Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.10

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1953_Amtsblatt_10
Ausgaben dieses Jahres – 1953
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 4

Nummer 10

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

I s t die Stadionanlage i n ihrem heutigen Zustande
auch ohne weiteres für Großveranstaltungen geeignet,
so ist in der Folge doch geplant, durch weiteren Ausbau
die Einrichtungen zu vervollkommnen und so einen
noch flüssigeren und reibungsloseren Ablauf des
Spielgeschehens zu gewährleisten. I m Jahre 1954 sind
der Ausbau der Tribüneninnenräume, der Einbau

einer Lautsprecher- und Verstärkeranlage und weitere
Maftticrungen vorgesehen, die das Inusbrucker Sta
dion in immer vollkommenerer Form zu dem werden
lassen, als das es gedacht ist:
Schmuckstück der Landeshauptstadt und M i t t e l , in
friedlichen: Wettstreit seine Kräfte zn messen nnd in
sportlicher Fairneß sich gegenseitig achten zn lernen.

Das Obdachlosenheim in Innsbruck
Von W. Eppacher
Die Obdachlosenfürsorge ist ein Kind des
20. Jahrhunderts. Bestand das Obdachlosenproblem
in der tirolischen Landeshauptstadt früher gar nicht, so
war es dem Innsbrucker Gemcinderat vorbehalten,
es in seiner Sitzung vom 23. Dezember 1903 durch
den Mund seines Gemeinderatsmitgliedes Franz
Dhurncr aufzurollen und die erste Anregung zur Errichtung eines Obdachlosenasyls in Innsbruck aussprechen zu lassen. Das Vorhaben wurde alsoglcich
in die Tat umgesetzt, indem das Hans Herrengasse
Nr. 2 als Obdachlosenasyl, worin für 39 Personen
Platz znr Verfügung stand, eingerichtet wurde. Wenn
auch in bescheidener Form, diente diese Stätte den
ärmsten der Armen dennoch durch fast ein Vierteljahrhundert.
I m Jahre 192N mußte sich, zumal das Obdachlosenproblem sich immer drückender lgestaltcte, der I u n s bruckcr Gemeinderat entschließen, dieses infolge Wohnungsnot unzulänglich gewordene Asyl in der Hcrrengasse durch ein neues und ^geräumigeres zu ersetzen.
Der geeignete Bauplatz ward in der Hunoldstraße in
Pradl, nahe der S i l l , gefunden. Die Einteilung
des Baues, der in den Jahren 192N/27 erstand,
wurde so getroffen, daß ebenerdig die Franen nnd im
ersten Stock die obdachlosen Männer Platz finden
sollten, während das Kellergeschoß zur Unterbringung
des Magazins, des Bade- und Dcsinfcktionszimmers
Verwendung finden follie; denn jeder, der das Heim
in Anspruch nahm, mnßte ein Bad nehmen und seine
Kleider zur Desinfektion abgeben. Der Hygiene war
also bereits damals schon größte Bedeutung eingeräumt. Die Baukosten dieses nencn Asyls einschließlich Einrichtung, Anlegung des Gartens nnd Einfriedung erforderten einen Kostenaufwand von 210,000
Schilling. Der fertige Van, der den offiziellen Namen
„Stadt. Herberge" erhielt, machte, obwohl bloß einstöckig, einen freundlichen Eindruck und vermochte
123 Personen zu beherbergen. Am 19. Jänner 1927
konnte der Ban seiner Bestimmnug überaeben werden.
Daneben diente den Obdachlosen eine Zeitlang auch
noch das -alte Asyl in der Hcrrengasse, bis dessen In?
fassen ini Laufe des Jahres 1928 daun endgültig in
die neue „Stadt. Herberge" übersiedelten. I h r Bestehen
als solche reichte bis November 1913; um diele Zeit
wurde sie von der dentschen Wehrmacht zur Unterbringung eines Kriegsgefangenenkommandos beschlagnahmt. Ein Bombenvolltresfcr, der ani 19. Dezember 1943 erfolgte nnd bei welchem nenn gefanacnc
Russen den Tod fanden, machte dann jedwede Ver-

wendung des Heimes, das bis auf die Grundmauern
zerstört war, ein Ende. Die Obdachlosen fanden bis
zur Auflösung der Obdachlofenfürforge, die der Verlauf des zweiten Weltkrieges mit sich brachte, im
Margarethinum in Hötting eine vorläufige Unterkunft.
I n der Nachkriegszeit, in der das ObdachlosenProblem für die Männer der Stadtverwaltung als
eines der kritischsten Probleme überhaupt galt, schritt
die Stadtgemcinde Innsbruck alsbald an den Wiederausbau der zerstörten städt. Herberge. Unter Verwendung von Teilen noch erhalten gebliebener Grundmauern wurde sie im gleichen Schema und Umfang
in den Jahren 1948 nnd 1949 wieder aufgeführt, bloß
kam die Aussetzung eines zweiten Stockwerkes noch hinzn. Der Nenban, der die Stadtgemeinde über eine
Million Schilling zu stehen kam, wurde bereits am
8. April 1950 eröffnet und findet seither als eine der
schönsten Herbergen ganz Österreichs allseits hohe Anerkennung. I n der Frühe gibt es für die Heiminsassen,
deren Einkommen für die Berechnung der Höhe der
Tagesgebühr maßgebend ist — der Miudcstbctrag belauft sich jedoch auf drei Schilling —, Kaffee mit Brot
nnd am Abend Snpve mit Brot. Die Einteilung der
Räumlichkeiten ist folgende: K e l l e r >g e scho ß : zwei
Bäder, vier Brausen, Magazin/Waschraum und Küche,
welche, mit 30 elektrischen Kochplatten ausgestattet,
nur den Eheleuten zum Mkochen der Mittagsspcisen
zur Verfügung steht; unverheirateten Heimbewohnern
ist die Küche nicht zugänglich; P a r t e r r e : drei
Schlafräume und eiu Aufenthaltsraum sowie die Wobnung des Hcimwartes; e r s t e r S t o c k : vier Schlafränme und ein Aufenthaltsranm; z w e i t e r S t o c k :
11 Zimmer für Eheleute und Kinder und ein Gemeinschaftsranm. Das Heim, geleitet vom Stadtfürsorgeamt, wird in hobem Mäste in Anspruch genommen und dient zur Zeit 22 Familien (39 Kinder,
31 Männer und 32 Franen) als Unterkunft.
Vergleichshalber seien noch einige Zahlen über die
in der städt. Herberge erfolgten Mernachtnngen angeführt:
,
"
"
>

I m Jahre 1928


1938

1951

1952

40.075 Ubcrnachtnngcn,
35.980
47.034
45.716

mit einer Einnahme von 54.575 Schilling .Herbergsgebühren.