jeder
Fabrik ciue große Zahl Autos stand. Wenn irgendwo die
Bahnstrecke instand gesetzt wird, stehen die Nntos der Bahuarbeitcr daneben.
Infolge der Sitte, daß jeder, der etwas aus Ansehen
hält, eine» Wagen höchstens zwei Jahre fährt, gibt es
Kraftwage» für jedermann. Ich fuhr mit einen» Rechtsauwait in einen« viersitzige» Wagen nm 2<»> Dollar uiit Durchschnittsgeschwindigkeit von zirka li0 bis 70 Kilometer, I n
den Listen haben loir alle Preise gcsuudeui so kostete z. B.
ein Zweisitzer Peugeot ans dem Jahre 1!>:!i» 26 Dollar.
Der ungeheure Autoverkehr bringt allerdings eine besondere Schwierigkeit »lit sich: I I I viele» Städte» (vo»
New ?)orl ganz abgesehen) reiche» die Vrrkehrscmlage»
uicht aus, und es kommt zn großen Verkehrsstockungen.
Auch die Wirtschaft stellt fich immer mehr a»s den Autoverkehr um. I m Umkreis aller Städte gibt es EampingPlätze mit Unterkünfte», „Motels" gc»a»»t. Sie si»d verschwenderischer ausgestaltet als derartige Unterkünste bei