Innsbruck Informiert

Jg.2008

/ Nr.6

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Der letzte Gummiseilstart
im Tiroler Segelflugsport
V o r ü b e r 60 J a h r e n w u r d e n in T i r o l d i e l e t z t e n G u m m i s e i l s t a r t s
i m S e g e l f l u g s p o r t d u r c h g e f ü h r t . B e i d i e s e r M e t h o d e des Segelflugs t a r t s ist e i n g r o ß e r Einsatz v o n p h y s i s c h e r u n d m e n t a l e r K r a f t
e r f o r d e r l i c h . M i t t e l s eines G u m m i s e i l e s , d a s v o n e i n e r S t a r t m a n n schaft g e z o g e n w e r d e n m u s s , w i r d d e r P i l o t m i t e n o r m e r S c h u b kraft m i t seinem Segelflugzeug in den L u f t r a u m k a t a p u l t i e r t .
Der Auftakt des Segelflugsports in
Österreich steht im Zusammenhang
mit den Luftfahrtbeschränkungen nach
dem Ersten Weltkrieg. Bedingt durch
diese Beschränkungen wandte man
sich dem motorlosen Flug zu. Dies
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Gertraud Zeindl
führte zur Wiederentdeckung des
Gleitfluges und in weiterer Folge zu
einer neuen Flugsportart, dem Segelflugsport. In den Anfängen des Segelfluges spielte der Gummiseilstart
eine wichtige Rolle.
Diese Startart wurde in den 20er
Jahren des 20. Jahrhunderts erfunden
und stellte bis in die 50er Jahre eine
weit verbreitete Startmethode dar.
Erst mit dem technischen Fortschritt
wurde der Gummiseilstart durch den
Windenstart und den Flugzeugschlepp
abgelöst.
Beim Fluggerät unterscheidet man
im Segelflugsport zwischen Gleitund Segelflugzeug. Das Gleitflugzeug
wurde früher vor allem für Schulflüge verwendet. So zum Beispiel am 20.
Dezember 1936 in Innsbruck. A n
diesem Tag wurde am Fluggelände ein
am Anfang der Ausbildung stehendes
„Springen" in der Ebene veranstaltet.
Jedes Mitglied durfte sich ans Steuer
setzen, während die anderen als
Startmannschaft beim Gummiseil halfen. Je nach Windverhältnis flog man
dann zwischen drei und 35 Meter
oder man hob erst gar nicht vom Boden ab.
Auf dieses so genannte „Springen" folgte die Hangschulung. Diese
fand für die Mitglieder der Inns-

endgültig gelungen, den Segelflugsport
in Innsbruck zu etablieren.
Mit dem Anschluss Österreichs an
das Deutsche Reich 1938 erfolgte die
Auflösung der Innsbrucker „Segelfliegergruppe 703" und es kam zur Bildung der Segelfliegergruppe „Sturm I "
im Rahmen des NS-Fliegerkorps. Mit
30. O k t o b e r 1938 konnten dann
wieder die Schulungen in Sistrans
aufgenommen werden. Bis zum Frühjahr 1939 hatten die Segelflieger 343
Gummiseilstarts in Sistrans durchgeführt. Im Juli 1944 w u r d e die letzte
Anfängerschulung mit Gummiseilstart
der Innsbrucker Segelflieger in Miederndorf im Unterland abgehalten. Im

brucker ..Segelfliegergruppe 703" im
W i n t e r bei Schneelage in Sistrans
statt. Hierbei wurde in einer Anhöhe
ein starker Pflock in den Boden geschlagen, an dem die „Startfalle" befestigt w u r d e . Durch diese „Startfalle" konnte der Schwanz des Flugzeuges bis zum Start festgehalten
w e r d e n . Weiters w u r d e der Metallring des Startseils vorne am Starthaken des Flugzeuges
eingehängt. Mach diesen
Vorbereitungen schnallte sich der Flugschüler
auf dem Sitz fest und
überprüfte die Gängigkeit und den Anschluss
aller Ruder. In der Z w i s c h e n z e i t hatte die
S t a r t m a n n s c h a f t die
Hanfseile an den Enden
der hangabwärts liegenden Gummiseile erfasst und gestrafft. Sobald das Startseil ausVorbereitungenfür einen Gummiseilstart am 2 7. August 1940.
reichend gedehnt war,
(Foto: Stadtarchiv Innsbruck, Sign.: Ph-29928)
erfolgte das Kommando
„ l o s " vom Piloten und die Startfalle
selben Monat erfolgte dann die Überw u r d e von einer Person gelöst. Darsiedlung der Segelflieger auf das weitaufhin schnellte das Flugzeug nach
aus größere Notflugfeld und am 30.
vorne und nach wenigen Metern
Juli wurde der erste Flug in KraneRutschen im Schnee hob es dann
bitten durchgeführt. Dieses Flugvom Boden ab. Dabei musste die
gelände war für einen Windenstart bei
Startmannschaft so lange weiter renFöhnlage geeignet. V o n nun an
nen, bis sich der Ring des Startseils
musste der Start nicht mehr von eiselbstständig vom Starthaken löste
nem Hang aus stattfinden und auch
und zu Boden fiel.
der Gummiseilstart musste nicht
mehr angewendet w e r d e n . Somit
A m 10. März 193? gelang es Franz
fanden im Jahr 1944 die letzten GumKoepf als erstem Mitglied der Innsmiseilstarts in Tirol statt. Im Herbst
brucker „Segelfliegergruppe 703",
dieses Jahres will man versuchen,
nach 23 Starts die Fliegerprüfung erden Gummiseilstart im T i r o l e r Sefolgreich auf dem Sistranser Hügel abgelflugsport neu aufleben zu lassen.
zulegen. In diesem Jahr war es auch

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