Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.1

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Inn«brucl

der jüngsten Vergangenheit, z. B. Trakl, Rilke, Weinheber,
dann erkennen wir, daft in der Auswahl der Themen, die
des Bcsungcnweridcns wert erachtet wurden, im Wortschatz,
den sprachlichen Wendungen, ja sogar in der Rechtschrci"
bung nur recht wenig beim alten geblieben ist. Vieles ging
verloren. Neues kam hinzu. Manches blieb gleich, nahezu
alles wurde umgewandelt. Mich die prosaschristcn eines
Adalbert Stifter, verglichen mit den Werken Hugo von Hol/
mannsthals, zeigen das gleiche Enlwicklungsbild. Wenn mir
die Miniaturen und Porträts der Biedermeierzeit betrachte»
und mit der großflächigen Kunst eines Egger-Lienz vergici"
chcn, erkennen wir ebenfalls leicht, daß auch in diesem
Kunstzmeige dieselben thematischen und technischen KnderuN"
gen und A e reiche rung e n eingetreten sind. Muß ich die pa>
rallelen im Gebiete der Plastik, des Bauens, der Kleidung,
der Sitten, des politischen Weltbildes usw. auch aufzeigen?
Wenn man nun mühelos in allen kulturellen und Zivilisa"
torischcn Änderungen des Menschengeschlechtes mährend
der letzten 150 Jahre solch weitgehende Änderungen fest"
stellen kann, soll es ,da mit der Musik anders zugegangen
sein? Darf man da erwarten, daß unsere gegenwärtigen
Komponisten Melodien, Harmonien, Rhythmen und ßormen,
kurz, alle Bausteine lmd Bestandteile der Musik in demselben
Zustande und der gleichen Äußerlichkeit sich meine zum
Verwechseln ähnlich) wie zur Zeit Beethovens und Schuberts erfinden, verwenden und schaffen? Ist es da nicht logisch, daß die lebenden „modernen" Komponisten „anders"
schaffen, daß Klänge und Melodien ihrer Werke anders
klingen, als sie uns aus dem Begriffe „Wiener Klassik" her
längst und innig vertraut sind? Doch jeder Mensch aus un<
screr Mitte erkennt beim Anhören eines Musikstückes mit
Leichtigkeit, ob es von Bach, Mozart, Beethoven, Johann
Strauß oder Schubert sei, ohne immer angeben zu können,
welches Werk er im besonderen Falle hört. An den Bau
eiementen der Musik, melodischen und harmonischen Wendüngen, Verzierungen, Rhuthmen und am Klangbild der
verwendeten Instrumente kann er dies aus dem unter«
bewußten Schatze der Erfahrung heraus mit ziemlicher
Sicherheit erkennen. Wenn, solcherart bestätigt, den Meister»
emer sgar nicht lang zurückliogendcni Vergangenheit ihre
erkennbare Eigenart in allen Bestandteilen der Musik zu
gebilligt wird, muß da nicht objektiver Gerechtigkeitssinn
auch all den Schaffenden der jüngsten Zeiten die Eigenständigkeit ebenfalls in allen Elementen ihrer Kunst zugcbi!
Nat werden? Nenn nun das oben angedeutete Ewigfüeßend»,"

Nummer

und Stets»sich aller Künste mit bedacht wird, dann darf es nicht wunder»
nehmen, daß die Komponisten der letzten 50 Jahre andere
Melodien und andere Harmonien, Rhythmen und formen
empfinden, schaffen und gestalten als unsere großen Meister
der Vergangenheit, die auch zu ihrer Heil jeweils erst „ge
morden" sind.
Somit märe eigentlich die Größe des Unterrichtsstoffes
„Musik" angedeutet, kille Kulturepochen der Menfchhci!
schufen „ihre" Musik, unerwartet viele üben noch ihren sin
fluß auf die unmittelbare Gegenwart aus. Den Weg zu de
ren Verständnis hat die Schule den Schülern zu ebnen,
deren Kenntnis zu vermitteln, daß jeder Lernende dereinst,
im Leben, sich hinwenden kann, wohin sein Herz ihn zieht.
Die Schule soll a l l e Epochen vermitteln, „ohne haß noch
Liebe" — — ohne subjektives Werturteil! Kann sie das?
Der Hauptfachunterricht allein! Keinesfalls! Jeder Lernende
erwirbt nur das Unterrichtsmaterial des eigenen Hauptfaches. Weder die Instrumcntaiisten lernen derart das große
Liedgut der Sänger noch diese die wertvolle Instrumental"
musik der Pianisten und Streicher kennen. Die zweite Quelle,
aus der unsere Schüler ihre Kenntnisse an Tonschöpfungen
aller Zeiten vervollständigen können, sind die Programm«
der Solisten und Orchcstcrkonzcrte. Jeder eifrige Konzert"
besucher weiß, wie unerhört konservativ lind werkarm dies«
tatsächlich sind. I n beiden aufgezeigten Punkten einzusehen
ist nun die Aufgabe der „Stunde der Musikschule": einmal
wertvolles Musikgut, das, zu Anlerrichtszmeckcn verwendet,
nur einem Teile der Lernenden bekannt ist, in bestmöglicher
Darbietung ldurch die Lehrkräfte der Schule) allen Schü"
lern der Anstalt zu vermitteln, Zum anderen die Konzert
programme zu ergänzen: wertvolle Werke der Literatur
aufzuführen, die aus irgend welchen Gründen in den Kon«
zcrtprogrammcn niemals aufscheinen. Werke der entfernte»
rcn Vergangenheit, der jüngsten Gegenwart, des Gemein
schaftsmusiziercns, der Hausmusik sollen in Ergänzung der
musikalischen Erziehung im Rahmen der Schule, aber auch
des öffentlichen Konzertlcbcns aufgeführt werden.
Allgemein zugänglich, um derart allen daran interessierten
Mitmenschen die Teilnahme zu ermöglichen, aber auch die
Arbeit, den ßleiß und die Leistungsfähigkeit der Lehrkräfte
unserer städtischen Musikschule der weiteren «Öffentlichkeit Zu
vermitteln.
Walter K u r z ,
proo. Leiter der städt, Musikschule,

Leiträ^e v o n D r . K a r l

Innsbruck vor hundert Jahren
Jänner 1853:
4. hält der bekannte Historiker Prof. ßicker im ßerdinandoum einen Vortrag über die mcstphälischen §ehni"
gerichte.
l?. gibt Bürgermeister Dr. Cleman in der Vürgerausschus,
sihung bekannt, daß die Unterrcalschule eröffnet werden
könne und hiefür der Prediger zur Mariaschcin, yoehm
Anton Sammcl, als Direktor ernannt worden sei. Der
Ausschuß beschließt, unverzüglich eine neue Bitte an das
Ministerium Zwecks endlicher Bewilligung einer voll
kommmen Realschule zu richten. Weiter» wird die Ve
stcllung eines Kontrollors in das Stadtkammeramt, we!
cher auch die Stelle eines Kassiers und Sekretärs des
Nrmcnfonds bekleiden follte, wegen der noch Ungewissen

Organisierung dos Stadtmagistrats nur provisovisch
mit einem Gehalt von 600 GI. vergeben,
18, erläßt Vicebürgermeistcr Dr. n. Peer einen Aufruf cm
die Bevölkerung zur Unterstützung der durch den Brand
in der Rächt vom 16. auf den 17. obdachlos geworde»en Steinachor, Da bei der Schnelligkeit des umsichgre!
senden Brandes nicht allein die meisten Häuser, sondern
ebenfalls die Getreide», Kutter» und Holzvorräte ncr>
brannten, war eine rasche Hilfe dringend nötig. Hilfs»
bereite Innsbruckcr Bürger schickten bereits am 1?.
einige Wagen mit Wäsche, Kleidungsstücken und LebensMitteln ab. Der Statthalter, welcher durch den Kreis
Präsidenten v. Kemplcr sofort 1000 GI. ans öffentlichen
Mitteln übcrsandt Halle, spendete bei seinem Besuch
persönlich noch 100 GI Auch der Bürgermeister von