Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.3

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

D a s N e h : Tic Iuusbriictcr Umgebung ist ein wahres Eldorado für die Rehe, Tagsüber halten sie sich am liebsten auf den mit dichtem Unterholz bestandeneu vom M i t telgebirge zum I n n t a l herabziehenden Hängen auf, uud
erst zur Nachtzeit treten sie znr Zlsnng aus Wald uud
Dickicht heraus. Angesichts des vorjährige» schwereu W i n ters mit den zahlreichen Lawineugäugen war das Rehwild großen Gefahren ausgesetzt. I m
lawinenreichcn
J a h r 1896 zählte man in den Höttinger Forsten allein
bei 20 tote Rehe, die von Lawinen ansgcapcrt wurdcu,)
Wie heimelig den Rehen um Iunsbrnck manchmal ist,
mögen folgende Notizen zeigen: Am 29, M a i 1878 machte
sich in den Türkenfeldern zwischen dem Wiltener Kloster nnd dein Gasthof „Bierstiudl" ein Tier bemerkbar, das
manche anfänglich für eine Ziege hielten; als man dieselbe
aber des Schadens wegen verschcnchen wollte, gewann mau
die Überzeugung, daß es sich um eine Rchgciß handelte,
welche bis znm Kloster in grüßen Sätzen gesprungen, vou
dort aber verscheucht, dem Bicrstindlgartc», wo sich gerade
viele Gäste aufhielten, einen Besuch abstattete; erst laugsam wandte sie sich, den Bcrgiscl hiuaufgrascnd, wieder dem
Walde zu. - Ein Albinos-Rehbock, gewiß ciu höchst seltenes Spiel der Natur, der zur Hälfte ein blendendweißes
Fell hatte, ist am ZU. November 19U1 von einem I n n s brucker Jäger nnweit der Stadt erlegt worden. — Am Karfreitag 1907 um halb drei Uhr nachmittags kam ein Neh
in die Ortschaft Willen uud lirß sich dort in dem Felde vor
der Stubaicrbahnstrcckc zur Nuhe nieder. Von den Kindern
verscheucht, sprang das Tier in de» nahe gelegenen Hof des
Stiftes Willen, wo es mit gutem Hen gefüttert und dann
wieder in den Wald geführt wurde. M i t t e August 1917,
konnte im Stadtgebiet (Willen) eine Rehgeiß erlegt werden.
D i e G e m s e : I u manchen Wintern kanu man von
Innsbruck aus — sei es m i t bewaffnetem oder auch mit
freiem Auge — einzeln wandernde oder in Rudeln ziehende
Gemsen beobachten, wie sie von den hinterwärts gelegenen
Tälern bei der Fran Hitt oder nahe dem Hafelckar auf die
Südseite der Nordkctte wechseln, an schneefreien Ecken nud
Schrofcn hoch ober der Waldcsgrenze weiden und spiele»,
dann wieder in tiefen Fnrchen, bis an den Banch einbrechend, durch den Schnee waten und mit der sinkenden
Sonne wieder dem Joch zusteigen. Solche Gcmsenrndcl zählen Wohl zn den ganz besonderen Eigentümlichkeiten unserer
Stadt, uud kciuc andere Laudeshanptstadt dürfte ähnliches
von fich behaupten können, (Möge der heurige harte W i n ter, der für unsere stolzen Tiere ein bitteres Los und viel
Huugcr bedeutet, dem Gcmscnbcstand nicht allzn viele Opfer abfordern uud bald wieder einer erträglicheren Jahreszeit, die den Tiereu das Auffinden einiger Gräslcin ermöglicht, weichen! Derzeit sind die Tiere durch Nahrungsmangel stark erschöpft uud ermattet nud daher noch mehr
dein Ersriernngstode preisgegeben,)
D e r H i r s c h : Es gab Winter, in denen in uno um
Innsbruck hcrnm Hirsche in größerer Anzahl erlegt wurden. — I m M a i 187,2 wurde ein gewaltiger Hirschbock ans
den Lanscr Köpfen gejagt. — I n Banmlirchen wnrde im
Jänner 1883 von einem Baueruburschen mit einer rostige»
Flinte ein Hirsch (Spießer) mit einem Gewicht von 97,
Kilogramm, welcher sich in das Dorf verirrt hatte, erlegt.
Am 4, Oktober 1887, war eine große Hirschjagd im Ahrcntalc nächst Innsbruck, Der ^agdpächtcr Baron v. Lazzarini
hatte mit unermüdlicher ^"wödaner wochculange Beobachtungen nach dem Aufeuthaltc des Tieres gepflegt. Den ersten tödlichen Tchnß gab der städtische Lehrer Bccrmoser
ab: Josef Zeiger versetzte dem Hirschen den Todesstoß, nach
dem zwischcndrcin auch der Pillcrwirt darauf geschossen
hatte. — Ende Dezember 1887 stolzierte ein Hirsch über
Mnhlan der Stadt zn. Da e-r ein bequemer Herr war, der
das kalte Innwasser scheute, benutzte er zum Uferwechsel

Nummr» :>

lieber die Mühlaüer ^ettcnoructe. Einige ^iage jpälcr
wurde er, »ach Aufgebot zahlreicher Iuusbrucker Weidmänner, in der Gegeud vom Bergisel ucucrdings gesichtet.
Endlich gelaug es eiuem bäuerliche» Nimrode, eine» wohl
gezielte» Schrotschuß darauf anzubriugeu.
Ein Hirsch
durcheilte iu der Nacht vom l9, ans den 2<», August 1888
mehrere Straßen der Stadt Innsbruck. Er kam vom I n n stcg her und gelaugte bis zum Margarcthenplatz (heute
Bozuer Platz). Vou dort lehrte er wieder auf den Neunweg znrück und versuchte die Verplankung beim Feslsaalbau
zu durchbrechen: ebenso versuchte er über das Git Hofgarten zu gclaugcu. Von Passanten gescheucht, flüchtete
der Hirsch dann gegen Mühlan. - Am 8. März 1903 wur
den unterhalb der Höttingcr Alpe von einer Jagdgesellschaft,
bestehend aus den Herren Nißl, Baumeister Gogl, Professor Hcinricher nnd Postsckretär Maaßler, zwei prächtige
Hirsche erlegt. — I n der Nacht znm 21, September 195U
wnrde von mehreren Personen in der Iuusbruckcr Altstadt eine Hirschkuh gesehen: sie lief vom Marktgrabcu durch
dell Tollingcrdnrchgaug in die Kiebachgasse und war dort
plötzlich verschwunden (ans der T i r . Tageszeitung 197,»,
Nr. 219, Seite 3).
D e r S t e i n b o c k : Auf der Martinswaud gab es
seinerzeit Steinböcke; sie waren im Jahre 17>4<) bis auf ein
einziges männliches Tier ausgerottet. I m 5)9. Abenteuer
des Thencrdank heißt es zwar von den Steinböcken: „Tersclbigen tier habt ir noch bißhcr uyc kaius gefangen." Aber
einem Jäger aus dem Zillertal war im Jahre 17,40 das
unerhörte Kunststück doch geluugeu, eine Steiubockgeiß
lebendig einzusaugen Um das seltene Wild wieder zu vermehren, gab die Regierung am 20. M a i desselben Jahres
dein Hüttmeister von Ratlenbcrg, Ambros Mornancr, den
Auftrag, auf Kosten seines Amtes die Geiß bis nach Straß
herauszuschaffen, dortselbst mit einigen Personen zu ihrer
Hut und Pflege auf ein Schiff oder eine Zille zn bringen
und auf dem Wasser herauf zu dem vereinsamten Steinbock
auf der Martinswand zn führen. Denn es sei zn besorgen,
daß die Geiß, wenn man sie ans andere Weise transportiere, bei der gegenwärtigen Hitze krank werde oder gar
sterbe. Der Befehl wurde auch ausgeführt; denn Eristan
Pair, Tchiffmann zu Straß, erhielt für das Herausführen
der Geiß bis Hall am 24. M a i zwei Gulden.
D e r B ä r : B i s vor gut 5,0 Jahren war cö keine Seltenheit, daß auch Bären auf InnSbrncker Boden oder in
dessen naher Umgebung herumstrichen.
I m Jahre 1793
wnrdc im Mühlauer Gebiete ein Bär erlegt und (hier für
einen solchen znm letzten Male) ein Schußgeld gezahlt. —
Allseits bekannt ist, daß Josef Spcckbachcr, der Freiheit?Held von anno Neuu, als Knabe auch einmal eine» große»
Bären erlegt hat. — Am 28, März 187>l wurde im Gasthans znm „Weißen Kreuz" ciu vou Stubaicr Jäger» erbeuteter Bär als immer seltener werdendes Iagdstück gegen
drei, Kreuzer Eintrittsgeld für den bei der I a a d verwundeten Schützen znr öffentlichen Schan ausgestellt. — I m
Winter 1869 zogen eine Anzahl Innsbrncker Nimrode in
das Scllrain ans Bärenjagd, Meister Petz hatte sich aber
von den Sellraiuern schönstens empfohlen uud begab sich,
über den Noßkogel spazierend, iu das obere Oberiuutal. —
Der Bär, über dessen Anwesenheit iu deu Iuusbruckcr
Beigen zwei Jahre hindurch Gerüchte im Uinlaus waren
nud des öfteren auch iu der Arzlcr Scharte, wo er sich
mehrmaligen Raubes vou Schafeu schuldig gemacht hatte,
gesehen wurde, wurde am i:l. November 1897, um 9 Uhr
vormittags im Gleirschlale bei Scharnitz von Oberjäger
Propst uud Jäger Robert Flamen erlegt; es war ein maunlaches Tier mit eiuer Lauge vou 1,77, Meter,
1897 machte
ein Bär deu Höltiugcr Bcrg unsicher. Deutliche Spureu
vou ihm wurde» au vicleu Stellen der Nordletle gesnude».
Es war anzunehmen, daß es derselbe war, der dann endlich