Innsbruck Informiert

Jg.2008

/ Nr.11

- S.45

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2008_Innsbruck_informiert_11
Ausgaben dieses Jahres – 2008
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
STADTGESCHICHTE

Vor 150 Jahren begann
für Innsbruck das Bahnzeitalter
D e r 24. N o v e m b e r 1858 w a r f ü r I n n s b r u c k e i n T a g des S t o l z e s
u n d d e r F r e u d e , als e n d l i c h d e r E r ö f f n u n g s z u g a u f d e r e b e n f e r t i g
g e s t e l l t e n e r s t e n u n d bis h e u t e b e t r i e b e n e n U n t e r i n n t a l t r a s s e
nach Kufstein und z u r ü c k fahren k o n n t e . D e r K a m p f d e r
P r o v i n z i a l h a u p t s t a d t u m d i e Eisenbahn h a t 22 J a h r e g e d a u e r t .
Schon 1836, als in Europa nur in
Brüssel und Nürnberg kurze Linien für
Lokomotiv-Eisenbahnen bestanden
haben, w u r d e n in der ProvinzialFür das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Hubert Held
hauptstadt Innsbruck erstmals Eisenbahnpläne verfolgt. Nicht ohne Grund,
denn der Warenverkehr über den
Brenner hat sich von 1800 bis 1835
verdreifacht, um dann 1850 erstmals
die Grenze von 100.000 t zu erreichen. Das System des Kutschen- und
Fuhrwerkverkehrs war an seine Grenzen gestoßen. Die vom Bürgermeister
Dr. Josef Maurer und einer Gruppe
Kaufleuten zwischen 1836 und 1838
durchgeführte technische und wirtschaftliche Machbarkeitsstudie für eine
Unterinntaltrasse zeigte einen positiven Befund, aber die Kapitalbeschaffung
scheiterte kläglich. Die Wiener Verkehrspolitik konzentrierte sich seit
1835 völlig auf den Bau der großen
Nord-Süd-Magistrale des Reiches, die
vom polnischen Galizien über Wien,
Graz und Laibach zur Hafenstadt
Triest geführt werden sollte. Politiker
und Bankiers im Königreich Bayern
winkten nach anfanglichem Interesse ab
und beschlossen den Bau der Strecke
Lindau - Augsburg - Nürnberg sächsische Grenze. Schließlich untersagte die Hofkammer in Wien den
Innsbrucker Protagonisten weitere
Eigenmächtigkeiten. Dennoch unternahm man von Tirol aus immer wieder Vorstöße für eine erste Alpenbahn,
die in der ersten Ausbaustufe Kufstein
mit Innsbruck und Verona mit Bozen
verbinden sollte. Nach 1848 begannen
sich die Sichtweisen Wiens allmählich
zu ändern. Der 18-jährige Jüngling

Franz Josef betrat den Kaiserthron und
eine neue Führungsgarnitur die politische Bühne. 1849/50 war es wieder
Innsbruck, dessen Magistratsrath Dr.
Alphons v. Widmann, nun unterstützt
von den Städten Botzen und Trient, in
Wien lästig wurde. Aber Gewicht bei
Hof hatten eher der diplomatische
Druck aus Bayern und die Interventionen von Feldmarschall Radetzky in
Verona. Er forderte zur Versorgung
der Südarmee eine Eisenbahn von
der Donau über Tirol zum Po. So kam
es schließlich am 21. Juni 1851 zum
Staatsvertrag z w i schen Österreich und
Bayern mit der Vereinbarung zum Bau
einer Alpentransversale.

lichen Sillufer außerhalb der verbauten
Stadt ein. Von d o r t bis zur Mühlauer
Eisenbahnbrücke sah sein Plan den Bau
des steinernen Viaduktes vor und er
wehrte sich gegen die billigere Lösung
mittels Schüttdämmen. Steinbrüche
und Ziegeleien rund um Innsbruck hatten Hochbetrieb. Bis 1918 blieb der
Innsbrucker Viadukt mit seiner Länge
von 1700 m der längste auf dem
großen Gebiet der Monarchie. Die
Mühlauer Eisenbahnbrücke ließ er im
stabilen Typus einer steingemauerten
Bogen brücke in weißem Kramsacher
Marmor aufführen. Sie ist heute die einzige große Brücke im Originalzustand
auf der Strecke München - Verona.
Die gewaltigen Baumaßnahmen auf
Innsbrucker, Wiltener und Mühlauer
Gemeindegebiet erforderten mit 2

Es erwies sich für
Innsbruck als segensreich, dass die K o m petenz für Entwurf
und Ausführung des
Nordtiroler Projektes in den Händen
von Ministerialrat!"! Der Innsbrucker Bahnhof am Sillufer, damals noch außerhalb der
Stadt gelegen.
(Original im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
Dr. Carl v. Ghega,
lag. Als oberster Bahnbau-Ingenieur der
Mio. Gulden ein Drittel der für den
Monarchie widmete er sich trotz seiTrassenbau bis W ö r g l budgetierten Finer Pflichten am Semmering und auf
nanzmittel. Das Gebäude-Ensemble
der Karststrecke vor Triest mit Hinam Stationsplatz umfasste ein großes
gabe der Aufgabe in dem ihm bestens
Aufnahmegebäude samt Peronhalle, ein
vertrauten Land Tirol. Einen ersten
Heizhaus für mehrere Lokomotiven,
Entwurf seiner Ingenieure, die Trasse
Magazine, Werkstätten, Wohnungen
in der Rossau über den Inn, weiter
und dgl. Die Arbeiten wurden vom
durch Pradl und über die Sili in den BeInnsbrucker Baumeister Josef Mayr als
reich der Leopoldstraße zu führen und
Generalunternehmer ausgeführt. Carl
dort einen Kopfbahnhof zu bauen, verGhega, dem Freund Innsbrucks, w u r warf er. Ghega überbrückte den Inn
de bis heute Dank und Anerkennung
westlich des Einflusses der Sil! und setznicht zuteil.
te sich für eine großzügige DimensioDer Bericht wird in der
nierung des Stationsplatzes am westnächsten Ausgabe fortgesetzt.

I N N S B R U C K INFORMIERT - NOVEMBER 2008

21